Die Würfel sind gefallen: In Lüneburg bleibt das Hotel Drei Könige langfristig geöffnet, im fiktiven Bichlheim wird weiter um die Anteile des Hotels Fürstenhof gerangelt. Die Videoprogrammkonferenz der ARD hat sich entschieden, die beiden nachmittäglichen Telenovelas "Rote Rosen" und "Sturm der Liebe" zu verlängern. Der Beschluss steht noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der zuständigen Gremien. Geordert wurden bei der Studio Hamburg Serienwerft ("Rote Rosen") und Bavaria Fiction ("Sturm der Liebe") jeweils zwei neue Staffeln, die sich an die bisherige Bestellung anschließen. Somit dürften beide Dailys bis ins Jahr 2025 zu sehen sein. Die jeweiligen Staffeln werden jedoch etwas weniger Folgen beinhalten als früher. Konkret verteilen sich sowohl bei "Rote Rosen" als auch bei "Sturm der Liebe" 330 nun georderte Folgen auf die je zwei Staffeln.

Zum Vergleich: Als die Fernsehprogrammkonferenz der ARD 2019 je zwei Staffeln der täglichen Serien bestellte, beauftragte sie noch je 400 Stück. Der jetzt verkündeten Verlängerung beider Serien ging ohnehin ein Kraftakt voraus. Die Programmdirektorin des Ersten, Christine Strobl, hatte zuletzt mehrfach darauf hingewiesen, dass die Finanzierung der fiktionalen Produktionen schwierig sei. So sagte sie etwa: "Wir müssen angesichts unserer begrenzten Ressourcen überlegen, ob wir uns am Nachmittag noch ein fiktionales Angebot leisten können." Aktuell liegt der Kostenanteil der ARD pro Sendeminute bei den Dailys nach DWDL-Infos bei rund 2000 Euro brutto. Jede Folge ist ungefähr 49 Minuten lang, sodass sich die ARD-Kosten also auf 100.000 Euro brutto addieren.

Christine Strobl © ARD/Laurence Chaperon Christine Strobl
Auch am Mittwoch sprach die Programmdirektorin davon, dass die Fortsetzung aus Kostengründen lange fraglich gewesen sei. "Daher danke ich der Degeto sehr, dass sie die Finanzierung von zwei weiteren Staffeln durch Umschichtungen im Etat des Tagesprogramms sicherstellen konnte und wir beide Serien auch in den Jahren 2024 und 2025 im Programm anbieten."

Die Erkenntnis, die beiden etablierten Marken nicht einfach aussortieren zu wollen, dürfte nicht zuletzt in den Sommermonaten gereift sein. Ausprobiert wurden während der Ferienzeit nämlich in der Tat zwei Magazin-Formate, die die Soaps je drei Wochen lang ersetzten: Das konzeptionell konfuse "Team Hirschhausen" (Quotenschnitt rund 5,2%) sowie das inhaltlich stärkere "Leichter leben" mit Elena Uhlig und Johannes Wimmer, das mit 6,8 Prozent im Schnitt aber ebenfalls klar hinter der Telenovela-Performance zurückblieb. Und weil man schon um 16:10 Uhr kein wirkliches Rezept gegen die derzeit niedrigen Quoten hat ("Morden im Norden" holt dort im Re-Run aktuell klar unterdurchschnittliche Werte), wollte man wohl keine zusätzlichen Baustellen aufmachen. 

"Rote Rosen" holt im laufenden Jahr um 14:10 Uhr rund 11,5 Prozent im linearen Programm, "Sturm der Liebe" kommt nach bis dato 190 Folgen in diesem Jahr auf etwa 11,9 Prozent. Hoch sind die von der ARD nun genannten Abrufzahlen in der Mediathek, die allerdings nicht mit einer durchschnittlichen Reichweite bei der Linear-Ausstrahlung zu vergleichen sind.

 

Demnach wird eine durchschnittliche "Rote Rosen"-Folge 453.636 Mal abgerufen, "Sturm der Liebe" kommt gar auf 723.786 Abrufe. "'Rote Rosen' und 'Sturm der Liebe' sind beim Publikum sehr beliebt und erzielen in der ARD Mediathek Spitzenreichweiten", so Strobl in einem Statement. Freude dürfte derzeit also auch bei den produzierenden Firmen herrschen, unlängst hatte Bavaria Fiction die Daily "Sturm der Liebe" als "wesentliche Säule des Unternehmens" bezeichnet.