Vor etwas mehr als zwei Wochen hatte der WDR angekündigt, dass Florence Randrianarisoa und Nemi El-Hassan "Quarks" demnächst moderieren sollen, beim Wissenschaftsformat sollten sie eigentlich die Nachfolge von Mai Thi Nguyen-Kim antreten, die inzwischen bekanntlich für das ZDF arbeitet. Kurz darauf wurden aber Antisemitismus-Vorwürfe gegen El-Hassan laut. Der WDR kündigte eine sorgfältige Prüfung an - und die ist nun offenbar abgeschlossen. 

Tom Buhrow hat laut der Nachrichtenagentur dpa am Dienstag gegenüber dem Rundfunkrat angekündigt, dass Nemi El-Hassan "Quarks" nicht moderieren wird. Der WDR-Intendant findet die Teilnahme der Journalistin an einer Al-Kuds-Demonstration vor einigen Jahren demnach weniger problematisch. Davon hatte sich die Journalistin ohnehin distanziert und entschuldigt. Buhrow geht es laut der dpa aber auch um fragwürdige Likes in den sozialen Netzwerken, die noch nicht so lang zurückliegen sollen. Nachdem sich die Debatte um sie entzündet hatte, sollen auf diversen Social-Media-Accounts der Journalistin Lösch-Aktionen stattgefunden haben, El-Hassans Twitter-Account ist inzwischen auf privat gestellt. 

Mehr zum Thema

"Es ist eine schwierige, schwierige Abwägung", sagte Buhrow nach Angaben der dpa gegenüber den Rundfunkräten. Eine Moderation würde aber in jedem Fall zu einer unangebrachten Politisierung der Sendung führen. Buhrow erklärte allerdings auch, dass man derzeit überlege, die Journalistin als Autorin bei "Quarks" einzusetzen. Sie würde dann für die Sendung arbeiten, aber nicht wie geplant vor, sondern hinter der Kamera. 

Arbeitet El-Hassan künftig für den WDR? 

Diese Überlegung kommt aber offenbar nicht überall gut an. Im Rundfunkrat habe es demnach überwiegend Kritik an dem Plan gegeben, El-Hassan auch weiterhin zu beschäftigen. "Wir dürfen doch nicht so tun, als ob es unterschiedlich wichtige Aufgabenbereiche im WDR gibt", hieß es in einer Wortmeldung laut der dpa. Der Rundfunkratsvorsitzende Andreas Meyer-Lauber sagte demnach: "Antisemitische Positionen können und dürfen im WDR keinen Platz haben." Die Personalentscheidung könne man Buhrow aber nicht abnehmen. 

In einer ersten Stellungnahme nach Aufkommen der Vorwürfe bezeichnete Nemi El-Hassan die damalige Demo-Teilnahme als "Fehler". Kurz darauf erschien ein Interview mit ihr im "Spiegel". Darin erklärte sich die Journalistin und sagte, sie sei "einfach komplett unreflektiert und uninformiert" gewesen. Sie könne zudem nicht ausschließen, auf der Demo Dinge gesagt zu haben, die "antizionistisch sind und Israelfeindlichkeit bedienen". El-Hassan: "Ich schäme mich für diese Zeit." Über ihre fragwürdigen Likes in den sozialen Netzwerken ging es in dem Interview nicht.