Man muss ja nicht gleich in einer Messie-Bude leben, um sich vom Fernsehen beim Aufräumen Hilfe zu holen. Auch in einer Großfamilie kann sich mit der Zeit so einiges ansammeln, das für ziemliche Unordnung sorgt. Die neue RTLzwei-Dokusoap "Wir räumen auf" soll in solchen Fällen ab sofort das Ausmisten übernehmen. Was zunächst einmal unspektakulär klingt, wird durch die im Untertitel versteckte Frage aber doch ganz interessant: "Wie viele Dinge hast Du?".

Die Produktion von Tower Productions, bei der es sich um die Adaption des BBC-Formats "Sort your Life" handelt, nimmt genau diese Frage sehr ernst. Denn wer sich auf die Teilnahme an der Show einlässt, muss damit rechnen, dass das Produktionsteam sämtliche Habseligkeiten aus den eigenen vier Wänden trägt und schließlich in einer riesigen Halle ausbreitet – fein säuberlich sortiert nach Themenblöcken.

Das ist, gerade in einem visuellen Medium wie dem Fernsehen, ein wirklich beeindruckender Anblick. Erst recht, wenn es sich um das Eigentum einer zehnköpfigen Familie handelt, wie sie RTLzwei für die Premieren-Folge von "Wir räumen auf" gefunden hat. "Wir wünschen uns, dass hier mal richtig ausgemistet werden kann", sagt Mama Sandra, die sich selbst nur schwer von Dingen trennen kann, wie sich schnell zeigt. Während Ehemann und Heiko und die Kids flink entscheiden, was behalten, verkauft oder gespendet wird, erweist sich die Selektion für sie zunächst als Herausforderung.

"Willkommen im Privatmuseum der Familie"

Überraschend ist das nicht, schließlich zählt das RTLzwei-Team ganze 12.466 Teile, die sich im Besitz der Großfamilie befinden. Darunter 2.381 Spielsachen, 744 Oberteile, 115 Barbies und 40 Schraubenzieher, wie die Inventur ergibt. "Willkommen im Privatmuseum der Familie", kommentiert Moderatorin Collien Ulmen-Fernandes den ersten Anblick der Sachen. Sie ist so etwas wie die Unterstützerin der Familie, auch wenn es ihr zuhause selbst schwer fällt, sich von Dingen zu trennen, wie sie einräumt.

Immerhin zwei Tage haben die Familienmitglieder Zeit, es besser zu machen als die Moderatorin, die zwar nicht als deutsche Marie Kondo taugt, ihre Rolle in dem Format aber trotzdem gut ausfüllt. Vor allem, wenn sie zwischendurch als Trösterin im Einsatz gebraucht wird – weil etwa das Hochzeitskleid oder alte Familienfotos plötzlich ungeahnte Emotionen hervorrufen. Nur ihre nachträglich vor einem Green Screen aufgenommenen Kommentare hätte es in den meisten Fällen gebraucht, weil das Gezeigte in den meisten Fällen für sich spricht. 

Das gilt auch für die Arbeiten im Reihenhaus. Dorthin hat RTLzwei ein Renovierungsteam geschickt, um Taufkerzen vom Arbeitsplatz zu trennen, eigene Garderobenhaken für die Kids anzubringen oder die Medikamente aus dem Küchenschrank zu befreien. Da kommen plötzlich echte "Einsatz in vier Wänden"-Vibes auf – besonders, wenn die gesamte Familie kurz darauf das auf Vordermann gebrachte Haus betritt, das um immerhin gut zehn Prozent der bisher darin untergebrachten Sachen erleichtert ist.

Sicher, derartige Vorher-Nachher-Effekt hat es in der Vergangenheit schon zuhauf gegeben, doch ergänzt um das Drapieren sämtlichen Hab und Guts in der Sporthalle erweist sich "Wir räumen auf – Wie viele Dinge hast Du?" als eine schöne Erweiterung eines bekannten Genres. Schön auch, dass der Sender nicht der Versuchung erlegen ist, all das in ausgedehnter Form zu erzählen, sondern den Neustart als Einstünder angelegt hat. Weniger ist eben mehr: Das gilt nicht nur fürs Aufräumen, sondern manchmal auch fürs Fernsehen.

"Wir räumen auf - Wie viele Dinge hast Du?", mittwochs um 20:15 Uhr bei RTLzwei