Die "Tagesschau" startet ab sofort ein Angebot in Einfacher Sprache. Von montags bis freitags gibt es fortan jeweils eine Ausgabe, die die wichtigsten Themen des Tages zusammenfasst. Sie wird um 19:00 Uhr auf Tagesschau24 ausgestrahlt, ist aber auch auf "tagesschau.de" zu finden. Das Angebot, das Marcus Bornheim, Erster Chefredakteur von ARD-aktuell, schon im Mai im Interview mit DWDL.de ankündigte, richtet sich nach Angaben des NDR an "Menschen mit Lese-, Lern- und/oder Hörschwierigkeiten, an Menschen mit geringen Deutschkenntnissen oder an Menschen, die sich zum Beispiel nach einem anstrengenden Arbeitstag kurz und einfach informieren wollen". Begleitet wird das Projekt durch die Universität Hildesheim.

Joachim Knuth © NDR/Hendrik Lüders Joachim Knuth
"Wir haben den Auftrag, mit unseren Sendungen und Programmen allen Menschen in Deutschland ein Informationsangebot zu machen", so NDR-Intendant Joachim Knuth. "Dazu gehören auch diejenigen mit geringer Lese- und Schreibkompetenz, die komplizierten Texten nicht immer folgen können oder die Deutsch nicht auf muttersprachlichem Niveau beherrschen. Mit der 'Tagesschau' in Einfacher Sprache vergrößern wir unser barrierefreies Angebot um tägliche Fernsehnachrichten. Es ist gut und wichtig, dass sich nun noch mehr Menschen bei der 'Tgesschau' fundiert über die Geschehnisse in Deutschland und der Welt informieren und somit auch am öffentlichen Diskurs teilhaben können.“

Marcus Bornheim: "Grundlage für die tagesschau in Einfacher Sprache sind unsere regulären 'Tagesschau'-Ausgaben. Die Themen sind die gleichen und die Sendung wird auch im 'Tagesschau'-Studio produziert. Die Meldungen und Beiträge werden aber völlig neu formuliert. Die Texte setzen wenig Wissen voraus und werden langsamer gesprochen. Mit diesem neuen Nachrichtenangebot richten wir uns an ein für uns neues Publikum, dem wir somit auch einen Zugang zu gut recherchierten Informationen aus Politik, Wirtschaft, Sport, Kultur und anderen Ländern ermöglichen wollen."

Beim Texten in Einfacher Sprache gehe es nicht nur ums Übersetzen, wie von einer Sprache in die andere, sagt Sonja Wielow, die bei der "Tagesschau" das Projekt leitet. "Wir berücksichtigen auch kulturelle oder bildungsbedingte Herausforderungen, vor denen Menschen unserer Zielgruppe häufig stehen. Viele beschäftigen sich nämlich nicht mehr mit Nachrichten, weil sie sie nicht verstehen können. Deshalb erklären wir den Hintergrund einer Nachricht, bevor wir zur eigentlichen Neuigkeit kommen. Etwa 17 Millionen Menschen in Deutschland zwischen 18 und 64 Jahren lesen und schreiben laut LEO-Studie auf Vierte-Klasse-Niveau oder schlechter. Diese Menschen wollen wir für unser Angebot gewinnen."

Bei der Einfachen Sprache handelt es sich um eine sprachlich vereinfachte Version der Standardsprache. Leichte Sprache hat im Unterschied dazu einen noch geringeren Schwierigkeitsgrad und ein festes Regelwerk, was etwa die Schreibweise von Worten und Typografie betrifft. Die Einfache Sprache hingegen hat einen größeren Wortschatz. Beide richten sich an Erwachsene.