Diese Telegeschichte beginnt am 08. März 2003 im Kölner Coloneum. Es ist 0.42 Uhr. Genau genommen ist es also bereits der 09. März. Auf der großen blauen Bühne stehen vier Personen. Ganz links Gastgeber Carsten Spengemann im schwarzen Anzug, neben ihm seine Co-Moderatorin Michelle Hunziker. Sie trägt ein schlichtes rotes Kleid mit dünnen Trägern. Etwa einen Meter daneben halten sich die Kandidat:innen Juliette Schopmann und Alexander Klaws in den Armen. Sie trägt eine helle Hose und ein buntes, schulterfreies Top, er sein (fast schon ikonisches) ärmelloses, weinrotes Hemd. Die Stimmung ist angespannt. Rund 700 Menschen im Saal halten den Atem an. Nur vereinzelt sind Zwischenrufe zu hören. Spengemann spricht bedeutungsvoll in die Kamera. In der Hand hält er einen aufgerissenen goldenen Umschlag, den er soeben vom Notar erhalten hat. Auf der Karte darin steht der Name des Gewinners oder der Gewinnerin, den seine Kollegin gleich verkünden wird. Zuvor aber informiert er, dass die Wahl mit einem Stimmenanteil von 70,1 Prozent eindeutig ausgefallen ist. Hunziker zögert die Bekanntgabe ein paar Sekunden hinaus. Dann nennt sie den Namen: „Alexander!“ Im Saal bricht Jubel aus. Der Gewinner schlägt ungläubig die Hände vor die Augen und sinkt zu Boden. Seine Kontrahentin zeigt sich als faire Verliererin und umarmt ihn herzlich. Im Jubel der Fans ist Hunziker kaum zu verstehen, sie schreit ihnen entgegen: „Deutschland hat einen neuen deutschen Superstar!“

Es ist der Höhepunkt der ersten Staffel von „Deutschland sucht den Superstar“ - kurz „DSDS“. In den vergangenen fünf Monaten hat sie das Fernsehland in ihren Bann gezogen. Begann sie im November noch recht verhalten, stieg das Interesse an ihr von Woche zu Woche stetig an. Spätestens mit Beginn der sogenannten Motto-Shows kurz vor Weihnachten beherrschten die Sendung und ihre Protagonisten die Medienbranche wie kaum ein anderes Format zuvor.

Ein Hype zieht durchs Land

Die Zeitungen sind voll mit Vorberichten, Homestorys, Kritiken und Verrissen. Die Boulevard- und Jugendpresse von „Bild“ bis „Bravo" macht jede Kleinigkeit, jeden winzigen Vorfall rund um Alexander Klaws, Juliette Schopmann, Daniel Küblböck, Gracia Baur, Daniel Lopes, Vanessa Struhler oder Nektarios Bamiatzis zur großen Schlagzeile. Die Cross-Promotion-Maschine von RTL läuft auf Hochtouren. Es gibt Berichte in den Nachrichtenmagazinen, Auftritte bei „Top Of The Pops“ und ein eigenes Hintergrundmagazin zur Primetime beim Schwestersender Vox. Das Finale erzielt eine Sehbeteiligung von 12,80 Millionen Menschen, in der Spitze klettert der Wert sogar auf 15,01 Millionen. Der durchschnittliche Marktanteil in der werberelevanten Zielgruppe liegt bei 50 Prozent.

Die 15 Ausgaben erzielen schätzungsweise einen Werbeerlös von 20 Millionen Euro. Davon entfallen rund 1,2 Millionen Euro allein auf das Finale. Hinzu kommen anteilige Einnahmen aus Plattenverkäufen, Merchandising und den Televotings. Die begleitende RTL-Website steigert ihre Klickzahlen von zwei Millionen Impressions im November auf 44 Millionen im Februar. Auf ihrem Höhepunkt werden an einem Tag fast zehn Millionen Klicks gezählt. Es ist ein „Meeega“-Geschäft für RTL.

Fünf Shows in wenigen Tagen

Von Minute eins an inszeniert „DSDS“ ein überlebensgroßes kommerzielles Spektakel, das mit den Anfängen des Genres in den Talentshows des frühen deutschen Fernsehens nichts mehr gemein hat. Die Sendung „Popstars“ - oft als „Mutter aller Castingshows“ bezeichnet - konnte in ihren ersten beiden Durchläufen eine große Resonanz erzielen. Verglichen mit dem Hype, den „DSDS“ auslöste, wirkte das jetzt wie eine Kindervorstellung im örtlichen Einkaufszentrum. Logisch, dass RTL angesichts dieser Bilanz eine baldige Fortsetzung ankündigte und den Auftakt der zweiten Staffel auf den 3. September 2003 datierte. Zwischen der Kürung des aktuellen Superstars Alexander und dem Beginn der Suche nach seinen Nachfolger:innen sollten damit lediglich sechs Monate liegen. 

