Die Unruhe beim BDZV ebbt nicht ab: Wie der Verband jetzt mitgeteilt hat, wird Sigrun Albert nur noch für eine Übergangszeit Hauptgeschäftsführerin sein und dann abtreten. Sie verlasse den Verband auf eigenen Wunsch, "um sich einer neuen Herausforderung zu stellen", wie es in einer Pressemitteilung heißt. Bis wann Albert noch an Bord ist, ist ebenso unklar wie ihre Nachfolge. 

Der Abgang Alberts kommt in einer für den Verband schwierigen Zeit, in den zurückliegenden Monaten waren gleich mehrere Mitgliedsverlage aus dem BDZV ausgetreten. Bei Funke und Mediengruppe NOZ/mh:n liegt das nun schon etwas länger zurück, zuletzt waren es aber auch "Bild"- und SV Gruppe ("Schwäbische Zeitung", "Nordkurier"), die dem Verband den Rücken kehrten. Das riss auch finanziell tiefe Löcher in die Kassen des BDZV. 

Spannend ist auch der Zeitpunkt des angekündigten Rückzugs. In der kommenden Woche steht der große BDZV-Kongress an, zu dem sich die Verbandsmitglieder treffen - auch Bundeskanzler Olaf Scholz hat sich angekündigt. Albert soll, Stand jetzt, zusammen mit ihren Co-Vorstandsvorsitzenden Matthias Ditzen-Blanke und Stefan Hilscher, am kommenden Donnerstag die Besucherinnen und Besucher des Kongresses begrüßen. 

Doch das Verhältnis zwischen den Vorstandsvorsitzenden scheint mindestens angespannt zu sein. In der Pressemitteilung zu Alberts’ Abschied kommen Ditzen-Blanke und Hilscher zwar ausführlich zu Wort, Albert selbst aber nicht. Auch ein Bericht des Fachdienstes "Medieninsider" legt nahe, dass das Vertrauensverhältnis an der Verbandsspitze nicht mehr intakt ist. Demnach würden die Mitgliedsverlage der Führung des Dachverbands nicht nur die Verluste der genannten Verlage anlasten, es herrsche auch allgemeine Unzufriedenheit bei mehreren Themen.

Anders als Matthias Ditzen-Blanke und Stefan Hilscher, die nur ehrenamtlich die Posten als Vorstandsvorsitzende bekleiden, war Sigrun Albert bislang hauptamtlich für den Verband tätig - und genau das könnte ihr nach den Querelen der vergangenen Monate und Jahre zum Verhängnis geworden sein. Albert kam erst 2022 zum Verband, damals war Mathias Döpfner noch Präsident. Kurz darauf trat der Springer-Chef nach massiver öffentlicher Kritik zurück - und der BDZV verpasste sich die neue Vorstandsstruktur. 

In der Pressemitteilung des BDZV zum Abgang Alberts ist von den Querelen der jüngeren Vergangenheit nichts zu lesen. "Wir bedauern die Entscheidung von Sigrun Albert sehr und danken ihr herzlich für ihr großes Engagement und die gute Zusammenarbeit im geschäftsführenden Vorstand. Sie hat den Verband in einer herausfordernden Zeit mit großem Engagement vorangebracht. Wir freuen uns, dass Frau Albert in den kommenden Monaten den Übergang gemeinsam mit uns aktiv gestalten wird", sagen Matthias Ditzen-Blanke und Stefan Hilscher.

Zur künftigen personellen Aufstellung heißt es, dass man sich bereits mit einer Lösung befasse. Dabei gelte es, bereits eingeleitete Strukturverbesserungen fort- und umzusetzen, um die medienpolitische Arbeit des Verbands mit klaren Prioritäten in einer für die Branche entscheidenden Zeit sicherzustellen. "Dabei wollen wir weiterhin den Schulterschluss mit anderen Verbänden suchen, zur Stärkung der Medien als Grundpfeiler der demokratischen Gesellschaft", so Ditzen-Blanke und Hilscher. Wie "Medieninsider" berichtet, könnte dieser "Schulterschluss" schon sehr bald konkret werden. Demnach sollen die Delegierten bereits kommende Woche über eine engere Zusammenarbeit mit dem  Bundesverband kostenloser Wochenzeitungen (BVDA) abstimmen. Gleichzeitig wirft "Medieninsider" BVDA-Geschäftsführer Jörg Eggers als möglichen Nachfolger von Sigrun Albert in den Ring.