Vier Monate ist es her, dass die neue Online-Plattform "Nius" ankündigte, ein neues Format mit dem "Focus"-Kolumnisten Jan Fleischhauer starten zu wollen (DWDL.de berichtete). Inzwischen ist allerdings klar, dass es doch nicht dazu kommen wird. Das hängt offenbar nicht zuletzt mit der Rolle zusammen, die der frühere "Bild"-Chefredakteur Julian Reichelt im Hintergrund spielt. Wohl auch deshalb hat jüngst bereits Chefredakteur Jan David Sutthoff das Portal wieder verlassen (DWDL.de berichtete).

"In meinen Gesprächen mit den Leuten von 'Nius' tauchte der Name Reichelt natürlich auf. Aber es hieß, er sei dort ein Satellit wie ich einer sein würde und habe ansonsten mit dem Programm nicht viel zu tun", erklärt Fleischhauer jetzt in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung". "Das hat sich im Verlauf dann doch als etwas anders herausgestellt. Reichelt ist bei 'Nius' die dominierende Figur, und da habe ich gesagt: Wenn das so bleibt, dann kann ich bei euch nicht anfangen. Ich habe nichts gegen Herrn Reichelt persönlich, nur ist es nicht meine Art von Journalismus."

Er habe bereits bei "Nius" unterschrieben, bevor die Website online ging, so Fleischhauer, der sich anschließend - warum auch immer - von der Ausrichtung überrascht zeigte. Das Programm habe dann doch anders aus, "als es mir in meinen Gesprächen angekündigt worden war", betont Fleischhauer in der "SZ". "Sehr düster, sehr aggressiv im Auftritt. Ich glaube nicht, dass es dem Claim gerecht wird, 'Stimme der Mehrheit' sein zu wollen. Aber das ist die Entscheidung von Nius. It's just not my cup of tea." Inzwischen sei der Aufhebungsvertrag unterschrieben worden. "Niemand hat hier Ansprüche an den jeweils anderen. Insofern sind wir da in Frieden geschieden."

Einen Markt für "Nius" sieht Jan Fleischhauer indes schon, "aber der reicht nicht, wenn man richtig groß werden will", ist er überzeugt. "Diese Dauerangst vor dem Untergang gibt es nur ganz links und ganz rechts: Ganz links verglühen wir morgen alle, weil der Klimatod uns dahinrafft, ganz rechts fürchtet man sich vor dem messerschwingenden Migranten. Das ist nicht das Lebensgefühl der Mehrheit." Fleischhauer: "Wenn Sie ein Programm aufbauen wollen, das relevant ist, dann ist es eher ungünstig, wenn Sie den Menschen den ganzen Tag sagen: Morgen übrigens geht die Welt unter. Die meisten wollen auch nicht die ganze Zeit angeschrien oder wachgerüttelt werden."

Mit seinem Late-Night-Format "Fleischhauers Welt" will der Kolumnist nun gerne "fröhlich weiterziehen", wie er der "Süddeutschen Zeitung" sagt. Hierüber soll es sogar bereits Gespräche geben. Das Konzept erklärt Fleischhauer so: "Zehn Minuten Stand-up und dann 20 Minuten mit einem Gast, bevorzugt mit einem von der anderen Seite - also nicht die Verdopplung meiner Meinung, sondern zum Beispiel der Klimaschützer, der erzählt, wie sehr das Festkleben an den Fingern schmerzt. Und auch das eher in einem heiteren Ton. Für mich geht nicht jeden Tag die Welt unter."