Ersatzprogramme im Radio, ausgefallene Fernsehsendungen: Der Streik beim Rundfunk Berlin-Brandenburg dürfte dem Publikum am Freitag kaum entgangen sein. Inzwischen hat sich RBB-Interimsintendantin Katrin Vernau zu Wort gemeldet - und Verständnis geäußert. "Wir bedauern die Programmausfälle, haben aber zugleich Verständnis für die Forderungen der Gewerkschaften nach einem angemessenen Inflationsausgleich", sagte Vernau am Freitag.

Zugleich verwies die Intendantin auf die wirtschaftliche Lage. "Die finanziellen Spielräume des RBB sind dabei begrenzt, etwa durch die Vorgaben der KEF, das müssen wir berücksichtigen. Vor allem können wir in den laufenden Tarifverhandlungen aber nicht nur einfach Geld verteilen, sondern wollen den Neuanfang im Haus nutzen, um beispielsweise strukturelle Ungleichbehandlungen zwischen festen und freien Mitarbeitenden dauerhaft auszugleichen. Das bedarf einer belastbaren Analyse der bisherigen Situation, die bislang nicht vorlag."

Hintergrund des Warnstreiks ist, dass den Gewerkschaften ver.di und DJV zufolge der RBB bei den jüngsten Tarifverhandlungen kein neues Angebot unterbreitet habe. Stattdessen habe die RBB-Verhandlungskommission sogar erklärt, dass sie für ein besseres Angebot gar kein Verhandlungsmandat mehr habe. Auch die in drei Tagen geplanten Verhandlungen über einen Bestandsschutz-Tarifvertrag für 12a-Freie seien abgesagt worden. "Zur Begründung hieß es, dass sich die Intendantin noch keinen vollständigen Überblick über die Lage des Senders verschaffen konnte", teilt ver.di mit. "Die Belegschaft soll sich also wieder einmal ganz hinten anstellen".

Seitens des DJV heißt es: "Der Rundfunk Berlin-Brandenburg macht gerade die tiefste Krise seit seiner Gründung durch. Diese Krise ist  vor allem Folge von Missmanagement und Selbstbedienungsmentalität in der Führungsebene des rbb." Dass nun aber die Beschäftigten dafür zur Kasse gebeten werden sollen, während sich die Direktorinnen und Direktoren mehr als satte Aufschläge auf ihre Entgelte gegönnt haben, sei unter keinen Umständen hinnehmbar, so Steffen Grimberg, Landesvorsitzender des DJV Berlin weiter. Und er drohte: "Notfalls werden wir den Streik auch noch ausweiten".

Massive Auswirkungen auf Fernsehen und Hörfunk

In Folge des Streiks waren am Freitag unter anderem das "ARD-Mittagsmagazin" ausgefallen. Auch die Servicesendung "schön+gut" kann nicht am Abend nicht gesendet werden. Unklar ist noch, ob auch die Regionalmagazine entfallen müssen. Im Radio hatte Fritz über Mittag eine aufgezeichnete Sendung ausgestrahlt, bei radioeins wiederum wird es am Abend ein Ersatzprogramm zu hören geben. RBB Kultur sendet ebenfalls einen Ersatz, während beim RBB Inforadio derzeit das Programm von NDR Info übernommen wird. Auch Antenne Brandenburg und RBB 88.8 sind von den Auswirkungen des Streiks betroffen.

Zuletzt hatte der RBB eine Erhöhung der Entgelte ab Juni um 1,9 Prozent sowie eine Einmalzahlung von maximal 2.000 Euro angeboten - bei einer 24-monatigen Laufzeit. Die Erhöhung bliebe damit weit unter der derzeitigen Inflationsrate. Ver.di hatte zuletzt eine Erhöhung der Gehälter um den festen Betrag von 555 Euro gefordert, der DJV fordert sechs Prozent mehr Einkommen plus einen "Inflationszuschlag".

Interimsintendantin Katrin Vernau macht indes Hoffnung auf eine baldige Einigung. "Wir arbeiten daran mit Hochdruck, denn wir wünschen uns einen nachhaltigen Tarifabschluss und wollen möglichst schnell wieder an den Verhandlungstisch zurückkehren", sagte sie am Freitag. 

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