Ganz ungeschoren kommt RTL aus dem Jugendschutz-Verfahren der KJM wegen "Deutschland sucht den Superstar" nicht heraus, auch wenn es sich in der offiziellen Mitteilung des Senders so liest. Die Hauptsache, also die Ausstrahlungen der "DSDS"-Castings auf dem normalen 20:15 Uhr-Sendeplatz sind nicht das Problem, beanstandet werden aber die Wiederholungen im Nachmittagsprogramm.
Die KJM beschloss, dass in diesen nachmittäglichen Wiederholungen gegen die Jugendschutzbestimmungen verstoßen worden sei. "Beleidigende Kommentare der Jury sowie die redaktionelle Aufbereitung und Inszenierung der Auftritte einiger Kandidaten waren geeignet, die Entwicklung von Kindern unter 12 Jahren zu beeinträchtigen. In einem Massenmedium wurde vorgeführt, wie Menschen herabgesetzt, verspottet und lächerlich gemacht werden. Antisoziales Verhalten wird auf diese Weise als Normalität dargestellt. Dies kann Werten wie Mitgefühl, Respekt und Solidarität mit anderen entgegenwirken."
Aufgrund dieses Beschlusses wird die zuständige Niedersächsische Landesmedienanstalt (NLM) nun eine Beanstandung aussprechen. Eine RTL-Sprecherin kündigte gegenüber DWDL.de an, dass der Bescheid zur Kenntnis genommen werde, Rechtsmittel sollen dagegen nicht eingelegt werden. Für RTL bleibt die Beanstandung zunächst auch ohne weitere Folgen, ein Bußgeld oder eine sonstige Maßnahme sind damit nicht verbunden. Jedoch könne sich das auf zukünftige Maßnahmen auswirken, wie eine Sprecherin der KJM gegenüber DWDL.de erklärte.
RTL hatte bereits vor der Anhörung in einer schriftlichen Stellungnahme mitgeteilt, dass die Programmverantwortlichen die Sendung nicht als Verstoß gegen die Jugendschutzbestimmungen betrachten, aber auch eingeräumt, dass Dieter Bohlen Kandidaten in zum Teil grenzwertiger Weise bewertet. Künftig wolle man sich mit den Jugendschützern bereits im Vorfeld besser abstimmen. Eine Pflicht zur Vorlage bei der FSF, die die KJM fordert, sehe RTL aber nicht, so RTL-Sprecherin Eickmeyer gegenüber DWDL.de. Womöglich werden die nachmittäglichen Wiederholungen in künftigen Staffeln in einer leicht geschnittenen Fassung ausgestrahlt.
Im Gespräch mit der KJM betonten die RTL-Vertreter vor allem den Unterhaltungscharakter der Sendungen und den Drang zur Selbstdarstellung der Kandidaten, die im Übrigen auch über die redaktionelle Gestaltung ihres Auftritts umfassend aufgeklärt würden. Sie erklärten aber auch die Bereitschaft, in Zukunft die zuständigen Redakteure stärker zu sensibilisieren.
"Wir sind sehr darauf bedacht, die Akteure nicht zu beschädigen. Einige der jetzt diskutierten Fragen sind aber wohl eher Geschmackssache und weniger ein nachhaltiges Problem des Jugendschutzes. Entsprechend freuen wir uns, dass es hinsichtlich des Formats DSDS und den Ausstrahlungen im Hauptabendprogramm keine Beanstandung geben wird. Natürlich wissen wir um unsere besondere Verantwortung als Familiensender, die wir sehr gewissenhaft wahrnehmen", so Tom Sänger, Bereichsleiter Unterhaltung Show & Daytime bei RTL.