Dieser immense Erfolg blieb natürlich der Konkurrenz nicht verborgen, die hastig begann, die ersten Nachahmer auf den Schirm zu bringen. So entstand eine ähnlich absurde Situation wie 2001 nach dem überraschenden Triumph von „Big Brother“, als innerhalb einer Woche gleich vier Container-Shows anliefen. Zwei Jahre später buhlten nun rund um den Beginn der zweiten Superstar-Suche noch vier weitere Varianten um hohe Quoten und die Gunst des Publikums. In diesem September des Jahres 2003, als in insgesamt fünf parallellaufenden TV-Castings Möchtegern-Talente entdeckt werden wollten, erreichte der Trend schon seinen ersten Zenit.

„Popstars – Das Duell“: Mädchen gegen Jungs

Nachdem die ersten beiden Staffeln von „Popstars“ noch bei RTL II beheimatet waren, gab ProSieben überraschend bekannt, die Marke vom Konkurrenten übernommen zu haben. Gleichzeitig kündigte das Unternehmen an, das bisherige Konzept für die dritte Runde grundlegend überarbeiten zu wollen. Dabei orientierte man sich an einer Idee, die etwa ein Jahr zuvor in der britischen Version umgesetzt worden war. 

Dort wurden nämlich zwei Bands - sauber getrennt nach Geschlechtern - gleichzeitig zusammengestellt, die dann um den Sieg konkurrierten. Gewonnen hatte die Gruppe, deren Lied es zur sogenannten „Christmas Number One“ schaffte. Dahinter verbarg sich eine lange britische Tradition und eine besondere Auszeichnung für die Titel, die in der Woche um Weihnachten an der Spitze der offiziellen UK Singles Charts standen. Am 22. Dezember 2002 stand fest, dass die Sängerinnen von „Girls Aloud“ dieses Ziel erreicht hatten, ihre männlichen Kollegen belegten knapp dahinter den zweiten Platz der Hitparade.

So ähnlich lief es auch in der deutschen Variante ab, die unter dem Titel „Popstars - Das Duell“ am Montagabend zur besten Sendezeit ausgestrahlt wurde. Dort entschied allein die neue Jury, bestehend aus Detlef Soost, Uwe Fahrenkrog-Petersen und Sabrina Setlur, über die Zusammensetzung der Bands. Sie stellten nach einigen Umwegen eine fünfköpfige Frauenband mit dem merkwürdigen Namen „Preluders“ zusammen sowie deren fünf männliche Konkurrenten, die in der Formation mit dem nicht minder skurrilen Namen „Overground“ antraten. Wie einst in Großbritannien galt es für sie, möglichst viele Singles ihrer jeweiligen Songs zu verkaufen, die ab dem 11. Oktober 2003 exklusiv in McDonald’s-Filialen erhältlich waren. Um den Absatz anzukurbeln, gingen sie im Rahmen der Produktion auf Klubtour und verhökerten ihre Platten auch dort.

Popstars - Das Duell © IMAGO / T-F-Foto

Bis zum Finale am 03. November 2003 hatten beide Bands auf diese Weise zusammen über eine Million Tonträger verkauft, wobei die Preluders leicht die Nase vorn hatten. Dies war zwar erfreulich für sie, für den Ausgang des Duells blieb er bedeutungslos. Über die Siegergruppe entschied am Ende einzig eine Telefonabstimmung unter den Zuschauenden. Rund drei Millionen Anrufe gingen dabei ein. Das Ergebnis verkündete Moderatorin Arabella Kiesbauer in einer großen Live-Show und erklärte eben nicht die Girlgroup, sondern ihre männlichen Konkurrenten zu den Gewinnern.

Das Projekt geriet für ProSieben zu einem wahren Volltreffer. Die Reichweiten kletterten regelmäßig über die 3-Millionen-Marke und die Marktanteile in der Zielgruppe auf überdurchschnittliche Werte von oft über 20 Prozent. Dies führte dazu, dass die Reihe schon während ihrer Ausstrahlung eine Ausweitung um drei zusätzliche Folgen erhielt. Ein Grund für diese überwältigende Resonanz mag darin gelegen haben, dass „Popstars – Das Duell“ bereits am 11. August ohne große Konkurrenz ins Rennen ging und zum Start der zweiten Staffel von „DSDS“ einen entsprechenden Vorlauf hatte.

