Die diesjährigen Upfronts - also den Veranstaltungen, auf denen die US-Medienkonzerne Agenturen und werbetreibenden Unternehmen die Pläne für die kommende TV-Saison vorstellen - sind von einer ganz besonderen Stimmung geprägt. Vor der Tür trifft man auf demonstrierende Streikposten, auf der Bühne versucht man das heikle Thema möglichst zu umgehen, obwohl es doch der Elefant im Raum ist. Denn solange keine Einigung erzielt wurde, liegen sämtliche fiktionalen Serien wie auch alle non-fiktionalen Produktionen, die auf Autorinnen und Autoren angewiesen sind, auf Eis.

Am Dienstag bei ABC vollbrachte man nun das Kunststück, die Worte "Writers Strike" kein einziges Mal in den Mund zu nehmen, obwohl die ganze Präsentation davon geprägt war. Das ging schon damit los, dass Jimmy Kimmel, der nomalerweise seit vielen Jahren in einem Stand-Up die ganze Branche aufs Korn nimmt und dabei insbesondere auch nicht mit Spott über den eigenen Arbeitgeber spart, diesmal nicht dabei war - aus Solidarität mit dem Streik der Autorinnen und Autoren.

Und dann wurde auch der weitaus größte Teil der Zeit damit verbracht, die zahlreichen non-fiktionalen Angebote des Konzerns vorzustellen - von Live-Sport bei ESPN über Nachrichten bis zu Reality-TV, ehe Kevin Feige dann doch noch etwas Bewegtbild von neuen Produktionen aus der Marvel- und Star-Wars-Welt zeigen durfte, außerdem gab's endlich was von der FX-Serie "Shogun" zu sehen, die schon 2018 erstmals bestellt wurde.

Für ABC wurde hingegen für den Herbst mit Blick auf den Streik nun ein Programmschema vorgestellt, dass vollständig auf fiktionale Serien verzichtet, wenn man mal von den Wiederholungen der Comedyserie "Abbott Elementary" absieht. Stattdessen setzt man auf (das wieder ins lineare Fernsehen zurückkehrende) "Dancing with the Stars", "Celebrity Jeopardy", "Judge Steve Harvey", "Clebrity Wheel of Fortune", "Press your Luck", "The $100,000 Pyramid" oder "The Wonderful World of Disney", dazu kommt neben "Bachelor in Paradise" noch ein neuer Ableger des Franchise: "The Golden Bachelor".

Es fügt der "Bachelor"-Welt nun auch noch eine Variante mit Älteren hinzu - denn der "Golden Bachelor" wird als "hoffnungsloser Romantiker" beschrieben, der auf der Suche nach einer Partnerin ist, mit der er die letzten Jahre seines Lebens teilen wolle. Dementsprechend sind auch die Frauen, die in die Villa ziehen und um den "Golden Bachelor" konkurrieren, bereits reiferen Alters.

Wann die Serien wie "Abbott Elementary", "The Conners", "The Good Doctor", "Grey's Anatomy", "Not Dead Yet", "The Rookie", "Station 19" oder "Will Trent" zurückkehren ist ebenso noch unklar wie der Termin für die erste Ausstrahlung von "9-1-1", das man von Fox übernimmt. Noch nicht bekannt ist, ob man "The Rookie: Feds" und "Home Economics" im Programm behalten wird, hier hat man eine Entscheidung noch aufgeschoben.

An neuen fiktionalen Serien hat man bislang auch nur eine einzige bestellt: "High Potential". Kaitlin Olson spielt in der Adaption eines französischen Vorbilds eine alleinerziehende Mutter mit außergewöhnlich scharfem Verstand, deren Begabung für die unkonventionelle Aufklärung von Berbrechen zu einer ungewöhnlichen Partnerschaft mit einem Detektiv alter Schule führt. ABC hat auch noch einige weitere Serienprojekte in der Pipeline, für die aber noch keine Entscheidungen vorliegen. Wie viele man in Auftrag gibt, dürfte auch davon abhängen, wie lange sich der Streik hinzieht und wann sie überhaupt zur Verfügung stehen könnten.

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