In Minsk ist am Freitagabend ein ARD-Kamerateam vor seinem Hotel festgenommen und über Nacht in einer Polizeistation festgehalten worden. Das teilte der Westdeutsche Rundfunk mit, unter dessen Federführung das ARD-Studio Moskau steht, für das der Korrespondent Jo Angerer aus Belarus berichtet. Von dem Vorfall waren nach Angaben des Senders ein russischer Kameramann und ein russischer Kamera-Assistent betroffen, die für das ARD-Studio Moskau arbeiten, sowie einen belarusischer Producer.

Alle drei seien ordnungsgemäß akkreditiert gewesen, hieß es. Inzwischen wurden ihnen die offiziellen Akkreditierungen jedoch entzogen, ehe das dreiköpfige Team am Vormittag freigelassen worden ist. Die russischen Kollegen wurden des Landes verwiesen und mit einem Einreiseverbot nach Belarus für fünf Jahre belegt. Inzwischen befinden sie sich auf dem Weg nach Moskau. Dem belarusischen Producer droht am kommenden Montag ein Prozess. ARD-Korrespondent Jo Angerer war von der Verhaftung nicht betroffen.

Angerer hielt sich nach Angaben des WDR zu dem Zeitpunkt nicht bei dem Team auf, wurde aber am späteren Abend ebenfalls vor dem Hotel von der Polizei kontrolliert. Weder er noch Studioleiterin Ina Ruck haten bis zur Freilassung Kontakt zu dem festgesetzten Team. Bereits am Donnerstag waren bei Protesten in Belarus mehr als 200 Menschen von der Polizei festgenommen worden, darunter laut Reuters auch mehrere Dutzend Journalisten. Auch ein ZDF-Kamerateam wurde trotz bestehender Akkreditierung für mehrere Stunden festgehalten, teile das ZDF mit.

Jörg Schönenborn© WDR/Annika Fußwinkel
"Ich bin entsetzt über die aktuellen Geschehnisse und halte den Umgang mit unserem Team in Minsk für absolut inakzeptabel", sagte WDR-Programmdirektor Jörg Schönenborn (Foto) mit Blick auf den jüngsten Vorfall. "Die Festnahme und das Entziehen der Akkreditierung macht unser Team vor Ort quasi handlungsunfähig. Das zeigt erneut, dass eine unabhängige Berichterstattung in Belarus immer weiter erschwert und beinahe unmöglich gemacht wird. Wir lassen uns als öffentlich-rechtlicher Rundfunk jedoch nicht einschüchtern und werden alles daran setzen, dass unsere Journalisten auch weiterhin über die Vorgänge, Proteste und Demonstrationen in Belarus kritisch und unabhängig berichten können. Selbstverständlich hat die Sicherheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort dabei oberste Priorität."