Im Finale wurde gar eine durchschnittliche Sehbeteiligung von 3,7 Millionen Personen gemessen. Unter den Werberelevanten erreichte es einen Marktanteil von 22,3 Prozent, in der jüngeren Zielgruppe sogar 39,2 Prozent. Eingebettet war die Entscheidung in einen kompletten „Popstars“-Tag, der neben einem Auftritt der beiden Gruppen in der nachmittäglichen Talkshow „Arabella“ und Backstage-Berichten von der abendlichen Entscheidung viele weitere Highlights bot. Unter anderem die Umgestaltung des Gartens eines ausgeschiedenen Teilnehmers in „Do It Yourself - S.O.S.“. Oder im Wissensmagazin „Galileo“ die (natürlich streng) wissenschaftliche Beantwortung der Frage, wer psychologisch gesehen die besseren Chancen im Kampf der Geschlechter hat. We Love To Entertain You.

„Die deutsche Stimme 2003“: Langweilig und nett

In dem Versuch, den zu hohen Altersdurchschnitt des Publikums mit einer dieser modernen Castingshows zu senken, wurde eine Sendung ins Programm genommen, die den unglücklichen Titel „Die deutsche Stimme“ trug. Unglücklich, weil die offizielle Parteizeitung der NPD unter demselben Namen veröffentlicht wird. Um eine Verwechslungsgefahr auszuschließen, führte die TV-Reihe stets das Jahr in der Bezeichnung mit, sodass sie offiziell „Die deutsche Stimme 2003“ hieß. Na immerhin.

Vom Ablauf und Look her erinnerte sie stark an ihre Vorgänger und gipfelte nach einem Casting und einem Workshop mit dem Sänger Heinz-Rudolf Kunze in sieben Live-Shows. In diesen traten neun Bewerber:innen mit ihren Auftritten gegeneinander an und hofften wöchentlich auf genügend Anrufe, um im Wettbewerb zu verbleiben. Das Alleinstellungsmerkmal bestand darin, dass ausschließlich deutschsprachige Titel vorgetragen werden durften, weshalb Songs von Westernhagen, Xavier Naidoo, der Münchner Freiheit, Glashaus, Echt, Jürgen Marcus, Katja Ebstein und Udo Jürgens zu hören waren.

Die deutsche Stimme 2003 © IMAGO / United Archives

Außerdem wollte man in Abgrenzung zu „DSDS“ die Teilnehmenden nicht respektlos behandeln oder der Lächerlichkeit preisgeben. Aus diesem Grund wurde der Schlagerkomponist Ralph Siegel als Juryvorsitzender eingesetzt, der ebenfalls die Komposition des Siegertitels übernahm. Er sollte folglich eine ähnliche Funktion ausüben wie Dieter Bohlen - aber ohne Beleidigungen und verbale Entgleisungen. Das war deshalb brisant, weil Siegel Bohlen zuvor mehrfach öffentlich für dessen Verhalten kritisiert hatte.

Mit diesem Ansatz stieg das ZDF am 30. August 2003 nur vier Tage vor der zweiten Staffel von „DSDS“ in den Ring. Die Presse kritisierte damals einhellig die altbackene und zu brave Ausrichtung des Ergebnisses. Dies bezog sich einerseits auf die blasse Moderation von Kai Böcking und Andrea Kiewel sowie auf die allzu homogene Qualität der Darbietungen. Da die Jury zudem bloß lobende Worte fand und sich mit Spott zurückhielt, blieb wenig übrig, was für Aufmerksamkeit sorgen konnte. Entsprechend gering fiel das Interesse an den Erlebnissen der Gesangs-Azubis aus. Die großen Live-Ausgaben, die sich im Gegensatz zu „Popstars“ nicht allein an ganz junge Menschen richteten, konnten am Donnerstagabend sehr selten Reichweiten von mehr als drei Millionen erzielen. Selbst das Finale am 30. Oktober 2003 fuhr mit 3,82 Millionen Zusehenden einen für die Ansprüche des ZDF schwachen Wert ein. Nach den elf angekündigten Episoden wurde daher auf eine Fortsetzung verzichtet. Dem Gewinner Eddie Leo Schruff blieb eine große Karriere ebenso verwehrt wie ein eigener Wikipedia-Artikel. Bitter.

