BBC Plaza© DWDL
Eine neue Show der BBC sorgt bereits lange bevor sie überhaupt ausgestrahlt wird für heftige Kritik. Derzeit ist für BBC Two die neue Showreihe "Britain's Hardest Grafter" geplant, von den Medien und Kritikern wird sie schon jetzt als eine Art Hungerspiele bezeichnet. Teilnehmen darf nur, wer arbeitslos oder Geringverdiener ist - wer mehr als 15.500 Pfund im Jahr verdient, dem bleibt die Teilnahme verwehrt. In der Show sollen dann 25 der ärmsten Briten in verschiedenen Jobs und Aufgaben gegeneinander antreten. Der jeweils ineffizienteste Arbeiter fliegt raus, der Sieger kann sich am Ende über 15.500 Pfund - dem jährlichen Mindestlohn eines Arbeits außerhalb Londons - freuen. Schon jetzt wird die Show als "poverty porn" beschrieben; dass die BBC als öffentlich-rechtliche Anstalt nun auf dieser Welle mitschwimmt, die im vergangenen Jahr durch die "Benefits Street" auf Channel 4" noch einmal beflügelt wurde, wirkt in der Tat etwas befremdlich. Eine Petition zum Stopp der Sendung hat am Mittwoch bereits über 25.000 Unterzeichner. Die BBC teilt die Kritik freilich nicht und bezeichnet "Britain's Hardest Grafter" als ernstes soziales Experiment, das aufzeigen solle, wie hart Leute an der unteren Einkommensgrenze arbeiten. Als Unterhaltungsshow sei "Britain's Hardest Grafter" außerdem nicht gedacht.

BBC© BBC
Derweil bringt sich Danny Cohen, Chef der Fernsehsparte der BBC, in Stellung. Nach dem Wahlsieg von David Camerons Conservatives ist die Zukunft des britischen Gebührensystems unsicherer denn je zuvor; angedacht ist etwa die bislang von der Regierung getragene Gebührenbefreiung für über-75-Jährige auf die BBC umzuwälzen. Cohen machte bei einer Veranstaltung nun deutlich, was dies bedeute. "Ich denke, wenn es eine deutliche Reduzierung der Licence Fee gibt, werden wir deutlich weniger Inhalte haben", warnt Cohen und fügt hinzu: "Werden wir Angebote schließen müssen? Ja, ich denke schon". Konkret könnte es hier als nächstes BBC Four treffen, dem Cohen bei einer Kürzung der Einnahmen bei zunehmenden Pflichten bereits ein Aus im TV prophezeit. BBC Four könnte also rasch den gleichen Weg gehen, wie es BBC Three ab Beginn des kommenden Jahres tun wird und nur noch als Online-Angebot bestehen. Fans von Miranda Hart müssen derweil tapfer sein. Nicht nur, dass es ihre Sitcom nicht mehr gibt - als Moderatorin einer Neuauflage des "Generation Game" wird man sie so schnell auch nicht sehen. Sie habe zwar mit der BBC über Möglichkeiten einer Neuauflage gesprochen - mehr als ein Plausch sei das aber wirklich nicht gewesen, eine Umsetzung ist - anders als von der Presse aufgebauscht - aber nicht vorgesehen.

ITV Studios© ITV Studios
ITV baut die Produktionssparte durch Übernahmen weiter auf. Nachdem in diesem Jahr bereits John de Mols Talpa geschluckt wurde, hat sich der Privatsender nun wieder ein kleineres Objekt gesucht und die Produktionsfirma Mammoth Screen komplett übernommen. Bislang hielt ITV bereits ein Viertel der Anteile, nun hat man auch die restlichen 75 Prozent gekauft. Es ist ein Deal unter Bekannten: Damien Timmer, der Mammoth Screen 2007 gemeinsam mit Michele Buck, war vor der Selbständigkeit Head of Drama für ITV Productions. An Attraktivität gewonnen haben dürfte Mammoth Screen kürzlich der Erfolg der Serie "Poldark"; die man für BBC One produziert. Derweil gibt es auch Neuigkeiten vom Hauptprogramm des Privatsenders. Die Serie "Home Fires" rund um Frauen, die ihr Dorf durch den Zweiten Weltkrieg führen, wurde nun um eine zweite Staffel verlängert. Wann diese gesendet werden soll, ist aber noch nicht entschieden. Jason Manford macht unterdessen auf Charlie Brooker und bekommt mit "It's a Funny Old Week" in der zwieten Jahreshälfte einen neuen Wochenrückblick, in dem er mittels Clips auf Nachrichten, Sport und Boulevard blicken wird.

BBC-iPlayer© Dan Taylor/flickr (CC BY 2.0)
Auch im Internet ist das Wachstum endlich: Zum dritten Mal in Folge sind die Nutzungszahlen des BBC iPlayer, der in der Vergangenheit stets wuchs, gesunken. 271 Millionen Abrufe verzeichnete die Abruf-Plattform der BBC im April, das waren nochmal sieben Millionen weniger als einen Monat zuvor. Im Februar waren es bereits nur 299 Millionen Abrufe; im Dezember verzeichnete der iPlayer noch ein Allzeithoch von 343 Millionen Abrufen. Dan Taylor-Watt möchte von Negativschlagzeilen aber dennoch nichts wissen: Die Nutzung hänge schließlich auch stark von der Jahreszeit ab, außerdem handele es sich ja um größtenteils Catch-Up-Dienste und die hängen eben auch davon ab, was im Fernsehen läuft. Außerdem wachse der iPlayer ja auf lange Sicht. Und doch hat natürlich auch die BBC mit dem verstärkten Wettbewerb im Internet, allen voran natürlich durch Amazon und Netflix, zu kämpfen, was man in London aber freilich nur ungern zugibt. Spannend wird vor allem aber, wie sehr sich die Zahlen im kommenden Jahr entwickeln, wenn BBC Three als lineares Angebot entfällt und nur noch im iPlayer vorzufinden ist. Bis es soweit ist, widmet sich der Jugendkanal der BBC aber noch im herkömmlichen TV auch ernsteren Themen. Rapper Professor Green wird dort Kopf einer neuen Doku über Suizide, nachdem dies die häufigste Todesursache von Männern zwischen 20 und 45 ist. Damit will BBC Three vor allem ein Tabuthema aufgreifen und ein Bewusstsein kreieren.

