Trauer um einen ganz großen kleinen Mann: Wie der WDR am Mittwoch bekanntgab, ist der Autor, Entertainer und Kabarettist Herbert Feuerstein in Erftstadt gestorben. Er wurde 83 Jahre alt. Während seiner langen Karriere wurde der gebürtige Österreicher mit zahlreichen Preisen geehrt, darunter mit dem Grimme-Preis, dem Bambi und dem Deutschen Comedypreis.

Der gelernte Musiker, der einst von vom Salzburger Mozarteum flog, weil er die Komposition des damaligen Präsidenten der dortigen Festspiele verriss, arbeitete zunächst als Journalist. 20 Jahre lang war er Macher und Chefredakteur des deutschen "MAD"-Magazins. Erst viel später, er war schon über 50, erlangte er auch im Fernsehen große Bekanntheit: Nach seiner ersten Sendung mit dem Titel "Wild am Sonntag" folgte 1990 die von Harald Schmidt präsentierte Ratesendung "Pssst...", in der Feuerstein als Mitglied des Rateteams zu sehen war.

Schmidteinander © imago images / Horst Galuschka Harald Schmidt und Herbert Feuerstein (1990)

Es war eine folgenreiche Begnung zwischen Feuerstein und Schmidt: Von 1990 bis 1994 führten die beiden - zunächst im WDR Fernsehen, später im Ersten - durch die legendäre Satireshow "Schmidteinander", für deren Konzept sich Herbert Feuerstein von amerikanischen Fernsehshows inspirieren ließ. Nicht zuletzt die ständigen Reibereien der beiden ungleichen Gastgeber war es, die dazu führten, dass "Schmidteinander" schnell "Kultstatus" erlangte. Gleichzeitig legte die Show den Grundstein für Schmidts spätere Erfolge als Late-Night-Moderator.  

"Ich hätte aus meinem Leben bestimmt einiges machen können."
Herbert Feuerstein in "Cicero" (2014) 

Feuerstein wiederum unterhielt das Publikum auch als Forscher und Entdecker in "Feuersteins Reisen" sowie in den beiden Ausgaben von "Feuersteins Nacht", mit denen er jeweils zwölf Stunden lang live sendete. In den ersten sechs Stunden des neuen Jahrtausends ging Feuerstein zudem noch einmal sechs Stunden lang mit "Feuersteins Morgengrauen" auf Sendung. Abseits des WDR hatte er außerdem mehrere Auftritte als Stuntman in der "Wochenshow", zudem war Feuerstein mehrere Jahre lang Mitglied im Rateteam der Neuauflage von "Was bin ich?" bei Kabel Eins.

Tom Buhrow © WDR/Annika Fußwinkel WDR-Intendant Tom Buhrow
"Wir bedanken uns bei Herbert Feuerstein nicht nur für 'Schmidteinander', eine Kult-Show, die Fernsehgeschichte geschrieben hat und vieles verändert hat", sagte WDR-Intendant Tom Buhrow. "Sondern auch für seinen klugen Humor, seine herrliche Albernheit, den intelligent durchdachten Anarchismus und viele, viele höchst unterhaltsame Fernseh- und Hörfunkstunden. So oft hat er uns zum Lachen gebracht. Heute sind wir traurig." 

Anlässlich des Erscheinens seiner Autobiografie hatte Herbert Feuerstein vor einigen Jahren einmal über seine Faszination für den Tod gesprochen. "Das ist die Mischung von Neugier, Sehnsucht und Angst", sagte er damals im Interview mit "Cicero". Ich gehöre zu den Leuten, die in die depressive Richtung neigen. Ich trage viele Ängste in mir. Manche sind verschwunden, manche sind hinzugekommen. Die Lebensangst hat mich in allen meinen neun Leben begleitet. Da ist der Tod der bestimmende Faktor. Manchmal meine ich, längst schon tot zu sein, seit 40 Jahren oder so. Es ist nur eine Illusion, dass ich weiterlebe. Eigentlich gibt es mich längst nicht mehr. Ich bin sehr jung gestorben. Irgendwo schade, ich hätte aus meinem Leben bestimmt einiges machen können."

WDR nimmt Sondersendungen ins Programm

Anlässlich des Todes von Herbert Feuerstein wird das WDR Fernsehen am Mittwoch um 22:15 Uhr den einstündigen Film "Herr Feuerstein schreibt seinen Nachruf. Und lebt noch 2091 Tage" von Klaus Michael Heinz ausstrahlen. Im Radiosender WDR5 läuft außerdem ab 20:04 Uhr die Sendung "Herbert Feuersteins Nachruf auf sich selbst" von Michael Lohse.