"Der RBB hat erheblich über seine Verhältnisse gewirtschaftet. So können wir nicht weitermachen" - das war das Ergebnis des Kassensturzes beim RBB, das Katrin Vernau Mitte November vorgestellt hat. 41 Millionen an zusätzlichen Einsparungen seien bis zum Ende der Beitragsperiode Ende 2024 notwendig, hieß es damals. Hintergrund: Mehrerträge aus dem Rundfunkbeitrag waren nicht wie von der KEF vorgeschrieben zurückgelegt worden, sondern flossen einfach in den laufenden Haushalt. In den letzten Wochen hat man nun geprüft, wo dieses Geld herkommen soll und die Ergebnisse nun vorgestellt. Insgesamt geht es jetzt sogar um 49 Millionen Euro - die zusätzlichen acht Millionen rühren daher, dass sie zwar von der vorherigen RBB-Führung schon eingeplant worden waren, allerdings gar nicht durch entsprechende Maßnahmen unterlegt.

Von diesen 49 Millionen Euro entfallen 21 Millionen Euro auf die Programmdirektion - die Höhe der Einsparungen bezieht sich dabei stets auf die bisherigen Planungen. Möglich werden soll das unter anderem dadurch, dass man sich im RBB Fernsehen künftig auf das Programm zwischen 18 und 22 Uhr konzentriert. 2024 soll es in dem Zusammenhang ein neues Programmschema geben, in den "zuschauerschwächeren Zeiten nach 22 Uhr wird der Programmaufwand minimiert" heißt es dazu. Schritte in diese Richtung waren allerdings auch bislang schon unternommen worden - etwa durch den Ausstieg aus dem "Riverboat". Auch die "Abendshow" gibt's nicht mehr, der "Talk aus Berlin" ist ebenfalls schon länger Geschichte. Das Aus bedeuten dürfte das nun aber beispielsweise auch für "Thadeusz und die Beobachter".

"Strategisch folgt es der Idee, die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in Berlin und Brandenburg sowohl mit traditionellen als auch modernen Erzählweisen abzubilden. Fester Bestandteil werden Thementage und dialogorientierte Sendungen, aber auch Übernahmen aus den Angeboten der ARD", heißt es dazu. Die Flaggschiffe "RBB24 Abendschau" und "RBB24 Brandenburg aktuell" wolle man aber "weiter pflegen". Neben Einsparungen soll es auch Umschichtungen geben, um künftig primär für eine nonlineare Nutzung zu produzieren. Die regionale Berichterstattung aus Brandenburg wolle man sogar ausbauen. Ein paar mehr Details zu den Plänen haben wir in einem eigenen Artikel zusammengetragen.

Ein ordentlicher Batzen der Einsparungen ergibt sich dadurch, dass der RBB ehemalige Prestige-Projekte Schlesingers aufgibt. Dazu gehört, dass man nun doch nicht die Federführung des Studios Warschau übernimmt, sondern beim WDR belässt. Bezüglich des "ARD-Mittagsmagazins" heißt es, dass man sich "die weitere Finanzierung nicht aus eigener Kraft leisten" werde. Der RBB hatte das Mittagsmagazin 2018 vom BR übernommen und produziert es im wöchentlichen Wechsel mit dem ZDF. Über eine Fortführung solle es nun Gespräche zwischen ARD und ZDF geben - wobei die ARD vielleicht erstmal intern Gespräche führen sollte, wie man den eigenen Anteil aufbringen will. Die Produktions- und Betriebsdirektion soll überdies sieben Millionen Euro einsparen, indem sie sich künftig strikt am Bedarf der Programmdirektion orientiert.

Verkauf von Gebäuden, teurere Kantine, schlankere Senderspitze

Damit die Einsparungen im Programm nicht noch deutlich ausfallen müssen, soll das Gebäudemanagement rund zehn Millionen Euro an Einsparungen aufbringen. Dafür will man zwei Immobilien und zwei Grundstücke abseits der Kernstandorte Berlin und Potsdam verkaufen. Neben diesem einmaligen Effekt soll generell die Bürofläche um 25 Prozent reduziert werden, weil diese in Zeiten mobiler Arbeit weniger gebraucht würden, auch sonstige Flächen sollen um zehn Prozent reduziert werden. Die Öffnungszeiten der Kantinen werden zudem reduziert, die Essenspreise dort erhöht.

Apropos Personal: Die Kosten für Personal und Organisation sollen bis Ende 2024 um knapp elf Millionen Euro sinken. Dazu wird der bereits verhängte Stopp zur Nachbesetzung von Stellen verlängert - Ausnahmen in Einzelfällen soll eine Taskforce prüfen. Abgebaut werden die in der Vergangenheit außerhalb des regulären Plans aufgebauten Stellen. Insgesamt wolle man die Personalplanung im Sinne des nachhaltigen Sparens der künftig kleineren Organisationsstruktur des RBB anpassen und dazu insgesamt 100 Stellen bis Anfang 2025 abbauen.

Und auch an der besonders verschwenderischen Spitze des Senders will man sparen. Die - derzeit ohnehin nur noch sehr dünn besetzte - Geschäftsleitung soll von derzeit vier auf zwei Direktionen verkleinert werden. Der genaue Zuschnitt ist noch unklar, eine eigene jurstische Direktion soll es aber nicht mehr geben. Die Zahl der außertariflich Beschäftigten, die im RBB besonders hoch war, soll halbiert werden. Unterhalb der Ebene der Direktoren sollen nur noch Leiter und Leiterinnen der RBB-Hauptabteilungen in den Genuss dieser überdurchschnittlich hohen Gehälter kommen.

"Diese Kurskorrektur ist ein Kraftakt, aber dringend erforderlich. Ohne unser entschiedenes Handeln noch in der laufenden Beitragsperiode würden wir spätestens Ende 2024 in einen finanziellen Abgrund blicken. Die Zahlungsfähigkeit wäre nicht mehr ohne weiteres sichergestellt", erläuterte Katrin Vernau die Schritte, sieht den RBB aber nun "auf wirtschaftlich solider Basis und ist programmstrategisch für die Zukunft gut aufgestellt". Die Maßnahmen seien das Ergebnis zahlreicher Workshops und Gespräche über alle Bereiche hinweg in den letzten Wochen. "Diese intensive Zusammenarbeit, bei der alle Beteiligten frei von Bereichsegoismen an einem Strang zogen, war für mich eine sehr ermutigende, gute Erfahrung, die mir Hoffnung macht, für den jetzt vor uns liegenden steinigen Weg der Umsetzung".

Weiter sagt Vernau: "Mir ist bewusst, wie schwierig die Situation und die bevorstehenden Veränderungen für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des rbb sind. Aber wir gehen diesen Weg gemeinsam, denn er bedeutet für den rbb, wieder zuversichtlich in die Zukunft zu blicken. Nach allem, was war und womöglich im Zuge der Aufklärungsarbeit noch kommt, bleibt unser Auftrag, für die Menschen in Brandenburg und Berlin da zu sein: im Fernsehen, im Hörfunk, in der Mediathek, in der Audiothek – und überall dort, wo sie sowohl nach gut recherchierten und für sie nützlichen Informationen als auch nach qualitativ hochwertigem Programm suchen."