"Für uns war es ein außergewöhnlich erfolgreiches Jahr, eines der erfolgreichsten in der Unternehmensgeschichte. Wir hatten nach 2021 zum zweiten Mal in Folge zweistelliges organisches Umsatzwachstum", bejubelte Springer-Chef Mathias Döpfner jüngst in einem Interview mit der Nachrichten-Agentur dpa den eigenen Erfolg. Im gleichen Interview äußerte er sich allerdings zum deutschen Mediengeschäft mit "Welt" und "Bild" deutlich kritischer.

Angesichts steigender Papierpreise und sinkender Print-Umsätze müsse man sicherstellen, dass "jedes Geschäft für sich genommen wirtschaftlich gesund ist und bleibt". In dem Zusammenhang werde es "auf jeden Fall" zu "Personalumschichtungen" kommen und in dem Zusammenhang auch zu "Trennungen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern". Ganz generell sieht er ohnehin keine Zukunft für Print-Publikationen bei Springer. "Mein Ziel ist, die digitale Transformation zu vollenden und aus Axel Springer ein reines Digitalunternehmen zu machen", so Döpfner. Auf einen Zeitpunkt wollte er sich zwar nicht festlegen - aber da Döpfner auch schon 60 Jahre alt ist, kommt der in seiner Vorstellung wohl eher früher als später. Es sei jedenfalls "völlig klar, dass es eines Tages (...) keine gedruckten Zeitungen mehr im Hause Axel Springer geben" werde.

Bei den betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Deutschland kamen diese Worte nicht gut an. Der Betriebsrat der "Welt" hat sich einem "FAZ"-Bericht zufolge in einem internen offenen Brief an Döpfner gewandt und darauf hingewiesen, dass die meisten Angestellten "seit vielen Jahren Reallohnverluste" hinnehmen müssten und seine vagen Aussagen zur Zukunft von Print und der möglichen Trennung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zusätzlich für Verunsicherung gesorgt hätten. "Schon aus Gründen des Respekts" solle man anstehende Kündigungen den Angestellten persönlich mitteilen, bevor man damit an die Öffentlichkeit gehe.

Döpfner wies die Anschuldigungen zurück und antwortete, dass man zwischen den Unternehmenswachstum allgemein und der Situation bei "Welt" differenzieren müsse. Unterdessen wurde auch bekannt, dass Ulf Poschardt im Zuge von Umstrukturierungen nicht mehr Geschäftsführer der "Welt" ist, sondern "nur" noch als Chefredakteur fungiert.