Schon seit einiger Zeit steht fest, dass Sky mit Sky Crime, Sky Comedy, Sky Nature und Sky Documentaries in diesem Jahr vier neue, lineare Kanäle starten will. Die beiden letztgenannten erblicken erst im Herbst dieses Jahres das Licht der Welt, für Comedy- und Crime-Fans geht’s aber schon früher los. Wie Sky jetzt angekündigt hat, starten Sky Crime und Sky Comedy am 1. April. Und weil es bei diesem Datum eventuell doch noch zu Unklarheiten kommen könnte, stellt Sky-Programmchefin Elke Walthelm bei einer Pressekonferenz am Montag klar, dass es sich dabei um keinen Aprilscherz handelt. 

Elke Walthelm © Elke Walthelm Elke Walthelm
Zusammen mit Christian Asanger, Vice President Entertainment, stellte Walthelm die beiden Sender und ihre Inhalte vor. So konzentriert man sich bei Sky Crime auf das nach wie vor boomende Genre True Crime. Dort liegt auch die Abgrenzung zu Sky Krimi, das es auch weiterhin geben wird. Während auf dem einen aber fiktionale Stoffe zu sehen sind, will man sich bei Sky Crime eben auf Verbrechen konzentrieren, die es so wirklich mal gegeben hat. Man schaffe ein zu Hause für alle Fans von True Crime, sagt Walthelm. Der Claim des Senders: "Nicht ist wie es scheint". 

Für die Wochen nach dem Start hat man auch schon eine Handvoll Eigenproduktionen angekündigt. Bereits bekannt etwa war eine Wirecard-Doku von Gabriela Sperl, die am 13. Mai beim Sender zu sehen sein wird. Sperl war am Montag in der Pressekonferenz von Sky auch zugeschaltet und sprach über die schwierigen Produktionsbedingungen. Durch Reiserestriktionen habe man nicht alles so drehen können, wie man es gerne gemacht hätte. Noch sei der Film auch nicht fertig. Darüber hinaus arbeiten Sperl und Sky ja auch für eine fiktionale Wirecard-Serie zusammen, hier befindet man sich aber noch in der Entwicklung. 

Grundsätzlich lege man beim Sender den Fokus auf "Mord und Totschlag", sagt Asanger. In der Daytime könne es auch leichtere Fälle geben. Mit "Schwarzer Schatten - Serienmord im Krankenhaus" hat man zudem eine vierteilige Reihe angekündigt, in der man sich um Deutschlands wahrscheinlich schlimmsten Serienmörder beschäftigt - den ehemaligen Krankenpfleger Niels Högel. Der wurde 2019 wegen Mordes in 85 Fällen verurteilt. Eine Bühne wollen Sky und Kinescope ihm aber nicht geben, es soll vor allem um Opfer und Angehörige gehen, die zu Wort kommen. Mit an Bord ist hier auch Radio Bremen, eine Ausstrahlung ist für den Herbst geplant. In "Anwälte des Bösen" will man sich ab dem Sommer mit Strafverteidigern beschäftigen, die Mörder vertreten. Produzent ist Constantin Entertainment. 

"Verbrechen von nebenan" wird verfilmt

Und dann hat Sky für seinen True-Crime-Sender auch noch die Verfilmung des Podcasts "Verbrechen von nebenan" mit Philipp Fleiter angekündigt. Ansager & Schnipselmann produzieren fünf Episoden und ein Best-of, thematisiert werden die beliebtesten Podcast-Fälle, aber auch neue Verbrechen. Fleiter hat in dem Format Gerichtsreporter, Rechtsmediziner, Polizisten, Rechts- oder Staatsanwälte oder Psychologen zu Gast. Neben Originalbildern will man aber auch viel mit Zeichnungen, sogenannten Graphic Novels arbeiten, um Geschichten zu erzählen. Die Ausstrahlung soll im Sommer starten. Hinzu kommen bei Sky Crime noch viele Lizenz-Produktionen wie etwa "The Vow" (HBO), "The Mark of a Killer" oder auch "Killer Couples". Vereinzelt will man auch fiktionale Stoffe zeigen. 

