NBC macht Ben Silvermans Revolution offenbar wieder rückgängig: Jay Leno, für den Silverman zu Beginn der laufenden Season fünf Sendeplätze in der Primetime freigeräumt hat um Platz für seine "Jay Leno Show" zu schaffen, muss offenbar seinen Platz um 22 Uhr wieder räumen. Noch unbestätigten Berichten von "TMZ" und "Variety" zufolge soll Leno bereits nach den Olympischen Winterspielen wieder auf seinen alten Late Night-Sendeplatz um 23:35 Uhr zurückkehren. Leno soll diesem Deal bereits zugestimmt haben.
Fraglich ist aber, was dann mit Conan O'Brien passiert, der Leno in dessen einstiger "Tonight Show" beerbt hatte und derzeit um 23:35 Uhr sendet. Möglich ist ein Wechsel zu einem Konkurrenten - denkbar wäre Fox, das derzeit keine tägliche Late Night im Programm hat. O'Brien könnte aber auch bei NBC bleiben. Dann würde Jay Lenos Show wohl auf 30 Minuten verkürzt und O'Brien würde 30 Minuten später starten.
Eine gute Nachricht wäre die Verbannung Lenos aus der Primetime für die TV-Produktionsbranche, da dann wieder fünf Sendeplätze mehr auch für Serien zur Verfügung stünden. Die neue Primetime-Verantwortliche Angela Bromstad hat möglicherweise auch aus diesem Grund die Produktion von ganzen 18 Piloten für die nächste Season angekündigt. Vergangenes Jahr waren gerade mal elf beauftragt worden. Damit sollen die unzähligen "Löcher im Programmplan" gestopft werden, wie Bromstad selbst sagte. Zuletzt sei man unter Ben Silverman zu zurückhaltend bei der Entwicklung von Nachschub gewesen. Allerdings: Trotz der deutlich erhöhten Anzahl wurde das Entwicklungsbudget nicht erhöht. Diese Serien würden zudem erst für den Herbst zur Verfügung stehen - womit NBC ohne Jay Leno den Rest der Season überbrücken würde, ist unklar.
Neben zehn Drama-Piloten will NBC auch acht Comedy-Piloten entwickeln lassen. Einen ersten hat man nun bestellt: Adam Carolla, der am Drehbuch selbst mitgeschrieben hat, spielt darin einen Handwerker, der sein Leben nach seiner Scheidung neu aufbauen muss. Einen Titel gibt es für das Projekt bislang noch nicht. Bereits vor längerem hat NBC Piloten für "Rex is not your Lawyer", "Undercover" von J. J. Abrams und eine "Detektiv Rockford"-Neuauflage bestellt. Sicher ist außerdem, dass es mit "Law & Order" weitergehen wird. Die Serie geht dann bereits in ihre 21. Staffel.
Einen neuen Sitcom-Piloten gibt es auch bei CBS, das mit seinen Sitcoms "The Big Bang Theory" und "Two and a half Men" derzeit auf einer riesigen Erfolgswelle schwimmt. Das Network lässt den Comedy-Piloten "True Love" produzieren. Verantwortlich ist Matt Tarses, der im vergangenen Jahr mit "Worst Week" allerdings einen Flop landete. In der Serie geht es um vier Freunde in New York auf der Suche nach der Liebe - keine allzu ausgefallene Vorgabe.
Daneben wurden in den letzten Wochen noch zwei neue Dramen-Piloten neu bestellt. ABC gab die Entwicklung von "187 Detroit" in Auftrag. In der Serie soll ein fiktives Doku-Team eine Mordkommission in Detroit mit der Kamera begleiten. Fox lässt unterdessen einen Piloten für die Cop-Serie "Ridealong" produzieren, die sich um den "härtesten Cop Chicagos" dreht. Sie stammt aus der Feder von Shawn Ryan, der unter anderem schon für "The Shield" verantwortlich zeichnete.