„Fame Academy“: Verkürzte Ausbildung

Auf der Suche nach einem Ersatz für den schmerzlichen Verlust von „Popstars“ setzte RTL II auf die Adaption des niederländischen Formats „Star Academy“. Es stammte aus dem Hause Endemol und wurde vom Sender als „logische Weiterentwicklung von ‚Popstars‘“ beschrieben. Schließlich versuchte es, den Casting-Boom mit dem genauso lukrativen „Big Brother“-Fieber zu kombinieren. Dementsprechend zogen 16 vorher ausgewählte Kandidat:innen am 07. September 2003 in ein von der Außenwelt abgeschlossenes Haus - die sogenannte „Fame Academy“ - und ließen sich dort auf ihrem Weg zum Ruhm rund um die Uhr filmen.

Wie auf einem Pressetermin versichert wurde, ging es trotz der Videokameras in Badezimmer und Schlafzimmer allein um die musikalische Ausbildung der sogenannten „Studenten“. Das war nicht gelogen, denn tatsächlich bestimmten unzählige Coachings und Proben in Gesang, Tanz, Fitness, Schauspiel und Medientraining den Alltag im Kölner Internat. Vereinzelt sollten Besuche von “echten“ Musikschaffenden die künftigen Popstars aktiv bei ihrer Berühmtwerdung unterstützen. Dazu gehörte etwa DJ Bobo, der sich gleich zum Paten der Academy machen ließ. Natürlich fingen die Kameras ebenso private Momente und Streitigkeiten ein, die waren allerdings nie so delikat wie in den anderen Real-Life-Programmen.

Die Ereignisse des Tages wurden in einer täglichen einstündigen Zusammenfassung am Vorabend gezeigt. Zusätzlich traten jede Woche sonntags um 18:00 Uhr die drei aktuell aussichtslosesten Bewohner:innen in einer zweistündigen Live-Show - den sogenannten „Gala-Shows“ - gegeneinander an. Über ihren Verbleib in der Gesangs-WG entschieden die Zuschauenden per Telefon.

Der allzu kalkulierte Mischmasch fand von Anfang an kein großes Publikum, sodass sich RTL II nach drei Wochen gezwungen sah, die täglichen Zusammenfassungen um zwei Stunden auf 17:00 Uhr vorzuverlegen und den ursprünglichen Sendeplatz lieber mit der x-ten Wiederholung von „King Of Queens“ zu füllen. Autsch. Die Gala-Shows, die man im Laufe der Ausstrahlung eigentlich in die Primetime des Montagabends befördern wollte, beließ man lieber am Sonntagabend, wo sie weniger Schaden anrichten konnten. Als diese Maßnahmen keine Verbesserung bewirkten, entschieden die Verantwortlichen, das Vorhaben am 30. November rund eine Woche früher als geplant zu beenden. Als Siegerband ging noch schnell die sechsköpfige Gruppe „BecomeOne“ hervor, die sich nach sechs Monaten wieder auflöste.

Zu viel des Singens

Eine Wiederholung des anfänglichen Erfolgs durfte selbst die zweite Staffel vom Platzhirsch „Deutschland sucht den Superstar“ nicht erleben. Während die ersten Motto-Shows mehrfach weit über zehn Millionen Interessierte versammeln konnten, schalteten die neuen samstäglichen Live-Events im Schnitt nur rund fünf Millionen Menschen ein. Die Luft war somit auch dort schnell raus. 

Kein Wunder, setzten „Deutschland sucht den Superstar“, „Popstars - Das Duell“, „Die deutsche Stimme“ und „Fame Academy“ allesamt auf eine Suche nach Menschen mit besonderen gesanglichen Fähigkeiten. Das war schlicht zu viel. Eine Abwechslung der besonderen Art bot derweil die fünfte Variante, die im Schutz des Bezahlfernsehens das Genre um eine ganz andere Facette erweiterte.

„Erotikstar 2003“: Bitte freimachen.

„Hier geht es um einen Wettkampf, in dem ganzer Körpereinsatz gefragt ist. Die Kandidaten kämpfen mit ihren schärfsten Waffen.“. Der Werbetext ließ bereits erahnen, wohin die Reise gehen würde, denn in der neuen Serie "Erotikstar 2003" des Pay-TV-Kanals Beate-Uhse.TV konkurrierten ab 05. September unerschrockene Bewerbende um eine verheißungsvolle Zukunft als Pornodarsteller oder ‑darstellerin. Entsprechend trug die kurzlebige Produktion einen vielsagenden Untertitel, der Anspruch und Niveau pointiert auf den Punkt brachte: „Beate-Uhse.TV sucht die Poppp-Stars“. Herrlich.

