A Very Gaga Thanksgiving© ABC
New York war in der letzten Woche von zwei Extremen geprägt: Ruhe und Chaos innerhalb von zwei Tagen. Bevor am so genannten 'Black Friday', an dem die meisten Geschäfte mit gigantischen Rabatten locken, wie jedes Jahr der Shopping-Wahn in Manhattan ausbrach, stand am Tag zuvor Thanksgiving auf dem Programm. Ab Mittwochabend war abgesehen von den Touristenmeilen die Weltmetropole Manhattan größtenteils ausgestorben, da viele New Yorker für ein verlängertes Thanksgiving-Wochenende ihre Familien besuchten, was auch an der Fernsehprogrammierung und -nutzung zu sehen war. Traditionell zeigen die Broadcast Networks an diesem für die Amerikaner sehr wichtigen Familienfeiertag Sonderprogramme oder TV-Marathons, da erfahrungsgemäß eher weniger Leute vor dem Fernseher sitzen. In diesem Jahr stach vor allem ABC heraus, allerdings nicht mit dem quotenstärksten Programm des Abends, dafür aber mit dem originellsten und gewagtesten. ABC gab Weltstar Lady Gaga einen 90-minütigen Programmslot, in dem das von der Sängerin co-produzierte Special "A Very Gaga Thanksgiving" für gute Quoten sorgen sollte. Um allen Kritikern von vornherein den Wind aus den Segeln zu nehmen, startete das Special mit einer Texteinblendung, die versicherte, dass sämtliche Auftritte ausschließlich live gesungen wurden. Das Special wurde komplett in Lady Gagas alter Schule in New York gedreht und wurde neben Acapella-Auftritten ihrer größten Hits mit einem Exklusiv-Interview abgerundet. Sämtliche Auftritte waren in zu erwartender Gaga-Manier sehr ausgefallen und wurden mit persönlichen Anekdoten aus dem Leben des Popstars angereichert. Sicherlich war diese Programmierung ein Wagnis, da derartige Specials normalerweise nur auf Musiksendern zu finden sind. Auch wenn Lady Gaga eine große Fanbase in den USA hat, war nicht unbedingt damit zu rechnen, dass "A Very Gaga Thanksgiving" die breite Masse ansprechen würde. Umso erstaunlicher bzw. erfreulicher war für ABC die Erkenntnis, dass dieses Special mit einem 1,6% Zielgruppenrating die meist gesehene Sendung ab 21:30 Uhr war. Sehen Sie hier einen kurzen Zusammenschnitt des Specials.

You deserve it© ABC
Einige Tage zuvor stand für ABC ein wichtiger Neustart auf dem Programm, der sicherlich auch von vielen TV-Machern in Unterföhring mit Spannung verfolgt wurde. Die von der ProSiebenSat.1-Tochter Kinetic Content produzierte Gameshow "You Deserve It" wurde bereits Anfang des Jahres beauftragt, doch ABC hielt sich lange Zeit bedeckt bzgl. eines Sendeplatzes. Nun war es endlich so weit: Direkt im Anschluss an das erwartungsgemäß quotenstarke "Dancing With The Stars"-Finale sollte "You Deserve It" den Audience Flow nutzen und viele Amerikaner von der neuartigen Gameshow überzeugen. Entgegen der klassischen Gameshow-Konzepte spielt bei "You Deserve It" der Kandidat nicht für sich selbst, sondern versucht für einen engen Freund, Bekannten oder Verwandten, der es seiner Meinung nach wirklich verdient hat, so viel Geld wie möglich zu gewinnen. In fünf Spielrunden muss der Kandidat mit Hilfe von Hinweisen einen Begriff erraten. Je mehr Hinweise allerdings benötigt werden desto weiter verringert sich auch die Gewinnsumme. Am Ende der Sendung wird dann der Auserwählte, für die der Kandidat gespielt hat, per Videobotschaft überrascht. Bei der ersten Sendung wurde schnell klar, dass vor allem der emotionale Faktor eine große Rolle spielt, da in Not geratenen oder vom Pech verfolgten Leuten geholfen werden soll. Den klassischen Gameshow-Spannungsfaktor vermisst man dagegen leider stellenweise. Anders als bei Shows wie "Who Wants To Be A Millionaire" oder "Deal Or No Deal" fiebert man bei "You Deserve It" als Zuschauer eher weniger mit dem Kandidaten mit, da relativ sicher ist, dass der Kandidat eine mindestens fünfstellige Geldsumme gewinnen wird. Derartige Gameshows leben ja auch davon, dass der Zuschauer daheim mitraten kann. Das ist bei "You Deserve It" zwar auch der Fall, aber da es pro Sendung nur fünf zu erratende Begriffe gibt, wirkt die Show stellenweise etwas langatmig - besonders in den Momenten, wenn der Kandidat unzählige Hinweise braucht und man als Zuschauer daheim bereits seit fünf Minuten die Antwort weiß. Unterm Strich liefert "You Deserve It" aber dank des Gesamtkonzepts eine unterhaltsame Gameshow, da der emotionale Faktor perfekt umgesetzt wurde und der Zuschauer mit Spannung erwartet, wie die überraschte Person am Ende der Sendung auf den unerwarteten Geldsegen reagiert. In Deutschland wird "You Deserve It" auf Sat.1 laufen und dort hoffentlich einen glücklicheren Quotenstart als hier erwischen. Nach dem "Dancing With The Stars"-Finale mit 19,6 Mio. Zuschauern blieben bei der "You Deserve It"-Premiere nur noch 8,55 Mio. hängen. Den Trailer zur Show können Sie hier sehen:



Michelle Bachmann bei Jimmy Fallon© NBC
Ein etwas anderes TV-Ereignis sorgte in der letzten Woche in den USA für Aufregung und zwang NBC zu einer politischen Entschuldigung. Die republikanische Präsidentschaftskandidatin Michelle Bachmann ist dafür bekannt, nicht der einfachste Interview-Partner zu sein. In diesem Jahr verließ sie schon einmal eine Talk-Show während des Gesprächs, weil sie sich angegriffen fühlte. Trotzdem wagte es Late Night-Talker Jimmy Fallon und begrüßte die Politikerin in der letzten Woche in seinem Studio, da jene ihr neues Buch promoten wollte. Fallons Studio-Band wählte allerdings beim Auftritt von Bachmann einen Intro-Song, der nicht ganz den Geschmack der Republikanerin traf. Der "The Roots"-Song "Lying Ass Bitch" sollte Fallon und NBC am Tag später zum Verhängnis werden. Bachmann war alles andere als begeistert von dieser unpassenden Songauswahl, weshalb sich Fallon selbst bei Bachmann am darauffolgenden Tag per Twitter entschuldigte, um die Wogen zu glätten. Doch für die Präsidentschaftskandidatin war dies nicht ausreichend und somit ging die Medienschlacht in eine zweite Runde. Sowohl in TV- (FOX News) als auch in Radiointerviews machte sie ihrem Ärger Luft und beschuldigte NBC, nicht adäquat reagiert zu haben: "Wenn man bei Michelle Obama diesen Song gespielt hätte, hätte sich NBC sicherlich direkt bei ihr entschuldigt und den Drummer der Band rausgeschmissen." NBC wollte dies nicht auf sich sitzen lassen, weshalb Bachmann von NBCs VP of Late Night Programming Doug Vaughan einen Entschuldigungsbrief erhielt, der den Vorfall als 'unglücklich und inakzeptabel' beschrieb.