Americas Got Talent Casting© M. Müller
Im Herbst steht die mittlerweile achte "America‘s Got Talent" Staffel in den USA an und bereits seit Mitte November 2012 sucht NBC in 14 Großstädten nach neuen und frischen Talenten, die die Massen begeistern können. Noch nie zuvor in der "Talent"-Geschichte wurden so viele Castings wie für diese Staffel organisiert und natürlich durfte die Medienmetropole New York als vorletzte Station Anfang Februar auf der Liste nicht fehlen. Um den Ansturm an Bewerbern bewältigen zu können und einen unkontrollierbaren Massenauflauf zu vermeiden, mussten sich die Kandidaten im Vorfeld auf der Webseite von "America‘s Got Talent" anmelden und diverse Formulare ausfüllen, bevor sie sich für ein Zeitfenster zum Casting entscheiden konnten. Ein Produktionsmitarbeiter machte im Gespräch vor Ort auf das logistische Ausmaß aller Castings aufmerksam: "Wir schleusen pro Tag so um die 700-1000 Bewerber in jeder Stadt durch, was viel Planung und Disziplin bedarf." 

Rhett Price© M. Müller
So wurde der erste Schwung auf 8:00 Uhr morgens in ein unscheinbares Bürogebäude in der Nähe des Hudson Rivers im West Village eingeladen, unter dem sich auch der 23-jährige Rhett Price befand, den DWDL bei seinem Castingabenteuer begleitete. Der in Boston lebende Rhett reiste bereits einen Tag zuvor mit dem Bus an, um ausgeschlafen und fit sein Talent als Violinist unter Beweis zu stellen, der bisher sein Geld vorwiegend mit Straßenmusik verdient: "Für mich ist das heute eine Riesenchance, nicht mehr länger als Subway-Musikant vor ein paar Tausend Leuten am Tag zu spielen, die noch nicht einmal meinen Namen kennen, sondern endlich vor Millionen von Menschen performen zu dürfen." Doch trotz überpünktlichen Erscheinens mussten Rhett und hunderte von weiteren ruhmsüchtigen Kandidaten Geduld beweisen, da die nicht enden wollende Schlange vor dem Gebäude nur nach und nach rein gelassen wurde. Über eine Stunde oder teilweise sogar länger mussten die Kandidaten und deren Freunde und Familie in der Eiseskälte Manhattans warten.

Aufenthaltsraum Americas Got Talent Casting© M. Müller
Endlich im Gebäude angekommen, standen zuerst die Akkreditierungsformalitäten an und sowohl die Kandidaten als auch die Begleitpersonen waren gezwungen ein Formular zu unterschreiben, mit welchem sie der Produktionsfirma die Freigabe der persönlichen Film- und Verwertungsrechte erteilten. Im großen Aufenthaltsraum begann für Rhett und alle anderen Kandidaten dann wiederum das große Warten, doch die Produktionsfirma versuchte mit Warmuppern die Menge bei Laune zu halten und bot in der Mitte des Raums den aufgeregten und energiegeladenen Kandidaten schon einmal eine Bühne, um zu proben und die Konkurrenz einzuschüchtern. Zusätzlich gab es per Mikrofon immer wieder Aufrufe, auf Twitter und Facebook über das Casting zu schreiben.

Aufenthaltsraum Americas Got Talent Casting© M. Müller
Das gesamte Spektakel wurde natürlich von unzähligen Kameras eingefangen, um später für die Castingepisoden unterhaltsames Material verwenden zu können. Immer wieder liefen Produktionsleute durch die Menge, die offensichtlich nach außergewöhnlichen und verrückten Teilnehmern Ausschau hielten und sich einige rauspickten, um jene in die Castingzimmer zu nehmen oder direkt MAZen zu drehen. An jeder Ecke wurde entweder gesungen, getanzt oder ein Instrument gespielt und wie es für "America‘s Got Talent" bekannt ist, gab es auch diverse ausgeflippte Kandidaten wie Rhett feststellte: "Die Kandidaten hier sind absolut verrückt und teilweise auch bekloppt. Das Ganze fühlt sich hier an wie eine Zirkusveranstaltung, da so viele unterschiedliche Menschen mit komplett verschiedenen und teilweise absurden Talenten hier sind." 



Americas got Talent Logo© NBC
Nach über vier Stunden Warten war es dann für Rhett endlich soweit und ein Produktionsmitarbeiter nahm ihn mit ca. 40 weiteren Kandidaten auf einen langen Weg durch das Gebäude zu den Castingzimmern mit. Dort staunten einige Kandidaten nicht schlecht als plötzlich keine Kameras mehr um sie herum waren. Was für viele Branchenkenner selbstverständlich erscheinen mag, sorgte bei einigen Kandidaten doch für große Enttäuschung als sich herausstellte, dass keiner der Juroren vor Ort war, sondern sich lediglich Mitarbeiter der Produktionsfirma die Talente anschauten. In mehreren kleinen Castingzimmern wurden jeweils 3-4 Kandidaten gleichzeitig reingerufen, wie Rhett nach seinem Auftritt erzählte: "Als erstes ist mir ein großes X in der Mitte des Raums aufgefallen, auf welches wir uns für die Performance stellen mussten. Zwei Leute von der Produktionsfirma saßen mit einem Computer und einer kleinen Kamera hinter einem Tisch, die nicht wirklich unsere Beiträge beurteilten, sondern das Ganze lediglich dokumentierten und vermutlich dann an die eigentlichen Entscheider weiterleiten werden." Laut Rhetts Schilderungen waren die Mitarbeiter in den Castingzimmern gerade einmal Anfang 20 und schienen seiner Meinung nach keinerlei Entscheidungsmacht zu haben.

Juroren Americas Got Talent© NBC
Mit einem kurzen Dankeschön und dem Hinweis, dass sich die Produktionsfirma innerhalb von vier Wochen nur dann melden wird, sofern es ein Kandidat in die nächste Runde schafft, endete der lange Castingtag für Rhett mit einer leichten Ernüchterung: "Nach 6 Stunden Warten, 3 Minuten im Castingraum und lediglich 90 Performance vor einer Kamera, erschien das alles doch etwas albern. Unterm Strich war der ganze Tag ein ganz schön heftiger Aufwand und im Endeffekt hätte jeder auch einfach nur ein Bewerbungsvideo einschicken können, anstatt tausende von Leute hierher kommen zu lassen." Das sieht die Produktionsfirma hinsichtlich der bunten Schnittbilder und bereits gedrehten MAZen sicherlich anders. Trotz gemischter Gefühle nach seinem ersten Castingerlebnis für "America‘s Got Talent" gibt Rhett die Hoffnung aber noch nicht auf, zum Recall eingeladen zu werden und evtl. sogar vor der richtigen Jury, bestehend aus Howie Mandel, Howard Stern und Spice Girl Mel B., dann wieder in New York sein Talent unter Beweis stellen zu dürfen.

Schauen Sie sich hier Rhetts Castingtag in New York für "America’s Got Talent" in der Bildershow an.