Patricia Schlesinger © rbb/Thomas Ernst Patricia Schlesinger
Der Deutsche Journalisten Verband (DJV) hat den am Sonntagabend bekannt gewordenen Rücktritt von RBB-Intendantin Patricia Schlesinger ausdrücklich begrüßt. Er sei angesichts der unaufgeklärten von Patricia Schlesinger nicht glaubhaft entkräfteten Vorwürfe des Missmanagements und der Günstlingswirtschaft "richtig und konsequent", erklärte Vorsitzende Frank Überall in einem Pressestatement.

Er forderte zudem, bei der Suche nach einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger mit viel Umsicht vorzugehen. "Unsere Kolleginnen und Kollegen beim RBB haben eine Person an der Spitze verdient, die sich mit Kompetenz und Engagement für den Sender und seine Beschäftigten einsetzt." Überall glaubt zudem, die jüngsten Vorfälle seien "ein gefundenes Fressen" für viele, die schon immer gesagt haben, der öffentlich-rechtliche Rundfunk sei zu teuer, erklärte er im RBB-Radio.

Steffen Grimberg, der Vorsitzende des DJV Berlin/JVBB, mahnte, dass es mit dem Rücktritt nun aber nicht getan sei. "Der Wille zu Aufklärung und Transparenz darf nicht erlahmen", sagte er mit Blick auf offene Fragen wie der, in welchem Umfang Mittel aus dem Rundfunkbeitrag zweckwidrig ausgegeben worden seien. Für den RBB gelte es künftig, verlorenes Vertrauen wieder zurück zu gewinnen. "Der RBB muss wieder als das wahrgenommen werden, was er ist: der kompetente und engagierte öffentlich-rechtliche Sender für Berlin und Brandenburg", so Grimberg.

Weiterhin über die Vorgänge berichten will auch die "Tagesschau". Auf tagesschau24 nahm am Montagmorgen Chefredakteur Marcus Bornheim Stellung und erklärte unter anderem, warum der Intendantinnen-Rücktritt am Sonntag noch kein Thema um 20 Uhr gewesen sei. Man hätte zum Zeitpunkt der Ausstrahlung nur eine Quelle gehabt. Der RBB selbst informierte die Öffentlichkeit erst um einige Minuten nach 20 Uhr, Das Erste griff die Personalie dann innerhalb der "Tagesthemen" auf. Zum Zuge der angekündigten weiteren Berichterstattung wird etwa die Rundfunkratssitzung am Montag innerhalb der ARD-Nachrichten thematisiert, erklärte Bornheim. Er stellte aber auch klar: "Wir machen eine faktische Berichterstattung, keine Verdachtsberichterstattung."

Ideenskizzen zur Zukunft

Indes berichtet das "Handelsblatt" von die Runde machenden Ideenskizzen: "So manche ARD-Anstalt" mache sich demzufolge Gedanken, ob der RBB als eigenständige Anstalt noch zu halten sei. Demnach wäre es eine Idee, der NDR könnte sich künftig um Berlin kümmern, der MDR die Zuständigkeit für Brandenburg übernehmen. Gegenüber der "B.Z." äußerten sich unterschiedliche Politikerinnen und Politiker eher skeptisch zu solchen Szenarien: "Berlin-Brandenburg als Hauptstadtregion mit 6,2 Millionen Einwohnern braucht dringend einen eigenen öffentlich-rechtlichen Sender", so Melanie Kühnemann-Grunow (Mitglied des Abgeordnetenhauses Berlins, SPD). Sogar AfD-Mann Ronald Gläser bezeichnete den RBB als "wichtig".