1961 in Montreux gegründet, gilt die Goldene Rose bis heute als einer der prestigeträchtigsten internationalen Fernsehpreise, gewählt von einer Fachjury bestehend aus mehr als einhundert Köpfen aus diversen Bereichen der internationalen TV-Branche. Nach einem Gastspiel in Luzern, einem Konkurs des Veranstalters und Eigentümer-Wechseln, gehört die Rose d’Or seit zwölf Jahren der Europäischen Rundfunkunion (EBU), jenem Zusammenschluss öffentlich-rechtlicher Rundfunkanstalten, die auch den Eurovision Song Contest veranstalten. 

Doch bitte kein Vergleich: Die inzwischen zum wiederholten Male an die von C21 veranstaltete TV-Konferenz Content London angedockte Preisverleihung ist ungleich kleiner und pragmatischer. Die zu gewinnenden Trophäen hingegen unverändert begehrt und der Jubel bei den Preisträgerinnen und -preisträgern entsprechend groß. Einmal mehr schnitt Belgien ziemlich stark ab, auch wenn die meisten Preise wie üblich in Großbritannien blieben. Zur starken belgischen Bilanz gehörte dabei auch die ARD-Koproduktion "Parlament". 

Parlament Staffel zwei © WDR/Benoit Linder
Die im Rose d’Or-Wettbewerb offiziell für Frankreich ins Rennen gegangene Comedy-Serie gewann die goldene Rose in der Kategorie Comedy Drama & Sitcom. Die Serie entsteht in französisch-deutsch-belgischer Zusammenarbeit von Cinétévé, CineCentrum, Studio Hamburg Serienwerft und Artemis Productions. Ausgezeichnet wurde in London konkret die zweite Staffel, die schon im Herbst vergangenen Jahres in Deutschland Premiere feierte (und zu der DWDL schrieb: Bitte nacharbeiten: Politcomedy 'Parlament' ist zurück). Inzwischen ist bereits Staffel 3 verfügbar. 

In der Kategorie „News and Current Affairs“ gab es eine goldene Rose für die Dokumentation „Children of the Taliban“, hinter der der Filmemacher Marcel Mettelsiefen und sein britischer Kollege Jordan Bryon stehen. In Deutschland war die bereits mit einem BAFTA ausgezeichnete Doku, die sich mit dem Leben junger Mädchen und Jungen in Afghanistan befasst, im Rahmen des „Auslandsjournals“ zu sehen. Der Preis für die beste Dokumentation ging nach Großbritannien für „The Man Who Played with Fire“ (Sky).

Destination X © NBC Universal
Über die Auszeichnungen des „1% Club“ (Großbritannien) als bestes Studio Entertainment und „Destination X“ (Belgien) als beste Competition Reality wird man sich auch in Unterföhring freuen: Das erstgenannte Format von BBC Studios läuft als „1% Quiz“ bereits bei Sat.1, für „Destination X“ hat sich ProSieben die Deutschland-Rechte gesichert. Davon abgesehen gab es allerdings aus deutscher Sicht auch lange Gesichter in London: Die Warner-Serie „German Genius“ von W&B Television und mit Kida Khodr Ramadan ging leer aus, „Zum Schwarzwälder Hirsch“ von Vitamedia für Vox ebenso. 

The White Lotus 2 © HBO
Als bestes Factual Entertainment & Reality wurde mit „Justice in Jail“ eine weitere Produktion aus Belgien ausgezeichnet, bestes Comedy Entertainment wurde die britische Netflix-Produktion „A Whole Lifetime with Jamie Demetriou“. Die goldene Rose für die beste Soap/Telenovela geht in die Türkei an „Another Love“, bekannter ist dann schon der Gewinner in der Kategorie Drama: „The White Lotus“, Staffel 2 von HBO. Die Rose d’Or fürs beste Kunstprogramm ging an „Nothing Compares“ aus Großbritannien, die norwegische Produktion „Dome 16“ gewann in der Kategorie Children & Youth.

Ayo Edebiri © imago / ZUMA Wire
Als bestes Audio Entertainment wurde die britische Produktion „The Shamima Begum Story“ ausgezeichnet und die Rose d’Or für das beste Multiplattform-Programm ging an „Captur: Who’s looking after the children?“ (ebenfalls Großbritannien). Den Sonderpreis für Performance of the Year ging an Sarah Lancashire für ihre Rolle in „Happy Valley“ (Großbritannien), die französische Regisseurin Josée Dayan erhielt den Lifetime Achievement Award und die US-Amerikanerin Ayo Edebiri (Foto) wurde für ihre herausragende Leistung in der FX-Serie „The Bear“ (bei uns zu sehen auf Disney+) mit dem Emerging Talent Award geehrt.