Aufregung und Empörung waren groß, als RTLzwei am Dienstag überraschend ankündigte, noch in diesem Jahr eine neue Dokusoap mit Michael Wendler und seiner Frau Laura Müller ausstrahlen zu wollen. Keine 24 Stunden später ist das Projekt jedoch schon wieder gekippt: Nach DWDL.de-Informationen ziehen RTLzwei sowie die Produktionsfirmen Rainer Laux Productions und Endemol Shine Germany die Reißleine. Das Format soll nun doch nicht produziert werden, wie der Sender inzwischen auch offiziell bestätigte.

"Wir haben die Vehemenz der Reaktionen wahrgenommen und nehmen die Stimmen unseres Publikums ernst. Wir bitten um Entschuldigung, sollten wir hier Gefühle verletzt haben", teilte RTLzwei am Mittwochvormittag mit. "RTLzwei hat sich immer von Extremismus aller Art distanziert und steht für Weltoffenheit und Toleranz. Es ist uns wichtig, auch nur den Anschein zu vermeiden, dass der Sender hier zu Abstrichen bereit ist. Deshalb werden wir das Projekt mit Michael Wendler nicht weiterverfolgen. Die Produzenten EndemolShine Germany und Rainer Laux Productions tragen diese Entscheidung in vollem Umfang mit."

Nach der Ankündigung der Sendung hatte es scharfe Kritik an den Plänen gegeben - auch innerhalb des Senders und der Produktionsfirma galt das Format als umstritten, schließlich hatte Michael Wendler über Jahre hinweg auf seinem Telegram-Account antisemtische und rechtsextremistische Aussagen geteilt. Dabei hätten die Verantwortlichen gewarnt sein müssen: Schon als Wendler noch in der Jury von "Deutschland sucht den Superstar" saß, bezeichnete er "nahezu alle Fernsehsender" als "gleichgeschaltet" und "politisch gesteuert". Später verglich er Corona-Schutzmaßnahmen gar mit Konzentrationslagern. In den Jahren danach konnte von Einsicht keine Rede sein, noch vor wenigen Wochen verbreitete Wendler verstörende Nachrichten.

Der Imageschaden bleibt

Die Hoffnung der Verantwortlichen von RTLzwei und Endemol Shine, in der geplanten Dokusoap den Fokus auf Wendlers schwangere Ehefrau zu richten, musste schiefgehen - auch, weil schon in der Pressemitteilung groß von "Michael Wendlers Baby-Glück" die Rede war. Fatal auch, dass sich Wendler nur sehr schwammig von "einigen meiner Äußerungen der Vergangenheit" distanzierte. Wovon er sich distanzierte, aber vor allem wovon nicht, blieb bis zuletzt unklar.

Der Druck auf RTLzwei war dadurch in den vergangenen 24 Stunden zunehmend gewachsen. RTL Deutschland, Minderheitsgesellschafter von RTLzwei, kündigte noch am Dienstagabend an, die Wendler-Dokusoap nicht über den Streamingdienst RTL+ verbreiten zu wollen - was für RTLzwei finanziell durchaus schmerzhaft gewesen wäre. Dazu kommt, dass sich zwischenzeitlich auch Carmen und Robert Geiss von dem Sender distanzierten und mit einem Aus ihrer erfolgreichen Dokusoap drohten. Die hätte RTLzwei gewiss weitaus härter getroffen als die nun bestätigte Absage des Formats mit Michael Wendler, der nun weiter sein Geld mit OnlyFans verdienen muss.

Was bleibt, ist ein Imageschaden für RTLzwei und die beteiligten Produktionsfirmen - verbunden mit der Frage, wie die Verantwortlichen überhaupt zu einer solch verheerenden Fehleinschätzung kommen konnten.

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