In der kommenden Woche wird in Köln zum 14. Mal der Deutsche Fernsehpreis verliehen, doch mit besonders herausragenden Zuschauerzahlen rechnen vermutlich nicht mal die Verantwortlichen selbst - dabei dürfte es wenig hilfreich sein, dass die Preisverleihung in diesem Jahr erst zwei Tage nach der Aufzeichnung ausgestrahlt wird, die Gewinner aber noch am Abend der Verleihung bekanntgegeben werden dürfen. Doch auch selbst wenn so manche der Verantwortlichen die schwachen Quoten inzwischen hinzunehmen scheinen: Dass der Deutsche Fernsehpreis grundsätzlich nicht in der Lage wäre, die Zuschauer zum Einschalten zu bewegen, ist ein Märchen.

Der Blick in die Vergangenheit zeigt nämlich, dass die Preisverleihung durchaus gute Zuschauerzahlen erreichen kann. Erst in den vergangenen Jahren taten sich die Sender zunehmend schwer - dass es selbst RTL vor einem Jahr nicht gelang, einen zweistelligen Marktanteil beim jungen Publikum zu erzielen, war allerdings dann doch etwas überraschend. Noch 2007 brachte es der Kölner Marktführer immerhin auf 16,4 Prozent, als Günther Jauch vor neun Jahren durch die Preisverleihung führte, waren sogar knapp 23 Prozent der Werberelevanten dabei.

Doch hinsichtlich der Gesamtzahlen blicken die Fernsehpreis-Ausrichter sehnsüchtig zurück. Knapp 4,8 Millionen Zuschauer wurden 2003 erreicht, ein Jahr später brachte es der Deutsche Fernsehpreis im ZDF sogar auf knapp sechs Millionen Zuschauer. Sat.1 musste sich ein Jahr später mit nur 3,44 Millionen Zuschauern zufriedengeben - doch das war kein Vergleich zum Tiefpunkt im Jahr 2009, als gerade mal noch 1,34 Millionen Zuschauer eingeschaltet hatten. Schade war das vor allem, weil die Moderation durch Wolfgang und Anneliese damals besonders unterhaltsam ausfiel. Den Geschmack des Publikums traf Sat.1 aber offensichtlich nicht.

Zuschauer-Trend: Deutscher Fernsehpreis
Reichweite in Millionen

Fernsehpreis-Quoten© DWDL

Quelle: DWDL.de-Recherche

Das Erste schaffte es 2010 immerhin, wieder knapp vier Millionen Zuschauer für den Fernsehpreis zu begeistern. Allerdings war das nicht zuletzt der Tatsache geschuldet, dass die Verleihung im Anschluss an den quotenstarken "Tatort" gezeigt wurde. 2011 waren nämlich nur noch 2,41 Millionen Zuschauer dabei. Die bittere Wahrheit: Alle vier Sender verloren in den vergangenen Jahren gegenüber ihren Fernsehpreis-Übertragungen der Vorjahre Zuschauer. Und so darf man gespannt sein, ob das ZDF diese Abwärtsspirale in der kommenden Woche stoppen kann. Denn wenn es der Fernsehpreis nicht schafft, das Publikum von sich zu überzeugen, dann stimmt entweder etwas mit dem Fernsehen nicht - oder mit dem Preis.

Was steht an?

Aus Sicht der Neustarts verspricht die kommende Woche nicht allzu viel Spannung - und doch darf man zumindest gespannt sein, ob die zuletzt äußerst quotenschwache RTL-Serie "Person of Interest" auf ihrem neuen Sendeplatz am Donnerstag um 22:15 Uhr erfolgreicher sein wird als bislang eine Stunde zuvor. Allzu hoch dürfte die Messlatte kaum hängen, zumal "CSI" zuletzt auf diesem Platz sogar nur einen einstelligen Marktanteil eingefahren hatte. Wirkliche Lösungen für die Serien-Problematik von RTL scheinen erst mal nicht in Sicht - einzig der Start von "Transporter" könnte demnächst einen Aufschwung mit sich bringen.

Unterm Strich bleibt allerdings erst noch abzwuarten, ob "Transporter" auf dem "Cobra 11"-Sendeplatz die Fußstapfen des deutschen Action-Dauerbrenners überhaupt füllen kann. Der schlug sich nämlich unter all den RTL-Serien bisher mit Abstand am besten.