Ruhig war es um Entertainer Thomas Gottschalk in den vergangenen Wochen wahrlich nicht. Einen echten Quotenerfolg feierte der ehemalige "Wetten, dass..?"-Moderator kürzlich mit dem ProSieben-Format "Wer stiehlt mir die Show?", dessen Quoten genau bei der Episode explodierten, die Gottschalk moderierte. Schlagzeilen brachten ihm aber auch andere Auftritte ein; etwa der in der missglückten WDR-Gesprächsrunde "Die letzte Instanz" über die Frage, ob die Zigeunersoße umbenannt werden muss, und eine Rede von ihm auf der neuen Plattform Clubhouse, in der er sich über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk echauffierte.

In einem Beitrag in der "Welt am Sonntag" versuchte sich Gottschalk nun an einer Einordnung. "So eine Laberbude wie Clubhouse wirkt natürlich wie eine Droge auf mich, und als es dort um Sinn und Unsinn des öffentlich-rechtlichen Fernsehens  ging, habe ich reflexhaft die Hand gehoben", schrieb der Moderator. Nein, eine Wutrede sei es nicht gewesen, stellt er klar, vielmehr habe er seine "kritische Meinung" kundgetan. Gottschalk, der sich als Fan des öffentlich-rechtlichen Rundfunks bezeichnet, ärgere sich darüber, wie sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk "in verkrusteten Strukturen zu Tode verwaltet". Mit der Meinung, die ARD-Anstalten müssten sich neu strukturieren, steht der Moderator übrigens keinesfalls alleine da. Zuletzt sprach sich die Programmdirektorin des HR, Gabriele Holzner, gegenüber DWDL.de für mehr Kooperationen unter den Sendern aus. 

"Ich werde gewisse Begriffe nicht mehr benutzen und diese nicht zähneknirschend vermeiden, weil es die Political Correctness verbietet, sondern weil einem Menschen mit meiner Eloquenz unzählige Worte zur Verfügung stehen, die weder missverständlich sind noch aus einer Denkschule kommen, die ausgedacht hat." Thomas Gottschalk in der "WELT am Sonntag"

Gottschalk selbst betonte, er habe aus den vergangenen Wochen gelernt – auch in Bezug auf seinen Sprachgebrauch. Man müsse zur Kenntnis nehmen, erklärt er in der Sonntagszeitung, dass es so, wie es immer ging, eben nicht mehr gehe. "Ich werde gewisse Begriffe nicht mehr benutzen und diese nicht zähneknirschend vermeiden, weil es die Political Correctness verbietet, sondern weil einem Menschen mit meiner Eloquenz unzählige Worte zur Verfügung stehen, die weder missverständlich sind noch aus einer Denkschule kommen, die ausgedacht hat." Konkret in Bezug auf die Debatte um die Zigeunersoße erklärte Gottschalk nun, er werde diesem Begriff fortan die rote Karte zeigen. 

Dass er mit seinen jüngsten Äußerungen Menschen enttäuscht habe, die mit ihm groß geworden seien, entsetze ihn. Entschuldigen will sich Gottschalk, anders als die Talkgäste Micky Beisenherz und Janine Kunze, Moderator Steffen Hallaschka oder der WDR, übrigens nicht – nichts von ihm sei schließlich verletzend oder gar bösartig gemeint gewesen. Sein Weltbild sei eben, so schreibt er, im vergangenen Jahrhundert entstanden. Aber er sei bereit zu lernen. "Ein altes Hirn sollte in der Lage sein, neu zu denken. Aber dazu muss es entrümpelt werden und nicht nur ein Messie weiß, wie schwer es ist, sich von vertrautem Krempel zu trennen, selbst wenn er unbrauchbar geworden ist." 

In seinem "WamS"-Beitrag beschreibt Gottschalk auch einen Wandel der Gesellschaft. "Es gab Zeiten, in denen habe ich mich auf ein '... der Thommy darf das' und das achselzuckende 'So isser halt' der Verantwortlichen verlassen können", gibt sich Gottschalk nachdenklich und verweist darauf, mit dieser "Wurstigkeit" bis zu 20 Millionen Menschen vor die Bildschirme geholt und umarmt zu haben. Damals, auf der großen Showbühne von "Wetten, dass..?" habe er sich nicht verstellen müssen – er sei von allen eben so verstanden, wie er es auch meinte. "Hätte ich damals gelernt, mich zu verstellen, würde ich diese Kunst heute beherrschen. Also rede ich oft noch heute so, wie ich es gestern ungestraft konnte", erklärt der Showmaster.

Ein ums andere Mal schon habe Gottschalk "dummes Zeug" erzählt, es aber niemals böse gemeint oder gar jemandem weh tun wollen. Es scheint beinahe, als starte der 70-Jährige nun selbst einen Prozess der Veränderung. Einen Prozess, so ist zwischen den Zeilen zu lesen, der aber nicht von einem Tag auf den anderen abgeschlossen ist. Bei der nachwachsenden Generation erkennt er indes eine "neue Gefühligkeit, die wir nicht kannten." Es sei schön, dass die nachwachsende Generation sensibler sei, gleichwohl wünscht sich der Showmaster, dass sie "auch so fröhlich alt" werde wie Gottschalks Generation.

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