3sat hat in der Nacht zu Samstag darauf verzichtet, die neue Ausgabe der SWR-Kabarettshow "Spätschicht" auszustrahlen. Stattdessen wurde die Aufzeichung eines Bühnenprogramms von Florian Schroeder gesendet. Grund für die Entscheidung ist ein Auftritt Lisa Fitz, die bei einem Gastauftritt mächtig ins Schwurbeln über die Corona-Pandemie geriet. So bezeichnete sie Regierende als Panikmacher, "die 99 Prozent Lemminge steuern" und behauptete zugleich, es gebe inzwischen EU-weit 5.000 Corona-Impftote. Dabei ist gar nicht bekannt, wie viele Menschen durch eine Impfung gestorben sind. 

Die "taz", die zuerst über den fragwürdigen Fitz-Auftritt berichtet hatte, verwies in diesem Zusammenhang auf einen Sicherheitsbericht des Paul-Ehrlich-Instituts, wonach von 1.802 "Verdachtsmeldungen" in Deutschland die Rede sei, in denen über einen tödlichen Ausgang in unterschiedlichem Abstand zur Impfung berichtet wird. Allerdings sei keinesfalls klar, dass die Personen an den Folgen der Impfung verstorben sind. Fitz' Quelle ist einigermaßen fragwürdig: Laut "taz" stützt sie sich unter anderem auf eine EU-Parlamentsinitiative der rechten französischen EU-Abgeordneten Virginie Joron vom Rassemblement National, die zugleich als Coronaleugnerin bekannt ist. Der SWR räumte ein: "Mittlerweile hat sich herausgestellt, dass die in diesem Antrag benannten Zahlen der Impftoten aller Wahrscheinlichkeit nach nicht belastbar sind."

Bei 3sat wollte man die von Lisa Fitz verbreiteten Aussagen daher lieber nicht senden. "3sat hat gestern auf die Diskussion um die Sendung 'Spätschicht' reagiert und das Programm weder ausgestrahlt, noch in die 3sat Mediathek eingestellt", erklärte ein ZDF-Sprecher gegenüber der "taz". In der ARD-Mediathek steht die jüngste Ausgabe der Kabarettshow allerdings schon seit Tagen zum Abruf bereit - am Samstag wurde der Auftritt sogar noch einmal separat hochgeladen, übrigens ohne die einleitenden Worte von Moderator Florian Schroeder.

Schroeder hatte sich zuvor nämlich bereits von den zu erwartenden Aussagen der Kabarettisin distanziert. "Den Öffentlich-Rechtlichen wird ja häufig vorgeworfen: alles eins, immer die gleichen Meinungen, keine Vielfalt, immer seid ihr euch einig", sagte Schroeder. In der "Spätschicht" werde hingegen Wert auf Meinungsvielfalt gelegt. "Und deshalb folgt jetzt eine Meinung, die ich persönlich absolut nicht teile und die trotzdem hier stattfinden darf", sagte er, ehe der Auftritt von Lisa Fitz folgte. 

Anders als 3sat war die "Spätschicht"-Ausgabe bereits vor einigen Tagen im SWR Fernsehen zu sehen. Auf "taz"-Anfrage erklärte eine SWR-Sprecherin, dass die Redaktion den "heiklen Beitrag" nicht habe ablehnen wollen. "In der Abwägung von einem möglichen und erwartbaren Vorwurf der Zensur versus Meinungsfreiheit im öffentlich-rechtlichen Rundfunk haben wir uns bewusst dazu entschieden, diesen Text zu senden, um die Pluralität der vorkommenden Meinungen in der 'Spätschicht' zu beweisen." Mindestens unglücklich wirkt es allerdings, dass der Auftritt von Lisa Fitz den Schlusspunkt der Sendung bildete.