Die Funke Mediengruppe und damit der drittgrößte Verlag des Landes hat seinen Austritt aus dem Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger angekündigt. Man werde die Mitgliedschaft fristgerecht mit einem halben Jahr Vorlauf zum 30. Juni kündigen, berichtet die "FAZ" unter Berufung auf einen Brief von Funke-Geschäftsführer Christoph Rüth an die noch verbliebenen drei Vize-Präsidenten des Verbandes. Ein Problem hat Funke dabei vor allem mit dem weiterhin amtierenden Präsidenten Mathias Döpfner.

Diese weitere Eskalationsstufe zeigt nun vor allem, das die gewählte Strategie des BDZV, die Skandale um Döpfner einfach auszusitzen, nicht aufgeht. Die Funke-Gruppe hatte sich nach Bekanntwerden des Skandals um Julian Reichelt und den Berichten über die unrühmliche Rolle des Springer-Vorstands, der Reichelt trotz der Vorwürfe halten wollte, bereits zwei Mal deutlich von Döpfner distanziert und indirekt dessen Rücktritt gefordert. Obendrein hatte Döpfner, der ja eigentlich als Verbandspräsident die Interessen aller Verlage vertreten müsste, Berichten zufolge sein eigenes Haus als "letzte Bastion der Unabhängigkeit" und andere Journalistinnen und Journalisten per se als "Propagandahelfer" verunglimpft.

Trotzdem behielt er die Rückendeckung des überwiegenden Teils der BDZV-Mitglieder, bei der letzten Delegiertenversammlung kam das Problem trotz des kurz zuvor veröffentlichten Berichtes in der "FT" erst gar nicht mehr richtig zur Sprache. Madsack-CEO Thomas Düffert legte als Reaktion darauf seinen Vize-Posten beim BDZV nieder, verblieb aber trotzdem im Präsidium. Die Rückzugs-Forderung Funkes wollten die verbliebenen Vize-Präsidenten dann dadurch abfedern, dass sie Funke-Verlegerin Julia Becker den frei gewordenen Posten anboten - dass sie diesen unter dem so kritisierten Mathias Döpfner als Verbandsboss kaum würde annehmen können, müsste aber eigentlich klar sein.

Rüth wiederholte die Sorge um die "Glaubwürdigkeit der gesamten Branche" und finde, dass "die Werte, die wohl jedes dem Journalismus verpflichtete Verlagshaus auszeichnen", durch die aktuelle Führung - in persona also Döpfner - nicht mehr ausreichend repräsentiert seien. Die Funke-Gruppe drängt neben der Ablösung Döpfners aber auch auf einen generelle Reform und will die verschiedenen Verlegerverbände näher zusammenrücken. Auch dass man damit nicht wie erhofft voran kam, führt Rüth nun in seinem Brief als Grund für den Austritt auf. So schreibt er laut "FAZ", dass das Vertrauen "in die Veränderungsbereitschaft des geschäftsführenden Präsidiums" durch die Entwicklung der vergangenen Wochen nicht gestärkt" worden sei. Die Diskussion habe "nicht von Offenheit für einen notwendigen Wandel" gezeugt.

Zugleich betonte Funke, dass man einen "modernen, schlagkräftigen und vor allem glaubwürdigen" Verband für wichtiger denn je halte - und man wolle sich in der noch verbleibenden Zeit im Verband weiter für dessen Modernisierung einsetzen. Man hoffe noch darauf, dass der BDZV sich in die richtige Richtung zu bewegen beginnt - aufgrund der noch recht langen Frist bis zum tatsächlichen Ausscheiden aus dem BDZV lässt sich das also auch wie ein letztes Ultimatum an Döpfner und Co. lesen.

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