Die Emmy-Verleihung am Sonntagabend bei NBC wirft ihre Schatten voraus. Mit Spannung wartet man auch auf die Kategorie "Outstanding Variety, Music or Comedy Series". Nominiert ist dort nämlich unter anderem der im Frühjahr von NBC geschasste Conan O'Brien mit seiner "Tonight Show". Gut möglich also, dass NBC nun die Verleihung des Fernsehpreises an ihn und damit auch dessen Dankesrede übertragen muss. Doch NBC hat clever vorgebaut: Im Auflösungsvertrag wurde festgeschrieben, dass O'Brien sich bis Ende August nicht "verunglimpfend" über NBC äußern darf - also bis kurz nach der Emmy-Verleihung. Der "Hollywood Reporter" bietet Conan O'Brien angesichts dessen juristische Unterstützung und zählt auf, was er nun darf oder nicht. Fazit, So lange er nicht lügt, kann er sich sehr wohl über NBC-Sendungen oder die mauen Quoten lustig machen. Ob es dazu kommt, ist aber ohnehin fraglich. Aus seinem Umfeld heißt es, er wolle sich auch bei einem Sieg nicht negativ über NBC äußern. Warten wir's ab...
Ein einzelnes "Fuck" konnte die US-Networks in den letzten Jahren bis zu 325.000 Dollar kosten, nachdem die Höchststrafe vor einigen Jahren verzehnfacht worden war. Im Juli war der Jubel daher groß, als ein Bundesgericht die "Anständigkeitsregeln" nach einer Klage von FOX kassierte, weil sie nicht mit dem Grundrecht auf Redefreiheit vereinbar seien. Doch das will die zuständige Behörde FCC nicht auf sich sitzen lassen und hat nun Einspruch eingelegt. Die Behörde macht ernsthafte Bedenken geltend, wie man in Zukunft noch in der Lage sein solle, die Kinder und Familien vor "unanständigen Sendungen" zu schützen. Die FCC fürchtet, dass sich nach der Entscheidung die gleiche "schmutzige Sprache" wie im Kabelfernsehen ausbreitet. Ob sich die Moralhüter durchsetzen, wird sich wohl erst vor dem Supreme Court endgültig entscheiden.
Nachdem "Lost" in der vergangenen Season nach sechs Staffeln zu Ende ging, konnten Hardcore-Fans am vergangenen Wochenende allerhand Requisiten aus der Serie ersteigern. Ein Dharma-Van brachte dabei mit 47.500 Dollar das höchste Ergebnis. Heiß begehrt waren auch Daniel Faradays handgeschriebene Aufzeichnungen, die für 27.500 Dollar einen neuen Besitzer fanden. Das Rad, mit dem Ben die Insel am Ende der vierten Staffel bewegte, kann sich ein Fan nun für 25.000 Euro an seine Wand hängen.
Novum im amerikanischen TV-Business: CBS lässt zum ersten Mal eine neue Serie in Kanada entwickeln. Die kanadische Produktionsfirma White Pine Picutres arbeitet an einem Drehbuch für eine neue Polizeiserie, die in einer kanadisch-amerikanischen Grenzstadt spielt. Kanadisch-amerikanische Koproduktionen sind per se nichts ungewöhnliches, normalerweise ist das Vorgehen aber anders: Die Produktionsfirmen entwickeln Serien für kanadische Sender, die dann nach Kooperationspartnern in den USA suchen. Diesmal ist kein kanadischer Sender involviert.
Nachdem der Pay-TV-Sender Starz die Comedyserie "Party Down" eingestellt hat, können sich die wenigen verbliebenen Fans - zuletzt sahen gerade mal noch 74.000 zu - auf ein neues Projekt des Teams freuen: NBC hat die Pilotfolge der neuen Single Camera-Sitcom "Temps" in Auftrag gegeben, die "Party Down" sogar recht ähnlich sein soll. Es geht um eine Gruppe von College-Absolventen, die sich während der Suche nach einer richtigen Stelle mit kuriosen Gelegenheits-Jobs über wasser halten. NBC lässt derzeit zudem eine neue Polizeiserie von Steve Buscemi, einer der Hauptdarsteller in der neuen HBO-Serie "Boardwalk Empire", entwickeln. Der Arbeitstitel "87th Precinct". Schon in den 60er Jahren gab es bei NBC eine Serie mit diesem Titel.
US-Quoten-Update
Der Sommer nähert sich langsam dem Ende und damit auch das Reality-geprägte Sommerprogramm der Networks. Am besten lief auch in diesem Jahr wieder "America's Got Talent", zumindest wenn man das Gesamtpublikum betrachtet. Die Halbfinal-Sendungen am Dienstag und Mittwoch verfolgten einmal mehr über zehn Millionen Zuschauer bei NBC, das reichte locker für den Sieg über die Konkurrenz. In der werberelevanten Zielgruppe musste sich das US-Pendant zum deutschen "Supertalent" allerdings am Mittwoch "Big Brother" mit 9 zu 8 Prozent Marktanteil geschlagen geben.