GOLD© UKTV
Für die kleineren Bezahlsender werden Eigenproduktionen immer wichtiger, was man auch bei UKTV schon lange eingesehen hat. Für deren Comedykanal GOLD wurden nun drei neue Produktionen angekündigt. "Henry IX" ist eine dreiteilige Comedy, die am Hofe Heinrichs IX., der sich in einem Leben, das er nicht führen möchte, gefangen fühlt, spielt. Mit "Marley's Ghost" hat man außerdem einen Dreiteiler angekündigt, in dem eine Frau zu Toten sprechen kann - auch ihr Lover und ihr Lebensgefährte gehören plötzlich aber dazu. In "Bull", der dritten Serie, geht es um einen Antiquitätenhändler, der es bereut, Mitarbeiter eingestellt zu haben. Entscheidungen sind derweil auch bei BT Sport gefallen. Wenn die Champions League ab der kommenden Saison exklusiv beim Bezahlsender laufen wird, dann wird Premier-League-Moderator Jake Humphrey die Übertragungen moderieren. Sein Vertrag wurde entsprechend um die Champions League, aber auch die Europa League erweitert. Außerdem verhandelt BT Sport gerade mit BBC-Fußball-Gesicht Gary Lineker. Demnach soll er bei der BBC künftig weniger gezahlt kriegen, dafür aber nicht an die Anstalt gebunden sein und für BT Sport die Champions League präsentieren. Fix ist der Deal aber noch nicht, BT Sport will die Pläne für die Champions League erst kommende Woche offiziell vorstellen.

UK-Quoten-Update

Britains Got Talent© ITV
Das Finale von "Britain's Got Talent" konnte im Vergleich zum Vorjahr extrem zulegen. 11,37 Millionen Zuschauer schalteten am vergangenen Sonntag ein, das war eine Million mehr als noch vor einem Jahr. Im Schnitt erreichte der Privatsender ITV mit der zweieinhalbstündigen Show einen stolzen Marktanteil von 46,6 Prozent. In der Spitze erreichte "Britain's Got Talent" 13,4 Millionen Zuschauer; gewonnen haben übrigens knapp Jules O'Dwyer und ihr Hund Matisse, der - wie erst später herauskam - gar nicht alle Trinks selbst erledigte, sondern von einem Double (ja, wirklich!) vertreten wurde. Bereits im Laufe der Woche überzeugte "Britain's Got Talent". Am Dienstag schalteten 7,79 Millionen Zuschauer ein, am Mittwoch waren es dann 8,20 Millionen Zuschauer und am Donnerstag schalteten 7,77 Millionen Zuschauer ein. Die Show am Freitag lockte dann nochmal 8,02 Millionen Zuschauer vor die Röhre (39,2 Prozent). Die Entscheidungsshows waren liefen jeweils etwas schwächer als die eigentliche Live-Show; am Freitag sahen etwa 6,78 Millionen Zuschauer die Entscheidung, mit 32,1 Prozent lief es aber auch damit freilich noch herausragend. Auf einem ähnlich hohen Quotenniveau bewegte sich am Samstag das Finale des FA Cup auf BBC One. Im Schnitt 7,47 Millionen Zuschauer sahen Arsenal Londons Triumph, womit sehr gute 43,8 Prozent erreicht wurden.

Game of Thrones© obs/RTL II/HBO
Eher durchwachsen meldete sich am Montag die Sitcom "Vicious" zurück. Mit nur 2,99 Millionen Zuschauern bewegte sich die Sitcom auf ITV zwar auf dem Vorvorjahresniveau, kam aber nicht über durchschnittliche 14,1 Prozent hinaus.  "Vicious" lief dabei noch am stärksten; "Off Their Rockers" interessierte anschließend sogar nur 1,77 Millionen Zuschauer. Mehr als äußerst dürftige 9,3 Prozent waren damit nicht drin. Extrem erfolgreich war am Montag derweil der vergleichsweise kleine Bezahlsender Sky Atlantic. Genau eine Million Zuschauer sahen dort die neueste Folge "Game of Thrones", womit ausgezeichnete 4,8 Prozent erreicht wurden. Sky Atlantic erreichte damit mehr Zuschauer als Channel 4, wo zur gleichen Zeit nur 920.000 Zuschauer "Gadget Man" einschalteten (4,1 Prozent). Am Freitag hatte es Channel 5 dagegen ziemlich schwer. "Big Brother" musste mit der Liveshow zeitweise gegen "Britain's Got Talent" und die starke Soap "Coronation Street" ran und unterhielt im Schnitt nur 1,04 Millionen Zuschauer, womit nur 5,1 Prozent erreicht wurden.