Einer rückläufigen gedruckten Auflage begegnet auch das wöchentlich erscheinende Magazin "Stern" mit verstärkten Bestrebungen im Digitalen. Gregor Peter Schmitz, Chefredakteur des "Stern", sagte nun einem ausführlichen Interview mit der "Süddeutschen Zeitung", dass man 100 000 Digitalabos bis 2026 erreichen wolle – auch mit der Hilfe von RTL News. "Wir bauen uns gerade die Redaktion, die wir brauchen, und wir schaffen dort allein 40 neue Stellen und etliche weitere im Produktbereich. Wir investieren über 30 Millionen in unsere digitale Transformation und werden am Ende mit 330 bis 350 Menschen an diesem Angebot Stern+ arbeiten, das 'Stern', 'Stern Crime', 'Geo', 'Geo Epoche' und 'Capital' bündelt", sagt Schmitz.



Den neuen Stellen, von denen Schmitz spricht, steht ein Stellenabbau bei Gruner + Jahr gegenüber. 500 sollen wegfallen, auch zahlreiche Magazintitel wurden gestrichen. "Die Veränderungen, die es in den vergangenen Wochen und Monaten gegeben hat, beschäftigen uns natürlich alle. Aber Fakt ist, die Zusammenlegung mit RTL bringt viele Chancen für uns mit sich", versucht Schmitz die positiven Seiten der Zusammenführung zu verkaufen, wohl wissend, dass es im Hause Gruner + Jahr große Proteste gegen die Pläne gab. Die Umbrüche hätten es in der Vergangenheit, gibt er zu, schwer gemacht, echte Aufbruchstimmung zu erzeugen. Andererseits seien viele in der Redaktion "extrem froh, dass wir endlich investieren und den digitalen Aufbruch richtig angehen können."

Die Chefs von RTL Deutschland seien früh in Hamburg gewesen, man habe über die Digitalstrategie gesprochen: "Wir machen etwas über eine Million Umsatz mit Paid Content. Unsere Mitbewerber machen viele Millionen Umsatz mehr damit. Und sie haben zum Glück gleich gesagt: Da müssen wir auch hin, wir investieren massiv."

Zu spät komme der "Stern" in dem Bereich nach Schmitz' Meinung auch deshalb nicht, weil es in diesem Markt nie zu spät sei. Die Stärken des "stern" seien, dass er zugewandter und näher am Menschen sei als die Mitbewerber, auch bunter, frecher und provokanter, findet der Chefredakteur. Provkant war etwa vor einigen Monaten ein Cover mit Dieter Bohlen – samt Heiligenschein. "Was diskutiert worden ist in der Redaktion, war: Ist das zu bunt?", erinnert sich Schmitz. "Und da habe ich gedacht: Leute, das könnt ihr jetzt nicht ernst meinen. Der 'Stern' war immer pralles Leben. Bohlen ist vermutlich ähnlich bekannt wie Angela Merkel, und wir hatten früher gar mal Zlatko aus 'Big Brother' auf dem Cover."