Die RTL Group hat am Freitag mit einem Verkauf ihres niederländischen Geschäfts überrascht. Wie der Konzern mitteilte, hat die RTL Group mit dem flämischen Medienunternehmen DPG Media eine Vereinbarung für den Verkauf von RTL Nederland erzielt. Demnach beträgt der Kaufpreis 1,1 Milliarden Euro, der bei Abschluss der Transaktion gezahlt wird. Noch steht der Deal unter dem Vorbehalt der regulatorischen Genehmigungen sowie einiger Prozesse mit den jeweiligen Arbeitnehmervertretungen. Der Abschluss der Transaktion soll bis Mitte 2024 erfolgen. 

Ursprünglich hatte die RTL Group versucht, RTL Nederland mit dem Konkurrenten Talpa Network zu fusionieren. Zu Beginn des Jahres hatten die niederländische Wettbewerbsbehörde diesen Plänen jedoch eine Absage erteilt, weil sie die Aufseher um die Stellung des fusionierten Unternehmens auf dem niederländischen TV-Werbemarkt sorgten (DWDL.de berichtete). Dass die RTL Group ihr Geschäft in den Niederlanden nun gänzlich verkauft, ist als Konsequenz darauf zu sehen - auch wenn der Schritt nun durchaus plötzlich kommt, zumal die Kennzahlen auf den ersten Blick gut sind.

"RTL Nederland ist ein fantastisches Unternehmen. Unter der Führung von CEO Sven Sauvé hat RTL Nederland mit einer starken Unternehmenskultur außergewöhnliche Erfolge erzielt – hohe Zuschaueranteile und die klare Marktführung im linearen Fernsehen, starkes Wachstum im Streaming und hohe Profitabilität", lobte dann auch Thomas Rabe, CEO der RTL Group, am Freitag die niederländischen Kollegen. Gleichzeitig verwies er jedoch auf das europäische Umfeld. "Seit mehreren Jahren sagen wir, dass Marktkonsolidierung in der europäischen TV-Industrie notwendig ist, um im Wettbewerb mit den globalen Tech-Plattformen bestehen zu können. Nachdem unsere ursprüngliche Konsolidierungsstrategie für die Niederlande im Januar 2023 von der Wettbewerbsbehörde blockiert wurde, ist nun der Verkauf an DPG Media die beste strategische Option für RTL Nederland und alle Stakeholder des Unternehmens."

Schon 2022 hatte RTL sein Belgien-Geschäft unter anderem an DPG Media verkauft - man weiß also, was man aneinander hat. "Wir kennen DPG Media sehr gut. Mit einer ähnlich unternehmerisch geprägten Kultur wird DPG Media ein sehr gutes, neues Zuhause für RTL Nederland sein", erklärte Elmar Heggen, Deputy CEO und Chief Operating Officer der RTL Group. DPG Media ist neben Belgien und den Niederlanden auch in Dänemark aktiv und erzielte im Jahr 2022 einen Umsatz von 1,8 Milliarden Euro. RTL Nederland wiederum erwirtschaftete im vergangenen Jahr 636 Millionen Euro. 

Strategische Partnerschaft geplant

Als Teil der Verkaufsvereinbarung haben die RTL Group und DPG Media eine strategische Partnerschaft in den Bereichen Technologie, Werbevermarktung und Content beschlossen. Demnach werden die Dienstleistungsverträge für RTL Nederland in den Bereichen Streaming-Technologie, Sendeausspielung und internationale Werbevermarktung für mindestens drei Jahre verlängert. RTL Nederland wird darüber hinaus weiterhin mit der Werbetechnologie der RTL-Group-Tochter Smartclip erhalten. Zudem sollen die verbleibenden Senderfamilien der RTL Group, darunter auch in Deutschland, für die Dauer von drei Jahren ein Erstzugriffsrecht auf neu entwickelte Programme von RTL Nederland  erhalten.

DPG Media © DPG Media
Eine separate Markenlizenz-Vereinbarung sieht darüber hinaus vor, dass DPG die Marke "RTL" in den Niederlanden bis mindestens Ende 2034 nutzen wird. Dort zeigte man sich zufrieden. "RTL Nederland ist der unangefochtene Marktführer im Privatfernsehen und betreibt zudem den sehr erfolgreichen Streamingdienst Videoland", sagte Christian Van Thillo, Executive Chariman der DPG Media Group. "Gemeinsam mit unseren führenden Marken VTM und RTL Belgium werden wir eine Gruppe schaffen, welche die notwendige Größe haben wird, um in die digitale Transformation des Fernsehens zu investieren. Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit dem herausragenden Führungsteam von RTL Nederland und auf die strategische Partnerschaft mit der RTL Group."

Mit dem Deal, sollte er dann auch wirklich einen Abschluss finden, wird die RTL Group somit noch ein bisschen kleiner: Neben dem Verkauf der belgischen Tochter hatte man sich im vergangenen Jahr auch aus dem Kroatien-Geschäft zurückgezogen. Den geplanten Zusammenschluss zwischen der Groupe M6 und dem Konkurrenten TF1 in Frankreich hatten die Wettbewerbshüter dagegen untersagt, hier hält die RTL Group derzeit an ihrer Tochter fest. Mit Blick auf die Niederlande hat sich Thomas Rabe nun für einen anderen Schritt entschieden.

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