Hollywood atmet auf: Fast fünf Monate, nachdem die Film- und TV-Autorinnen und Autoren ihre Arbeit niedergelegt haben, gelang in den Verhandlungen zwischen der Gewerkschaft WGA und der Vereinigung der großen Produktionsstudios AMPTP am Wochenende nun endlich der Durchbruch. Vorausgegangen waren fünf Tage intensiver Verhandlungen, wobei an den ersten dieser Tage Disney-CEO Bob Iger, Netflix-Chef Ted Sarandos, Donna Langley von NBC Universal und Warner Bros Discovery-Chef David Zaslav persönlich anwesend waren, um endlich Bewegung in den festgefahrenen Konflikt zu bringen, der die gesamte Branche zum Stillstand gebracht hat.

Dass die Verhandlungen in diesem Jahr besonders erbittert geführt wurden, ist auf die gewaltigen Umbrüche zurückzuführen, die die Streaming-Revolution der letzten Jahre der Branche beschert hatten und zu einer immer schlechteren Einnahme-Situation der schreibenden Zunft führte. So forderte die WGA unter anderem eine Mindestbesetzung für Writers Rooms einzuführen und zudem eine Mindest-Beschäftigungsdauer - eine Reaktion auf immer kürzere Staffeln und eine immer dünnere Personalausstattung in den letzten Jahren. Über beide Punkte wollten die Arbeitgeber lange Zeit grundsätzlich überhaupt nicht verhandeln.

Weiterer Knackpunkt war die Frage der sogenannten "Streaming Residuals". Brachten Wiederholungen erfolgreicher Serien im klassischen Fernsehen allen an der Produktion Beteiligten in der Vergangenheit nochmal erhebliche Einnahmen, so blieben ihnen bei einer späteren erfolgreichen Streaming-Auswertung nur Minimalbeträge, weil die Zahlungen dort gar nicht vom Erfolg abhängig waren. Auch hier beharrte die Studioseite lange darauf, dass eine Koppelung an die Abrufzahlen schon mangels Transparenz der Streamingdienste gar nicht möglich sei.

Und schließlich lag das ganz große Thema Künstlich Intelligenz auf dem Tisch. Besonders weil alle möglichen künftigen Einsätze dieser noch gar nicht richtig absehbar sind, wollte hier keine der beiden Seiten frühzeitig Zugeständnisse machen. Dass KI künftig zum Einsatz kommen wird, scheint unausweichlich - die Frage ist eher, in welchem Umfang und wie es dann mit der Vergütung der menschlichen Autorinnen und Autoren aussieht.

Wie die Einigung in all diesen Punkten nun im Detail aussieht, ist derzeit noch unklar, noch wird an den letzten Formulierungen gefeilt, ehe das Vertragswerk dann den verschiedenen Gremien vorgelegt werden kann. Eine Entscheidung darüber ist wohl am Dienstag zu erwarten - doch angesichts der euphorischen Äußerungen des WGA-Verhandlungsteams und angesichts des bereits extrem langen Arbeitsausstands, während dem die Streikenden keine Gehälter bekommen, bestehen kaum Zweifel, dass der Deal abgesegnet wird. "Wir können mit großem Stolz sagen, dass diese Vereinbarung außergewöhnlich ist - mit bedeutenden Errungenschaften und Schutz für Autorinnen und Autoren in jedem Bereich", schreibt die WGA am Sonntag an ihre Mitglieder.

Seit Sonntagabend sind die Streikposten der WGA, die man im Endspurt der Verhandlungen nochmal verstärkt vor unterschiedlichen Studios gesehen hatte, bereits ausgesetzt, aber erst nach einem offiziellen Go der Gewerkschaft dürfen Autorinnen und Autoren ihre Arbeit wieder aufnehmen. Nach dem langen Ausstand wird es aber auch dann eine ganze Weile dauern, bis die seit Monaten stillstehenden Projekte allesamt wieder anlaufen. Am schnellsten dürften wohl die tagesaktuell produzierten Sendungen wie die Late-Night-Formate wieder auf Sendung gehen.

Fiktionale Serien können hingegen ohnehin auch nach dem Ende des Streiks der Autorinnen und Autoren nicht gedreht werden - denn auch die Schauspielerinnen und Schauspieler befinden sich nach wie vor im Arbeitskampf. Die Gewerkschaft SAG-AFTRA trat etwa eineinhalb Monate nach der WGA in den Ausstand - und seither hat es noch nicht mal Verhandlungen zwischen den Studios und der SAG-AFTRA gegeben. Zuletzt hatte sich die Arbeitgeberseite allein auf den Autorenstreik konzentriert, nun dürfte man aber wohl schnell das Gespräch mit der Vertretung der schauspielenden Zunft suchen. Beide Gewerkschaften hatten in den letzten Monaten Seite an Seite gestanden, viele Demonstrationen fanden gemeinsam statt. Die SAG-AFTRA gratulierte der Autorengewerkschaft am Sonntag zu der vorläufigen Einigung und forderte die Studiovereinigung AMPTP auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Für die Studios ist jedenfalls nur die erste von zwei Etappen geschafft.