SAT.1 läuft ProSieben den Rang ab
Dabei war die Rollenverteilung bei den ehemaligen Kirch-Sendern doch bislang scheinbar unabänderbar festgelegt: ProSieben punktete mit US-Serien und -Filmen, während SAT.1 mit Eigenproduktionen auf Zuschauerfang ging. Hatte der Bällchensender dabei stehts beim Gesamtpublikum mehr Erfolg als bei den 14-49 Jährigen, so konnte ProSieben gerade in dieser Zielgruppe gut punkten.Der Juli stellt jetzt alles auf den Kopf. Die Marktanteile des ehemals selbsternannten Spielfilmsenders ProSieben sinken weiter. Im Juni waren es schon schwache 11,7 Prozent bei der werberelevanten Zielgruppe. In den ersten zwölf Tagen des Julis sind es bislang nur 11,1 Prozent. Schwestersender SAT.1 erreichte im Juni 10,9 Prozent und ist im laufenden Juli mit bislang 11,9 Prozent deutlich besser dabei.
Dabei kann der Bällchensender im Juli vor allem von starken Quoten der Comedyprogramme profitieren. Ob die Comedy-Schiene am Freitag, die "Harald Schmidt Show" werktäglich oder "Genial daneben" am Samstag: Bei SAT.1 hat man derzeit im doppelten Sinne gut lachen. Auch das eigene Castingformat "Star Search - Das Duell der Stars von morgen" trägt mit Quoten über Senderschnitt zum Erfolg bei. Dabei ist die Show allerdings immer noch weit vom Erfolg von "Deutschland sucht den Superstar" (RTL) entfernt.
Erstaunlich erfolgreich laufen ebenfalls Wiederholungen eigenproduzierter Serien und Filme in der wochentäglichen PrimeTime. Berücksichtigt man dann noch die vergleichsweise guten Quoten für die alljährlichen "Astrix"-Filme, dann fällt auf: SAT.1 erreicht mit Wiederholungen mehr Zuschauer als ProSieben mit neuer US-Ware. Beim Münchner Sender floppen Formate wie "Special Unit 2" oder "Alias". Und am Wochenende funktionieren nicht alle Spielfilme so gut, wie erhofft.
Der Sieg von SAT.1 über ProSieben wäre folgenreich. Der Symbolwert ist mitnichten zu unterschätzen und wird ProSieben mit Sicherheit Sorgen bereiten. Denn auch wenn das eingekaufte Castingformat "Popstars" zum Erfolg werden sollte, so offenbart sich bei ProSieben immer offensichtlicher ein Identitätsproblem: Der "Spielfilmsender" ist ProSieben schon länger nicht mehr.
Marktführer RTL kann auf diesem Gebiet mindestens mithalten, wenn nicht sogar überholen. Und mit US-Serienkost lässt sich auch nicht mehr so gut Quote machen, wie noch in den Neunzigern. Erfolgreich sind hingegen eigene Formate. Setzt ProSieben weiterhin auf diese erfolgversprechenden Sendungen, so steigen zwar die Quoten, aber das Gesicht von ProSieben wird immer schwammiger. Aus einem Spielfilm- und Seriensender wird ein Magazin- und Showsender. Aus ProSieben wird SAT.2.