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Die Auftragslage ist seit Jahren prächtig - doch wirtschaftlich stellt sich die Lage der deutschen Produktionslandschaft trotzdem schwierig dar. Die Herbstumfrage der Produzentenallianz ergab, dass bei fast allen Produktionsunternehmen im abgefragten Zeitraum zwischen Januar 2019 und Juni 2022 die Produktionskosten gestiegen sind, im Mittel demnach um 15 Prozent - wobei es im fiktionalen Bereich noch stärker nach oben ging wie im non-fiktionalen.

Ein Grund sind die steigenden Personalkosten: Durch den Fachkräftemangel ist der Wettbewerb ums Personal härter geworden und geht mit steigenden Gehältern in nahezu allen Bereichen einher. Obendrauf kamen dabei in diesem Jahr natürlich auch höhere Energie- und Materialkosten, von denen natürlich auch die Produktionsbranche nicht verschont blieb. Lieferschwierigkeiten beim Material - insbesondere bei Holz - verteuerte auch den Setbau.

Oliver Castendyk, Wissenschaftlicher Direktor der Produzentenallianz: "Die hohe Auslastung der deutschen Filmproduktionswirtschaft und der sich überall in Deutschland, auch in der Film- und Fernsehindustrie verstärkende Personalmangel hat die Gagen in den letzten Jahren in die Höhe getrieben. In Folge des Angriffskrieges in der Ukraine sind Lieferkettenschwierigkeiten und explodierende Energiekosten zu weiteren Herausforderungen geworden – gerade auch für die Produktionsunternehmen. Das bestätigt unsere Herbstumfrage: Unter den Sachkosten sind vor allem die Energie- und Materialkosten stark angestiegen. Auch wenn die Film- und Fernsehbranche kein sehr energieintensiver Wirtschaftsbereich ist, fallen durch die massiven Steigerungen der Energiepreise auch diese Kosten sehr stark ins Gewicht. Nicht zuletzt auch deshalb, weil sich diese auf andere budgetrelevante Kosten auswirken, wie z.B. Reise-, Übernachtungs- und Catering-Kosten."

Nach Angabe der Unternehmen seien die Kostensteigerungen der letzten zweieinhalb Jahre dabei nur zu im Schnitt 24 Prozent von den Auftraggebern übernommen worden - was dazu führt, dass die Umsatzrendite bei mehr als der Hälfte der Unternehmen, die an der Umfrage teilgenommen haben, bei weniger als 5 Prozent, teils unter 0 Prozent liegt. Die Produzentenallianz spricht von einer "prekären Lage", die langfristige Auswirkungen auf die Vielfalt und Größe des audiovisuellen Produktionsmarktes haben werde.

Björn Böhning, Geschäftsführer der Produzentenallianz: "Obwohl das kaufmännische Modell einer TV-Auftragsproduktion darin besteht, dass der Auftraggeber die Herstellung des beauftragten Programms finanziert, bleiben die Produzent:innen auf einem großen Teil der Mehrkosten sitzen. Kosten werden selbst in denjenigen Bereichen nur partiell übernommen, die den Fernsehsendern selbst ein wichtiges Anliegen sind, etwa bei den Hygienekosten zur Verhinderung von Corona-Ansteckungen am Set oder mit Blick auf die Kosten für ökologischeres Produzieren. Hier wünschen wir uns Fairness. Die gestiegenen Kosten dürfen nicht einseitig auf Produktionsunternehmen abgewälzt werden."