Einen Termin für die Wahl des Nachfolgers oder der Nachfolgerin für ZDF-Intendant Thomas Bellut gibt es noch nicht. Idealerweise soll sich der ZDF-Fernsehrat vor Ort treffen, um zu bestimmen, wer mindestens in den kommenden fünf Jahren die Geschicke des ZDF lenken wird - und angesichts der Entwicklung der Corona-Inzidenzwerte scheint das in absehbarer Zeit auch möglich. Bellut hatte im Frühjahr erwartungsgemäß angekündigt, altersbedingt nicht für eine dritte Amtszeit zur Verfügung zu stehen, die aktuelle läuft Mitte März 2022 aus.

Als gewissermaßen "logischer" Favorit gilt Norbert Himmler, der Bellut schon in dessen vorheriger Funktion als Programmdirektor des ZDF nachfolgte - und der ja auch eine beachtliche Erfolgsbilanz vorzuweisen hat: Das ZDF ist so stark wie seit Jahrzehnten nicht unterwegs, ungefährderter Marktführer beim Gesamtpublikum und auch in Sachen Mediathek gut aufgestellt. Er hat also gute Argumente auf seiner Seite.

Es gibt aber natürlich auch weitere naheligende Kandidatinnen aus dem ZDF, von denen bislang aber laut "SZ" noch niemand die Kandidatur erklärt hätte. Nun bringt das Blatt aber auch eine externe Anwärterin ins Spiel: Tina Hassel, die aktuell das Hauptstadtstudio der ARD leitet. Sie soll dem Bericht zufolge vom "roten Freundeskreis" im ZDF-Fernsehrat gegen Himmler in Stellung gebracht werden, der beim "konservativen Freundeskreis" als gesetzt gilt. Hassel hat eine lange ARD-Karriere hinter sich, war seit den 90ern als Redakteurin, Moderatorin und Auslandskorrespondentin im Einsatz, ehe sie Mitte 2015 die Leitung des Hauptstadtstudios übernahm.

Trotz Reformen ist der Fernsehrat noch immer in zwei von Parteien gerpägten Fraktionen gespalten. Da für die Wahl eine 3/5-Mehrheit nötig ist, kann keiner der sogenannten "Freundeskreise" ohne Unterstützung aus dem jeweils anderen einen Kandidaten oder eine Kandidatin alleine durchbringen. Auch nach außen sicher scheinende Favoriten können durch gegenseitige Blockaden daher bei ZDF-Intendantenwahlen noch scheitern. Da auch in der Sitzung noch neue Kandidatinnen und Kandidaten vorgeschlagen werden können, gab es in der Geschichte des ZDF schon mehrfach neue Intendanten, die kurz zuvor noch niemand auf dem Zettel hatte - Markus Schächter etwa oder Karl-Günther Hase waren beide solche Spontan-Kompromiss-Kandidaten.

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