Gerade erst hat Sat.1 mit seiner Politshow "Kannste Kanzleramt?" gute Quoten erzielt. Deren Konzept ist simpel: Annalena Baerbock, Armin Laschet und Olaf Scholz ließen sich von Schülerinnen und Schülern befragen - und heraus kam ein ebenso unterhaltsames wie lehrreiches Format. Weil die Kinder in der Show ohne Maske im Klassenraum saßen, hat "Bild" im Anschluss an die TV-Ausstrahlung in einem Artikel die Frage gestellt: "Warum dürfen die Kinder in der Wahlkampf-Show, was ihnen in den meisten deutschen Klassenzimmern verwehrt wird?"

Die Kinder, so der empörte "Bild"-Vorwurf, bekämen nur deshalb "maskenfrei", um für den Wahlkampf als "niedliche Kulisse" herzuhalten. In dem Artikel wird auch ein Sat.1-Sprecher zitiert, der darauf verweist, dass "alle gesetzlichen Hygieneauflagen umgesetzt" worden seien. "Alle Anwesenden waren den Empfehlungen der Berufsgenossenschaft folgend negativ auf Covid 19 getestet und mussten deshalb keine Maske tragen."

In Unterföhring stört man sich allerdings daran, dass "Bild" den ersten Satz des Senderzitats wegließ und dadurch der Eindruck enstand, dass für Kanzlerkandidatinnen und -kandidaten in Klassenräumen andere Gesetze gelten als für "normale" Menschen. In seinem Statement, das DWDL.de vorliegt, verweist Sat.1 nämlich auch darauf, dass es sich bei "Kannste Kanzleramt?" um "eine Fernsehproduktion wie 'Gute Zeiten, schlechte Zeiten' oder der 'Bild'-Talk 'Viertel nach Acht'" handle.

Diesen Hinweis wollte "Bild" aber wohl lieber nicht im Artikel lesen. Denn tatsächlich liegt hierin ein wichtiger Unterschied: Dass die Kinder genauso wie Baerbock, Laschet und Scholz keine Masken tragen mussten, hatte nichts mit einer Ausnahmeregelung für den Wahlkampf zu tun, wie sie "Bild" suggeriert, sondern alleine damit, dass es sich in diesem Fall bei dem Klassenzimmer um einen Drehort handelte, für den schlicht andere Bedingungen und Regelungen greifen.

Sat.1-Sendersprecher Christoph Körfer zu DWDL.de: "Der Aufschrei aus der 'Bild'-Redaktion war zu Recht groß, als der MDR das 'Bild'-Logo in einem Beitrag von einem Mikrofon entfernt hat. Mindestens ebenso journalistisch fragwürdig ist es, dass 'Bild' in einem Text bewusst auf entscheidende Fakten verzichtet. 'Bild' hat zudem ein erklärendes Zitat so gekürzt und entstellt, um einen Skandal zu inszenieren, der kein Skandal ist. Das alles nicht zufällig - sondern mit Vorsatz."

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