Das trifft auch auf Sky Comedy zu, wo es jeden Freitagabend Filme zu sehen gibt, etwa die "American Pie"-Reihe. Und auch sonst gibt es viel Fiction, so zeigt der neue Sender unter anderem "Schitt’s Creek" von Anfang an oder auch Serien wie "Superstore", "Brooklyn Nine-Nine" oder "The Mindy Project". Aber auch der vor einigen Jahren zurück ins Fernsehen geholte "Quatsch Comedy Club" findet bei Sky Comedy in Zukunft eine neue Heimat, die nächste Staffel startet direkt am 1. April. Die Doppelfolgen gibt's ab 21:25 Uhr zu sehen. Und auch die kommenden Ausgaben von "Comedy@Sky" werden auf dem neuen Kanal laufen. Der Claim des neuen Senders lautet in Anlehnung an die Corona-Pandemie: "Immun. Gegen. Schlechte Laune". 

Deutsche Version von "Spitting Image"?

Christian Asanger © Sky Christian Asanger
Ein Neuzugang bei Sky ist Dieter Nuhr, der sich für den neuen Comedy-Sender mit der Geschichte des Humors beschäftigt. Ab dem 1. April zeigt Sky zur besten Sendezeit "Eine kurze Geschichte des Humors - mit Dieter Nuhr". In den drei von B28 produzierten Ausgaben beschäftigt sich Nuhr mit der Frage, wo Humor herkommt und wie er sich im Laufe der Zeit verändert hat. Und dann holt Sky Comedy mit "Spitting Image" auch die britische Puppen-Comedy nach Deutschland. Im vergangenen Jahr feierte das Format nach mehr als 20 Jahren Pause ein Comeback beim BBC/ITV-Dienst Britbox. Diese neuen Ausgaben werden ab dem 6. April erstmals in Deutschland laufen, mit Angela Merkel und Jürgen Klopp gibt’s auch zwei deutsche Puppen. "Wir überlegen auch, ob es Sinn macht, eine deutsche Version zu produzieren", sagte Christian Asanger am Montag bei der Pressekonferenz. Fix ist an dieser Front aber noch nichts. 

Vor etwas mehr als vier Jahren startete Sky mit Sky One seinen letzten neuen Sender. Jetzt sieht man offenbar Bedarf für noch mehr lineare Ausspielwege. Es ist eine Strategie, die die Free-TV-Konkurrenz zuletzt nicht mehr hatte. Das Tempo, in dem Sendergruppen immer neue Kanäle an den Start brachten, hat spürbar abgenommen. Sky bringt 2021 nun gleich vier Sender an den Start. Wie erwartet speisen sich diese vor allem aus Lizenzware - und das hat auch Auswirkungen auf Sky One, das bisherige Baby der Pay-TV-Familie. Denn dort laufen bislang auch Comedy-Serien wie "Modern Family", "Single Parents" und "Lass es, Larry". Die werden künftig wohl bei Sky Comedy zu Hause sein - ebenso wie der "Quatsch Comedy Club". Mit entsprechenden Folgen für Sky One.

Interessant sind die Neustarts aber auch im Hinblick auf die externen Partner von Sky. Braucht man überhaupt noch Sender wie TNT Comedy und Crime + Investigation auf der eigenen Plattform, wenn man nun selbst in dem Genre aktiv ist? Über allem steht jedenfalls die Erkenntnis, dass der Entertainment-Bereich für Sky immer wichtiger wird. Das war schon in den vergangenen Jahren so. Und in dem Jahr, in dem man die Champions League ein letztes Mal übertragen wird und auch viele Bundesliga-Spiele verliert, ist die Unterhaltung für Sky wichtiger denn je.