Nachdem rabenschwarzen zweiten Quartal hat sich die Lage der deutschen TV-Branche über den Sommer wieder enorm aufgehellt. Nachdem ProSiebenSat.1 in der vergangenen Woche schon erfreuliche Geschäfts-Zahlen melden konnte, legte nun die RTL Group nach. Statt des vom Konzern selbst prognostizierten Rückgangs der Werbeumsätze um 10 Prozent, lagen sie in den Monaten Juli bis September nur noch 2,1 Prozent unter dem entsprechenden Wert des Vorjahres.

Da die RTL Group in ihrer Mitteilung keine Aufschlüsselung nach einzelnen Ländern vornimmt ist ein direkter Vergleich mit ProSiebenSat.1 schwierig, da zu den Kernmärkten der RTL Group neben Deutschland auch Frankreich und die Niederlande gehören, trotzdem hat sich die RTL Group in Sachen Werbeumsatz offenbar etwas besser geschlagen als die Konkurrenz aus Unterföhring, die hier einen Rückgang im 3. Quartal um sechs Prozent berichtet hatte. Für die ersten neun Monate spricht die RTL Group dann auch davon, dass man im Netto-TV-Werbemarkt sowohl in Deutschland als auch in Frankreich Marktanteile gewonnen habe.

Betrachtet man nicht nur die TV-Werbung, sondern den Gesamt-Umsatz des Konzerns, dann lag der Rückgang im Vergleich zum Vorjahr bei nur 1,5 Prozent auf nun 1,4 Milliarden Euro. Durch den starken Einbruch im 2. Quartal bleibt auf Neun-Monats-Basis allerdings das Umsatz-Minus noch bei weiter gewaltigen 11,8 Prozent. Während mit Werbung weniger umgesetzt werden konnte, stiegen die Einnahmen im Streaming-Geschäft an. TVNow in Deutschland und Videoland in Holland setzten zusammen in den ersten neun Monaten 124 Millionen Euro um, 24 Prozent mehr als noch ein Jahr zuvor - im Vergleich zu den 2,1 Milliarden Euro Werbeeinnahmen macht das aber natürlich weiterhin nur einen Bruchteil aus. Die Anzahl zahlender Abonnenten der beiden Streamingdienste liegt nun bei 1,79 Millionen, 32 Prozent mehr als im Vorjahr. Auch hier gibt es wie gehabt leider keine Aufschlüsselung nach einzelnen Ländern.

Thomas Rabe, Bertelsmann- und RTL-CEO, gibt sich weiter vorsichtig: "Wir beobachten weiterhin die schnelle weltweite Ausbreitung der vom Coronavirus verursachten Krankheit und deren wirtschaftlichen Einfluss auf unsere Geschäfte. Wir fokussieren uns dabei weiterhin auf die Gesundheit unserer Mitarbeiter, die Kontinuität unserer Geschäfte, Kosten- und Liquiditätsmanagement." Unter der Voraussetzung, dass sich die Erholung der Wirtschaft fortsetzt, erwartet man fürs Gesamtjahr jetzt aber einen Umsatz in Höhe von 5,8 Milliarden Euro sowie ein Adjusted EBITA (Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) von etwa 720 Millionen Euro - "getrieben von der Stärke der Mediengruppe RTL Deutschland", wie es heißt. Dadurch können die Aktionäre der RTL Group auch im Corona-Jahr 2020 wohl mit einer stattlichen Dividende rechnen. Die Dividenden-Politik sieht vor, dass 80 Prozent des Netto-Gewinns ausgeschüttet wird.

Auch die Konzernmutter Bertelsmann blickt nun wieder erheblich optimistischer auf dieses Jahr. Konzernweit gab es im 3. Quartal sogar schon wieder ein Umsatzwachstum um 1,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, damit verringerte sich auf Neunmonatssicht der Umsatzrückgang auf 6,3 Prozent, bereinigt um Portfolio- und Wechselkurseffekte sogar auf nur 4,8 Prozent. "Besonders robust zeigten sich erneut die Buchverlage, das Musikgeschäft, die Arvato-Dienstleistungsgeschäfte und das Bildungsgeschäft", teilt das Unternehmen mit.

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