LA Screenings Warner© DWDL.de
Normalerweise wäre jetzt gerade die Zeit, in der die Networks einen eingehenden Blick auf all die produzierten Serienpiloten werfen würden, um zu entscheiden, welche davon sie in Staffel-Produktion schicken. Doch in diesem Jahr ist Corona-bedingt alles anders - denn zwar wurden 55 Piloten bestellt, doch fertig produziert wurde nur ein einziger, ehe das Corona-Virus Hollywood lahmlegte: "B Positve", eine neue Multicamera-Sitcom von Chuck Lorre, die von CBS wohl auch in Serie geschickt werden dürfte. Für alles andere müssen nun also andere Entscheidungskriterien her - und so wurden überall eine oder mehrere Scripte für mögliche weitere Folgen in Auftrag gegeben, um so zu ergründen, ob die Serienidee länger als eine Folge gut trägt. Auf dieser Basis dürfte es voraussichtlich im Mai eine ganze Reihe sogenannter "Straight-to-Series-Orders" geben, also Serienbestellung ohne vorherige Pilotproduktion. Dieses Modell ist bei Streaming-Diensten ohnehin schon üblich - und es spart viel Geld, denn die massenhafte Produktion von Pilotfolgen, die dann doch gar nicht auf Sendung gehen, ist ein extrem teures Unterfangen, das eine hohe Floprate in der Vergangenheit trotzdem nicht verhindern konnte. Je nachdem wie die Erfahrungen in diesem Jahr sind, wird es womöglich also auch künftig eine generelle Abkehr von solchen Pilotierungen geben - was wiederum die in diesem Jahr ausfallenden "LA Screenings" auch längerfristig wenig sinnvoll erscheinen lässt. Denn dann hätte man im Mai auch kaum etwas, was man internationalen Einkäufern zeigen könnte. Gut möglich, dass die Corona-Krise das Geschäft der TV-Branche nachhaltig verändert, weit über die jetzige Ausnahme-Situation hinaus.

Parks & Recreation© NBC
Das Grünflächenamt von Pawnee lebt weiter, denn "Parks and Recreation" kommt zurück. Allerdings nur für eine Charity-Folge. In einer Art Corona-Spezial werden sich die ehemaligen Cast-Mitglieder Covid-19 konform von daheim aus in ihren Originalrollen zurückmelden und damit auf Abstand miteinander agieren. Zur Ausstrahlung kommt es bereits am 30. April auf NBC mit dem Ziel, Spenden für bedürftige Menschen zu sammeln, die sich in der Zeit der Pandemie keine Lebensmittel leisten können. Mit von der Partie sind neben Mastermind Amy Poheler unter anderem Aziz Ansari, Rashida Jones, Chris Pratt, Nick Offerman, Rob Lowe und Aubrey Plaza. Die Mockumentary lief zwischen 2009 und 2015 in 125 Folgen beim Sender NBC. Ebenfalls beim Pfauensender beheimatet war die Serie "Friends". Für die geplante Reunion ist jedoch HBO Max zuständig. Dort gibt es ebenfalls News: über eine Spende für wohltätige Projekte ("Meals on Wheels" und "No Kid Hungry") können Fans der Serie an einer Verlosung teilnehmen und den Besuch am Set gewinnen, wenn die momentan pausierten Dreharbeiten wieder aufgenommen werden. Passenderweise darf die glückliche Person fünf weitere Freunde ans Set mitbringen und den Dreharbeiten beiwohnen, womit die Zahl identisch zum Haupt-Cast von "Friends" ist.

Leverage© VOX/Michael Muller/Voltage Pictures
Nicht nur ein kurzes Gastspiel wie im Falle von "Parks and Recreation" wird es für die 2012 beim Sender TNT beerdigte Serie "Leverage" geben, denn die Serie erhält eine "richtige" Neuauflage. In den einst fünf Staffeln standen ein ehemaliger Versicherungsdetektiv und seine Trickbetrüger im Zentrum. Die Fähigkeiten dieser variierten und reichten von professionellem Betrug und Diebstahl, über Hacken hin zum Martial-Arts-Kampf. Zusammengelegt und eingesetzt wurden diese vor allem um zu Unrecht bestrafte Menschen - die gegen übermächtige Konzerne oder die Regierung das Nachsehen hatten - aus ihrem Unglück zu befreien. Doch zurück zum Reboot: dieses schnappt sich das zu Amazon gehörende IMDb TV. Für den frei empfangbaren und auf Werbung basierenden Streamingdienst ist es die erste Bestellung in dieser Hinsicht – die Originalserie selbst läuft seit dem letzten Sommer sehr erfolgreich bei dem Streamingdienst. Offensichtlich so erfolgreich, dass nun eine weitere Serie aus dem Universum entsteht. Fünf ehemalige Cast-Mitglieder sind zudem im Boot: Noah Wyle, Beth Riesgraf, Gina Bellman, Christian Kane und Aldis Hodge. Oscarpreisträger Timothy Hutton wird nicht zurückkehren. Dessen Name fiel kürzlich im Zusammenhang mit Vergewaltigungsvorwürfen.

