Du hattest jetzt 90 Minuten Zeit, dir vernünftig Fragen zu überlegen, ehrlich! Und jetzt stellst du mir zwei solche Scheiß-Fragen. Das finde ich Wahnsinn." Mit diesen Worten brach Toni Kroos am Samstagabend nach seinem fünften Champions-League-Sieg das Interview mit ZDF-Reporter Nils Kaben ab. Gegenüber dem "Spiegel" hat sich Kaben jetzt zu dem Vorfall geäußert. "Ich hätte damit einfach nicht gerechnet", so Kaben. 

Kroos hatte sich vor allem an der Frage gestört, ob es für ihn überraschend sei, dass sein Verein Real Madrid "ganz schön in Bedrängnis geraten" sei. "Die Frage kann ich besser formulieren. Ganz klar", so Kaben im "Spiegel". "Aber jeder hatte ja das Spiel gesehen. Liverpool kam auf ein Torschussverhältnis von 23:3. Kroos hätte die Frage auch als Vorlage dafür nutzen können, darauf hinzuweisen, dass Real sich schon durch den ganzen Wettbewerb immer in schwierigen Situationen gerettet hatte. Dass das nun einmal die Stärke von Real ist."

Er selbst habe die Frage "gar nicht als Kritik empfunden, oder als negativ konnotiert", betont Kaben. "Das als Anlass zu nehmen, sie als 'Scheißfrage' zu bezeichnen und zu gehen..., ich weiß nicht." Kaben weiter: "Unser Job ist es zwar auch nicht, immerzu in den schönsten Wein Wasser zu kippen. Doch wenn der Spielverlauf so deutlich ist wie zwischen Real und Liverpool, dann darf man das in einer Frage ansprechen. Der Spieler hat die Möglichkeit, darauf angemessen zu reagieren. Das ist doch nicht negativ? So hat Kroos es aber wohl empfunden. Bestenfalls ist es ein Missverständnis unter viel Adrenalin gewesen."

Dass er anschließend in den sozialen Netzwerken reichlich Kritik einstecken musste, verwundert Nils Kaben indes kaum. "Die Reaktion bei Twitter überraschen mich schon lange nicht mehr. Da achten ja regelmäßig Menschen nicht ganz so penibel auf ihren Tonfall und auf angemessene Ausdrucksweise", betont der ZDF-Reporter. "Meine Aufgabe ist ja, dass die Zuschauenden eine erste Reaktion der Sportler erhalten. Und da frage ich mich: Habe ich dazu beigetragen, dass es so blöd ausging, wie es ausging? Dafür brauche ich aber keine Twitteruser. Das muss ich mit mir und meinen Kollegen und Kolleginnen ausmachen."

Dabei sei man "ganz deutlich zu dem Schluss gekommen, dass man sich als Spieler so nicht benehmen sollte", so Kaben gegenüber dem "Spiegel". "Da hätte ich mich als Journalist schon schwer danebenbenehmen müssen, damit der Interviewgast einfach geht. Wenn man zum Beispiel in einem solchen Moment private Fragen stellt, die dort nicht hingehören. Dann kann man sagen: Ich glaube, du spinnst! Aber eine sachliche Frage zum Spielverlauf so ins Persönliche zu kippen, geht nicht."

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