Seit 2018 verleihen die Neuen deutschen Medienmacher*innen den Medien-Negativpreis Goldene Kartoffel. Ausgezeichnet wurden in den ersten beiden Jahren "Bild"-Chef Julian Reichelt und die Talkshows von ARD und ZDF. 2020 geht der Preis an Spiegel TV wegen ihrer Berichterstattung über Clan-Kriminalität in Deutschland. Als Begründung heißt es von der Jury, die Berichte von Spiegel TV seien unterm Strich "verzerrt, stigmatisierend und rassistisch".

Der fast ausschließliche Fokus auf "Clans" erwecke den Anschein, mafiöse Vereinigungen in Deutschland seien vornehmlich arabische Familien oder Rom*nja. "Das BKA ordnet aber nur etwa acht Prozent der Verfahren zur Organisierten Kriminalität der so genannten ‘Clan-Kriminalität’ zu", heißt es in einer Mitteilung zur Preisvergabe. Andere Formen der Organisierten Kriminalität würden deutlich seltener thematisiert werden. "Folgt man der Berichterstattung von Spiegel TV, versinkt Deutschland in Kriminalität, beherrschen ‘Clans’ ganze Städte und ein schwacher Staat ist dieser Entwicklung hilflos ausgeliefert. Mit der Realität hat das nichts zu tun."

Kritisiert wird außerdem, dass Spiegel TV in der Berichterstattung Aussagen von Polizisten unkritisch übernehmen würde. Die Arbeitsweise der Sicherheitsbehörden werde "distanzlos" begleitet. Spiegel TV erhält den Negativpreis auch stellvertretend für andere Medien. Die Jury bezeichnet die Berichterstattung von Spiegel TV als "stilprägend" für das Genre der "reißerischen Clan-Reportage". Weitere Nominierte wegen ihrer Clan-Berichterstattung sind "Bild", RTL, ntv, RBB, ZDF, "NZZ", "Der Tagesspiegel", "Berliner Zeitung" und "Die Welt".

 


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