CBS hat Start-Daten für weitere Formate bekannt gegeben. Die neue Mediziner-Serie "Miami Medical" erhält dabei den denkbar schlechtesten Sendeplatz am Freitagabend um 22 Uhr. Zu oft sind in dieser Season wohl schon neue Medical-Serien gefloppt. Die in Deutschland jüngst in der Primetime gefloppte Sitcom "Rules of Engagement" kehrt am 1. März montags ins Programm zurück und läuft dann immer um 20:30 Uhr. Dort ersetzt die Sitcom "Accidentially on Purpose", das auf den Mittwochabend verschoben wird.
Noch ein Aus für ein prominentes Format in der Daytime: Nachdem Oprah Winfrey ihren Abschied ankündigte und auch die beiden über Jahrzehnte laufenden Soaps "Guiding Light" und "As the World Turns" eingestellt werden, endet nun auch die Talkshow mit Tyra Banks nach rund fünf Jahren. Die zuletzt bei The CW ausgestrahlte "Tyra Banks Show" werde ab dem Frühjahr nur noch als Best of zu sehen sein. Dem Network war die Sendung zu teuer. Tyra Banks wird's verschmerzen können, sie sucht u.a. weiterhin "America's Next Topmodel".
"Dr. House" war der große Abräumer bei den diesjährigen "People's Choice Awards", bei der keine Jury entscheidet, sondern das Publikum abstimmt. "House" wurde als bestes TV-Drama ausgezeichnet und Hauptdarsteller Hugh Laurie gewann noch als bester Schauspieler. Beste TV-Comedy wurde "The Big Bang Theory". Beste neue Comedy wurde "Glee", beste neue Dramaserie wurde "The Vampire Diaries". "Supernatural" setzte sich in der SciFi/Fantasy-Kategorie durch.
Zum Abschluss wie immer noch ein Blick an die US-Quoten-Front:
USA Network war der erfolgreichste US-Kabelsender im zurückliegenden Jahr. Der Sender war schon als Marktführer ins Jahr gestartet und legte dann auch noch deutlicher zu als alle Konkurrenten - was unter anderem dem außerordentlich erfolgreichen Serienfinale von "Monk" zu verdanken ist. Stark zulegen konnte daneben auch HBO, das seine Zuschauerzahl in der Primetime um unglaubliche 41 Prozent steigern konnte. Eingeschlagen ist vor allem die neue"True Blood". Schlecht lief es hingegen für CNN, das 30 Prozent seiner Zuschauer verlor sowie für den Sender Lifetime. Um die Position als Marktführer zu festigen, stockt USA Network nun übrigens auch sein Budget bei Serien auf. So wurden auch beim neuesten Piloten "Covert Affairs" elf weitere Folgen bestellt, für die man Cast und Budget erhöht hat.
"Ugly Betty" droht auch ihre letzte Chance zu verspielen: Nachdem die Serie vergangenes Jahr von ABC auf den undankbaren Freitagabend verschoben worden war und dort kläglich unterging, darf sie nun mittwochs um 22 Uhr ran. Dort lief es zwar etwas besser, doch mit knapp über 5 Millionen Zuschauern und einem Marktanteil von 5 Prozent in der Zielgruppe dürfte man bei ABC dennoch kaum zufrieden sein, zumal "Cougar Town" und "Modern Family" zuvor deutlich besser liefen.
Keine Freude hat ABC auch an der Jerry Bruckheimer-Serie "The Forgotten", die mit nur 4,38 Millionen Zuschauern und 3 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe ein neues Serien-Tief markierte. Eine Fortsetzung wird somit immer unwahrscheinlicher. Zuvor gingen bereits "Scrubs" und "Better off Ted" mit miserablen Quoten unter. Ganz schlecht sieht es weiterhin auch für "Heroes" bei NBC aus. Zum Jahresstart schickte NBC seine Helden im Doppelpack auf Sendung und erntete damit ein neues Allzeit-Tief. Gerade mal 4,93 Millionen Zuschauer sahen die Doppelfolge am Montagabend, der Marktanteil in der Zielgruppe lag bei nur 5 Prozent. Damit lag "Heroes" auf Platz 4 der Networks.