RTL Nederland ist ein profitables Unternehmen - da stellt sich die Frage, weshalb Thomas Rabe, CEO der RTL Group, es eigentlich verkaufen will. In einem im RTL-Intranet erschienenen Interview, das DWDL.de vorliegt, hat sich Rabe jetzt zu den Plänen am Freitag bekannt gewordenen Plänen geäußert, das niederländische Geschäft für 1,1 Milliarden Euro an DPG Media zu verkaufen (DWDL.de berichtete). Nachdem die Wettbewerbsbehörden die ursprünglich geplante Fusion mit Talpa Network untersagten, sei der Verkauf "die beste strategische Option für RTL Nederland und alle Stakeholder des Unternehmens", sagte Rabe.

Zugleich machte Rabe deutlich, dass es eine der Hauptaufgaben sei, Geschäfte langfristig zu betrachten "und die richtigen strategischen Antworten zu definieren und umzusetzen". Die strategische Analyse sei in den vergangenen Jahren "klar und konsistent" gewesen, betonte er. "Die Medienbranche befindet sich in einer tiefgreifenden Transformation, die erhebliche Herausforderungen mit sich bringt und schwierige Entscheidungen erfordert. Um im Wettbewerb mit den globalen Streaming-Giganten wie Netflix, Amazon und Disney bestehen zu können, sind wir überzeugt, dass Marktkonsolidierung notwendig ist – und diese wird in den europäischen Fernsehmärkten früher oder später passieren. Als führende europäische Sendergruppe wollen wir eine aktive Rolle in diesem Prozess spielen. In anderen Worten: Unsere Sender- und Streaming-Geschäfte sollen deutlich größer werden."

Im Intranet-Interview versucht Thomas Rabe zugleich, die Bedenken von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu zerstreuen, die sich um die Zukunft der RTL Group sorgen. "Wir verstehen die Bedenken", sagte der CEO und versprach, weiterhin "stark in unsere Geschäfte investieren" zu wolllen, trotz des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds. So beliefen sich die Streaming-Anlaufverluste alleine 2023 auf 200 Millionen Euro. "Damit erreichen unsere Streaming-Investitionen für die Jahre 2019 bis 2023 fast 700 Millionen Euro", so Rabe. "Die Investitionen in Inhalte bei RTL Deutschland sind in diesem Jahr auf einem Rekordniveau, und unsere Zuschauermarktanteile sind gestiegen. In Ungarn haben wir erst kürzlich die Champions-League-Rechte gekauft, um unseren Streaming-Dienst RTL+ voranzutreiben. Wir haben uns mit dem Führungsteam der Groupe M6 auf einen ambitionierten Wachstumsplan für den werbebasierten Streamingdienst 6play geeinigt. All diese Investitionen machen unsere Geschäfte zukunftssicher und noch attraktiver für Allianzen und Partnerschaften."

Pläne für weitere Verkaufe gebe es momentan nicht, stellte Thomas Rabe klar. An Möglichkeiten zur weiteren Konsolidierung sei man jedoch "absolut" interessiert, wenn sie sich ergeben, "weil wir fest daran glauben, dass wir unsere Geschäfte ausbauen müssen, um mit den globalen Tech-Giganten konkurrieren zu können". 

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