Amazon Prime Video© Amazon
Bei Disney+ folgt bekanntlich eine weitere Serie aus dem "Star Wars"-Universum unter der kreativen Leitung von Leslye Headland ("Matrjoschka") mit dem Fokus auf eine Protagonistin. In der letzten Woche wurde zudem kommuniziert, dass der Streamingdienst an einer Wiederbelebung der Serie "Doogie Howser" arbeitet, in der jedoch unter dem Titel "Doogie Kealoha, M.D" eine Teenagerin als hochbegabte Jungärztin im Mittelpunkt stehen wird. Auch bei Amazon gibt es solch einen Twist eines bereits bekannten Stoffes. Aus dem Keller holt man dort den Film "Ein Richter sieht rot" aus dem Jahr 1983, in dem einst Michael Douglas als Richter Steven R. Hardin eine eigene Auslegung des Rechtssystems praktizierte. Im Original "The Star Chamber" getauft, wird die Serie eine Richterin in San Francisco begleiten, die zusammen mit Gleichgesinnten hier und da das ihrer Ansicht nach aus den Fugen geratene Justizsystem korrigieren möchte: Selbstjustiz versus Gesetzestreue - Moral versus Recht.

Fraggle Rock - Rock on© Apple
Einen internationalen Anspruch hatte der Vater der "Muppets" Jim Henson in den 1980er Jahren direkt von Beginn an bei "Fraggle Rock", hierzulande als "Die Fraggles" bekannt. Die britisch-kanadisch-amerikanische Puppenserie für Kinder lag damals in den Händen der Television South, der Canadian Broadcasting Corporation und HBO. Nun gibt es ein Comeback bei Apple+ und der Startschuss dazu fiel bereits. Die erste Folge von "Fraggle Rock: Rock On!" ist seit dem 21. April abrufbar, wobei die Folgenlänge der weiteren, jeweils wöchentlichen Episoden 3 bis 5 Minuten beträgt. Die erste, sowie die kommenden Folgen stehen zudem kostenlos und global auf dem Streamingdienst des Tech-Riesen zur Verfügung. "Fraggle Rock" brachte es zwischen 1983 und 1987 auf fast 100 Folgen. In Deutschland war sie Teil des ZDF-Programms.

Westworld© HBO
Bei "Westworld" stehen aktuell noch Folgen des Drittlings aus. Das Ende der Science-Fiction- meets Action- meets Westernserie wird dann am 3. Mai besiegelt. Allerdings wird dies nur das Staffelfinale sein und nicht das Serienende. HBO hat sich trotz des massiven Rückgangs der Zuschauerzahlen beim Vergleich der beiden Auftaktfolgen von Staffel 2 zu Staffel 3 (Live + Same Day minus 57 Prozent) für eine Verlängerung um eine vierte Staffel entschieden. Staffel 3 vollzog einen kreativen Neustart und erzählte das erste Mal eine Geschichte außerhalb des Titel gebenden Parks "Westworld". Von dieser Staffelzahl kann man bei "Party of Five" noch nicht mal mehr träumen. Nach nur einer Staffel ist Schluss für das Reboot bei Freeform. Die Serie begleitete die fünf Acosta-Kinder und ihren Alltag ohne Eltern. Diese wurden überraschend nach Mexiko deportiert.

HBO Max© WarnerMedia
Das Startdatum für HBO Max, den neuen Streamingdienst von WarnerMedia, steht fest: Am 27. Mai geht's los, 14,99 US-Dollar pro Monat kostet der Spaß - also ungleich mehr als etwa Disney+, allerdings bietet man eben auch HBO-Inhalte. Das "Friends"-Reunion-Special, das eigentlich als eines der Zugpferde gedacht war, steht zwar zum Auftakt Corona-bedingt noch nicht bereit. An Content mangelt's trotzdem nicht, nicht nur wegen der rund 10.000 Stunden umfassenden Library aus Inhalten von Warner, Turner und HBO, auch neue Originals wie Anna Kendrick's "Love Life". Und auch für etwas abseitige Ideen hat man ein Herz: So hat man gerade eine Art Schönheitswettbewerb für Hunde angekündigt - unter dem schönen Namen "Hot Dog". Pate steht dafür die Star-Hundefriseurin Jess Rona. HBO Max soll zwar auch international ausgerollt werden, aber nicht in allen Ländern. In Deutschland etwa setzt WarnerMedia einstweilen bei der Auswertung lieber weiterhin auf die Partnerschaft mit Sky, die erst im vergangenen Jahr nochmal großzügig verlängert wurde. Hierzulande wird es HBO Max also aller Voraussicht nach auf absehbare Zeit nicht geben.

