Die RTL Group konnte im 2. Quartal einen Umsatz von 1,714 Milliarden Euro erzielen, 6,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor - was sich allerdings vor allem daraus erklärt, dass man unter anderem Gruner + Jahr und Super RTL komplett übernommen hat. Rechnet man diese Portfolio-Effekte heraus, sieht das Bild schon weit weniger rosig aus: Organisch sank der Umsatz im 2. Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 4,1 Prozent.

Schuld seien die rückläufigen TV-Werbemärkte, "insbesondere in Deutschland", wie das Unternehmen mitteilt. Eine Warnung, dass sich der deutsche Werbemarkt im März und April schwächer als erwartet entwickelt hatte, gab der Konzern schon bei der Vorlage der Zahlen fürs erste Quartal im Mai bekannt. Seither hätten sich "Buchungen und Aussichten auf den meisten europäischen Werbemärkten weiter eingetrübt", hießt es weiter.

Krieg, Inflation, Energieversorgungs- und Lieferketten-Probleme: Die Liste der externen Faktoren, die auf die Stimmung nicht nur am Werbemarkt drückt ist so lang wie bekannt - und für die TV-Sender kommt in diesem Jahr auch noch der erschwerende Faktor hinzu, dass im November und Dezember die Fußball-WM ansteht, die in der eigentlich reichweiten- und werbestarken Zeit für Probleme sorgen wird. Aus diesem Grund hat die RTL Group nun ihren Ausblick fürs Gesamtjahr leicht gesenkt, so gibt man fürs Adjusted EBITA nun eien Range von 1,05 bis 1,15 Milliarden Euro statt zuvor fest 1,15 Milliarden Euro an. Der prognostizierte Umsatz liegt nun bei 7,4 Milliarden Euro und damit im bisher angegebenen Korridor von 7,3 bis 7,5 Milliarden.

Im ersten Halbjahr konnte die RTL Group ihr Adjusted EBITA (Also den Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) um 3,7 Prozent auf 501 Millionen Euro erhöhen - vor allem, weil es in den Niederlanden deutlich besser lief. Der Gewinn stieg allerdings weniger stark als der Umsatz, der im ersten Halbjahr durch die Übernahmen getrieben um 8,7 Prozent zulegte, organisch aber lediglich stabil blieb. Die Marge sank somit leicht von 16,0 auf 15,3 Prozent. Unterm Strich blieb im ersten Halbjahr ein Konzernergebnis von 303 Millionen Euro. Im 1. Halbjahr 2021 waren es noch 929 Millionen Euro - damals aber getrieben durch die 745 Millionen, die man durch den Verkauf von SpotX erlöst hatte. Der Cashflow aus betrieblicher Tätigkeit sank aber ebenfalls stark von 214 auf 84 Millionen Euro.

Im Streaming-Bereich sieht sich die RTL Group weiterhin auf dem richtigen Weg: RTL+ zählte zum 30. Juni nun 3,427 Millionen Abonnentinnen und Abonnenten, binnen drei Monaten erneut ein klares Wachstum um rund 255.000. Binnen Jahresfrist betrug das Wachstum sogar 68,9 Prozent. Erklären lässt sich das vor allem dadurch, dass RTL+ Premium in Magenta TV integriert ist. Diese strategische Partnerschaft hat laut RTL "maßgeblich" zum Wachstum beigetragen. Videoland in den Niederlanden zählte nun 1,079 Millionen Abos, das Wachstum auf Jahresfrist betrug hier 6,2 Prozent. Am Ziel, insgesamt bis 2026 zehn Millionen Abonnentinnen und Abonnenten zu haben, hält man fest. Im ersten Halbjahr machte die RTL Group mit ihren Streamingdiensten 130 Millionen Euro Umsatz, 21,5 Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2021. Im Gesamtjahr 2026 will man die Milliarden-Grenze erreicht haben.

Sehr ehrgeizige Wachstumsziele hat die RTL Group ja zudem für ihr Produktionsgeschäft Fremantle. Bis 2025 will man hier einen Gesamtjahresumsatz von drei Milliarden Euro erreicht haben. Im ersten Halbjahr legte der Umsatz immerhin schonmal um 8,1 Prozent auf 983 Millionen Euro zu - auch dank fünf abgeschlossener Akquisitionen und Anteilsaufstockungen.

Thomas Rabe, Bertelsmann- und RTL Group-Boss in Personalunion, sprach von einem "sehr soliden ersten Halbjahr" für das Unternehmen trotz wachsender wirtschaftlicher Unsicherheiten. Die RTL Group habe "erneut die Fähigkeit des Unternehmens unterstrichen, auch in herausfordernden Zeiten starke Finanzergebnisse zu erzielen". In den kommenden Monaten wird für die RTL Group nun aber nicht nur spannend, wie sich die Werbemärkte weiter entwickeln - sondern vor allem auch, wie es bei den beiden Konsolidierungsvorhaben in Frankreich und den Niederlanden weiter geht. Bei der geplanten Fusion von M6 und TF1 haben die Kartellbehörden ja schon erhebliche Bedenken angemeldet, auch in den Niederlanden, wo Talpa Network und RTL Nederland zusammengehen sollen, erwartet man im Laufe des Herbsts eine Entscheidung. "Wir sind weiterhin davon überzeugt, dass Marktkonsolidierung im Wettbewerb mit den globalen Tech-Plattformen notwendig ist." Sollte dies allerdings nicht möglich sein, stellt sich um so mehr die Frage, welche Konsequenzen Rabe dann draus ziehen will.