Der Ablauf war mit all den anderen Shows vergleichbar. Es gab Pre-Castings, von denen 45 Bewerber:innen in den Hauptcastings vor einer prominent besetzten Jury auftraten, die durch verschiedene Herausforderungen das Feld solange aussiebte, bis ein Gewinner und eine Gewinnerin feststanden. Für den Sieg winkte ein dürftiges Preisgeld in Höhe von 1.000 Euro sowie eine Rolle in einem Erotikfilm. Was genau darunter zu verstehen war, blieb bis zuletzt offen.

Um beides zu erreichen, hatten die Erotikanwärter:innen verschiedene Herausforderungen zu meistern, zu denen das Vortäuschen eines Orgasmus, ein erotisches Fotoshooting, eine sexy Anmache, ein betörendes Vorspiel oder ein möglichst anregender Strip gehörten. Oder, wie es der Pressetext formulierte: „Wer einen geileren Orgasmus als ‚Harry und Sally‘ hinlegt, wer heißer strippt als Demi Moore und wer besser anbaggern kann als ein Playboy, der siegt!“

Ob eine Aufgabe zufriedenstellend absolviert worden war, beurteilte die Jury, die wechselnd mit dem Schlagersänger Jürgen Drews, dem VIVA-Host Mola Adebisi sowie mit Mitgliedern der Pornobranche wie Dolly Buster, Kelly Trump, Isabel Golden, Klaus Goldberg oder Susi Webstar besetzt war. Ihnen oblag es, die dargebotenen Leistungen mithilfe von Punkten zu bewerten und auf diese Weise über das Weiterkommen der Teilnehmenden zu entscheiden. Darüber hinaus konnten die Zuschauenden durch eine Abstimmung per Internet und Telefon ihre Lieblinge wählen.

Es werde „sexy, anspruchsvoll und hochwertig“, hatte Heidi Niedzwetzki, Geschäftsführerin von Beate-Uhse.TV, im Vorfeld versprochen. Das war sehr hoch gegriffen, da das Budget für die Produktion sichtlich knapp bemessen war. Billige Kulissen, einfache Sets, simple Beleuchtung, holprige Aufnahmen, ambitionsloser Schnitt. Das ganze Setting wirkte selbst für einen Sexfilm armselig und erinnerte eher an die selbstgedrehten Strips am Ende von „peep“. Der ganzen Sendung lag die Ästhetik eines Amateurfilms inne, den ein Paar mit der Video8-Kamera gedreht hat, um ihrer 30-jährigen Ehe wieder etwas Pep zu verleihen.

Präsentiert wurde all dies von den Erotikdarsteller:innen Carmen Rivera und Conny Dachs, deren Auftritte auf der begleitenden Internetseite euphorisch beschrieben waren. Dort hieß es: „Pornostar Carmen Rivera glänzt mit ihrer erotischen Ausstrahlung. Der standhafte Conny Dachs sorgt mit flotten Sprüchen für eine lockere Atmosphäre“. Tatsächlich gerieten ihre Anmoderationen und Interviews meist ungelenk und auffallend gestellt. Das dürfte nicht zuletzt daran gelegen haben, dass sie gewöhnlich in Produktionen mitwirkten, in denen die Dialoge vor allem aus Vokalen bestanden.

Dann gab es ja noch die Kandidat:innen, die oft überraschend unscheinbar daherkamen und häufig in völliger Selbstüberschätzung ihrer eigenen Präsenz verschüchtert vor der Kamera agierten. Mit Erotik hatte das alles nichts zu tun. Am Ende gewannen Sarah und Kevin, bei denen, soweit bekannt, eine große Karriere im Pornobereich ausblieb. Hoffentlich haben sie die 1.000 Euro wenigstens für etwas Sinnvolles ausgegeben.

Als im Spätherbst die Reihen „Popstars - Das Duell“, „Fame Academy“ und „Die deutsche Stimme“ zu Ende gingen, füllte Sat.1 die entstandene Lücke direkt mit der zweiten Staffel von „Star Search“ auf. Diese machte jedoch weniger mit ihren gefundenen Talenten von sich reden als mit einem Streit über die Lippen von Jurorin Alexandra Kamp. Das allerdings ist eine ganz andere Telegeschichte.