Netflix© Netflix
Auch sonst hat sich in den letzten Tagen wieder viel im Streaming-Business getan. Netflix etwa hat gerade ein Rekord-Quartal was die Abo-Zuwächse angeht hingelegt und durch den Produktionsstopp erstmals auch keinen negativen Cash-Flow verzeichnet. Trotzdem hat man nun angekündigt, sich erneut eine Milliarde US-Dollar am Kapitalmarkt zu besorgen - denn zwar erwartet Netflix, weniger Geld zu verbrennen als geplant, aber aufs Gesamt-Jahr noch immer einen negativen Cash-Flow von einer Milliarde. Den gewaltigen Content-Output finanziert man somit weiter auf Pump. Walmart hat unterdessen wie erwartet seinen Streaming-Dienst Vudu verkauft. Er gehört nun der NBCUniversal-Tochter Fandango, Details zum Kaufpreis wurden nicht genannt. Und dann gibt's auch Neuigkeiten vom kürzlich gestarteten Dienst Quibi. Ausgelegt war er mit kurzen Videos für mobile Nutzung - was angesichts des Lockdowns gerade eher ungünstig ist. Bislang war es gar nicht vorgesehen, dass man die Inhalte auch auf dem großen Fernseher anschauen kann, nun hat man aber angekündigt, diese Funktion im kommenden Monat nachzurüsten. Nach zwei Wochen verzeichnet Quibi nach eigenen Angaben unterdessen 2,7 Millionen App-Downloads.

US-Quoten-Update

The Disney Family Singalong© ABC/Disney
Die größten Zuschauermagneten im amerikanischen Fernsehen waren in den letzten Tagen musikalischer Natur. Da wäre zum Einen das "Disney Family Singalong", das ABC in der vergangenen Woche zeigte. 10,44 Millionen Zuschauer wollten dabei sein, als Stars Songs aus Disney-Filmen sangen - wie üblich natürlich allesamt nicht im Studio, sondern aus ihrem Zuhause zugeschaltet. Am Samstag stand dann das von Lady Gaga und initiierte Wohnzimmer-Konzert "One World: Together at Home" statt. Allein in den USA bannte es 20,7 Millionen Zuschauer vor den Fernseher - und all die Zuschauer, die Streaming-Dienste oder sonstige Online-Angebote genutzt haben sind da noch gar nicht mitgerechnet. Die Sendung war allerdings auch auf 26 Sendern gleichzeitig übertragen worden. Weltweit sind nach aktueller Zählung übrigens sogar 270 Millionen Zuschauer über alle Plattformen hinweg dabei gewesen.

Empire© 2016 Fox and its related entities. All rights reserved.
Eigentlich hätte die letzte Staffel von "Empire" in diesem Jahr 20 Folgen umfassen sollen - doch dann verhinderte der Corona-Lockdown die Produktion der finalen Episoden und so war nun vorzeitig schon nach 18 Folgen Schluss. Keine besonders glückliche Lage, wenn es darum geht, eine Serie nach sechs Staffeln zu Ende zu bringen. Der Großteil des Publikums hatte sich aber ohnehin schon von der Serie abgewandt. Während der ersten Staffel war die Serie von Rekord zu Rekord geklettert, die zweite Staffel startete einst mit über 16 Millionen Zuschauern. Doch dann ging es Schritt für Schritt bergab. Die sechste Staffel erreichte im Schnitt nur noch 2,7 Millionen Zuschauer (Live+SD), über 1,8 Millionen weniger als noch die fünfte. Und auch zum Finale war der Aufschwung nur marginal: 2,94 Millionen Zuschauer sahen sich die Finalfolge an, das war zwar die höchste Reichweite seit Monaten, aber noch immer weniger als beim Staffel-Auftakt. In der Zielgruppe lag das Rating bei 0,8 Prozent, dem besten Wert seit Oktober, aber nur noch ein Schatten einstiger Erfolge. Zur Erinnerung: Der Bestwert lag einst bei mehr als dem Achtfachen.

In the dark© ZDFneo
Mit ganz anderen Problemen hat The CW zu kämpfen. Dort startete die zweite Staffel von "In the Dark" mit Reichweiten, die kaum noch im messbaren Bereich lagen. Das Rating bei den 18- bis 49-Jährigen betrug 0,1 Prozent. Gerade mal 410.000 Zuschauer sahen insgesamt zu. "Katy Keene" erging es zuvor mit 490.000 Zuschauern insgesamt und ebenfalls einem Zielgruppen-Rating von 0,1 Prozent kaum besser. Generell fällt auf: Während der Großteil der Serien zuletzt Corona-bedingt deutlich steigende Reichweiten - insbesondere beim älteren Publikum - verzeichnete, fiel dieser Effekt bei The CW fast vollständig aus. Das sehr junge Publikum des Networks setzt offenbar auch in Corona-Zeiten mehr auf Streaming als auf TV.