Für Sat.1 ist "Anna und die Liebe" der wohl wichtigste Neustart der Saison. Mit der neuen Telenovela, für deren Entwicklung sich Sat.1 lange Zeit gelassen hat, will man am Vorabend an längst vergangene Zeiten von "Verliebt in Berlin" anknüpfen, als Lisa Plenske fast im Alleingang dem ganzen Sender zu einem Höhenflug verhalf.
Doch der Morgen danach sorgt wohl erst einmal für Ernüchterung. Nur 0,89 Millionen 14- bis 49-jährige Zuschauer sahen die erste Folge, die - für einen Serienstart nicht gerade günstig - auch noch vier Minuten zu früh begann. Der Marktanteil in der Zielgruppe lag bei 11,6 Prozent. Das ist zwar mehr als der Sat.1-Senderschnitt, aber dennoch allenfalls als mittelmäßig zu bewerten - und für einen vielbeworbenen Start einer so wichtigen Serie eindeutig zu wenig.
Zum Vergleich: "Verliebt in Berlin" holte 2005 zum Start einen Marktanteil von 16,6 Prozent in der Zielgruppe. Damals hatten 3,53 Millionen Zuschauer ab drei Jahren eingeschaltet, diesmal saßen nur 1,91 Millionen Zuschauer vor dem Fernseher - was auch deswegen bitter ist, weil "K11" direkt davor noch 450.000 Zuschauer mehr hatte.
Womöglich hat sich Sat.1 mit der Entwicklung der neuen Telenovela doch zu viel Zeit gelassen. Schließlich gab man den Telenovela-Sendeplatz am Vorabend auf und trieb die Zuschauerinnen geradezu in die Arme von RTL, das folgerichtig nun mit seiner einst ebenfalls sehr schwach gestarteten Soap "Alles was zählt" auf einer Welle des Erfolgs schwimmt. Am Montag erreichte "AWZ" einen Marktanteil von 20,3 Prozent und damit einen der höchsten Werte, den die Soap jemals erzielte. Sat.1 gelang es also zumindest mit Folge 1 offensichtlich nicht, RTL auch nur einige wenige Zuschauer abzujagen.
Doch noch ist für "Anna und die Liebe" natürlich nicht alles verloren: Auch "Verliebt in Berlin" steigerte sich nach dem Beginn innerhalb weniger Tage noch deutlich - war damals allerdings als tägliche Serie auch konkurrenzlos in ihrem Timeslot und nicht mit "Alles was zählt" konfrontiert. Sat.1 dürfte insbesondere auch darauf hoffen, dass viele, die sich die erste Folge schon vorab online angesehen hatten - Sat.1 hatte sie bereits am Freitag kostenfrei auf sat1.de gezeigt - am Dienstag den Fernseher für "Anna und die Liebe" einschalten. Ob das den Quoten hilft, bleibt abzuwarten. Doch um die Serie abzuschreiben ist es sicher noch zu früh.