Keine zwei Monate nach seinem Amtsantritt hat George Entwistle das Amt des Generaldirektors der britischen BBC am Samstagabend niedergelegt. Das hat Entwistle in einer Pressemitteilung verkünden lassen. Entwistle zieht damit die Konsequenzen aus einem Beitrag, der vergangene Woche im Rahmen der "Newsnight" auf BBC Two ausgestrahlt wurde. Darin wurde der ehemalige Schatzmeister der Conservatives, Alistair McAlpine, entgegen aller Tatsachen des Kindesmissbrauchs beschuldigt. Bereits am Morgen hatte Entwistle den gesendeten Bericht als "vollkommen unakzeptabel" bezeichnet. Am Freitagabend wurde zudem im Rahmen der "Newsnight" eine Entschuldigung veröffentlicht.
Nun also der Rücktritt von der Spitze der BBC. Entwistle erklärte in der Mitteilung, dass er - als Generaldirektor gleichzeitig Chefredakteur und damit für alle Programme verantwortlich - angesichts der unakzeptablen journalistischen Standards des "Newsnight"-Beitrages vom 2. November den einzig ehrenhaften Entschluss getroffen habe, vom Posten des Generaldirektors zurückzutreten. Gleichzeitig betont er, dass es ihm eine große Ehre gewesen sei, als Generaldirektor für die BBC arbeiten zu dürfen; wenn auch nur für eine kurze Zeit. Entwistle trat seinen Posten als Oberster der BBC erst am 17. September an. Er folgte auf Mark Thompson, der nach fast acht Jahren die BBC verließ. Wer auf Entwistle folgt, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch völlig unklar.
Entwistles Amtszeit stand von Beginn an unter keinem guten Stern. Nicht nur, dass er den harten Sparkurs seines Vorgängers fortsetzen musste. Vor allem fiel auch der Missbrauchsskandal um den früheren BBC-Starmoderator Jimmy Savile in seine kurze Amtszeit. ITV1 hatte Anfang Oktober in einer Reportage darüber berichtet, dass Savile mehrere junge Menschen missbraucht haben soll. Im Zuge des Berichts, der Vorwürfe aus der Vergangenheit aufgriff, meldeten sich zunehmend Menschen, die ebenfalls von Savile missbraucht worden sein sollen. Mehrere hundert Leute sollen letztlich betroffen sein, was auch ein schlechtes Licht auf die BBC wirft, da immer wieder die Frage aufkommt, wer alles davon gewusst haben muss. Als Reaktion wurde in der vergangenen Woche bereits beschlossen, sämtliche Ausgaben von "Top of the Pops", die von Savile moderiert wurden, in den Giftschrank zu verbannen. Von der Musikshow, die zwanzig Jahre lang von Savile moderiert wurde und 2006 eingestellt wurde, laufen seit 2011 Wiederholungen im Kulturprogramm BBC Four.
Neben der Klärung des Falls Savile muss sich die BBC nun also schon zum zweiten Mal in diesem Jahr auf die Suche nach einem neuen Generaldirektor begeben. Alle Informationen dazu erhalten Sie wie gewohnt immer donnerstags in unserem UK-Update.