Auch das ZDF erlebt das erfolgloseste Jahr seiner Geschichte

ZDF Jahres-MA 2011

Das ZDF teilt das Schicksal des Ersten: Auch für den Mainzer Sender ging es ohne das Quoten-Highlight Fußball-WM im Sommer deutlich nach unten. 0,6 Prozentpunkte verlor das ZDF und markierte mit einem Jahres-Marktanteil von nur noch 12,1 Prozent mit Abstand ein neues Allzeit-Tief. Bislang lag der tiefste Wert des ZDF bei 12,5 Prozent. Bei den 14- bis 49-Jährigen ging es einen halben Prozentpunkt auf 6,2 Prozent Marktanteil bergab. Damit liegt das ZDF in dieser Altersgruppe - die ja mitnichten nur Jugendliche umfasst, sondern immerhin einen Großteil der arbeitenden Bevölkerung - nun nur noch hauchdünn vor kabel eins. Beim ZDF wird man auf ZDFneo verweisen, mit dem man jüngere Zuschauer ansprechen will. Allein: Selbst wenn man die vom Sender als Kern-Zielgruppe ausgemachten 30- bis 59-Jährigen nimmt, sind die dort erreichten 0,5 Prozent Marktanteil bislang nur wenig mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein.

 

 

Nimmt man allerdings nur die Zeit zwischen 19 und 23 Uhr, dann war das ZDF in diesem Jahr beim Gesamtpublikum sogar Marktführer, wie man per Pressemitteilung stolz verkündet. Wirklich problematisch ist in der Primetime tatsächlich nur der Dienstag, wo etwa "Frontal 21" weiter an Boden verloren hat und auch die Dokus nicht mehr so hohe Zuschauerzahlen wie in früheren Jahren erreichen. Abhilfe schaffen soll das neue Doku-Format "ZDFzeit", das dort ab Januar mehr Verlässlichkeit für die Zuschauer bieten soll. Montags, donnerstags und sonntags fährt das ZDF hingegen mit seinen Filmen gut, mittwochs schlägt sich Pilawas "Rette die Million" wacker, ein Klassiker wie "Aktenzeichen XY... ungelöst" ist gar ein echter Quotenhit bei Jung und Alt und mit den Krimis am Freitag und in Show-freien Wochen auch am Samstag kann man ohnehin nicht viel falsch machen.

Die große Problemzone des ZDF ist also das Tagesprogramm. Der spektakulärste Flop war dabei in diesem Jahr natürlich die Daily "Herzflimmern", die aufgrund der miserablen Quoten nun bei ZDFneo zu Ende gesendet werden muss. Stattdessen wiederholt das ZDF nun nachmittags die längst eingestellte Serie "Die Rettungsflieger". Auch am Vormittag, wo das ZDF unter anderem mit "Die Ärzte" oder "hallo deutschland emotionen" Flops landete, müssen es nun Serien-Wiederholungen richten, die gar nicht mal so schlecht laufen. Trotzdem: Ein Ruhmesblatt ist es für das ZDF nicht, dass tagsüber nun schon auf drei Sendeplätzen alte Serien aus dem sendereigenen Archiv laufen.

Wo bleibt der Umschwung? Sat.1 weiter im Rückwärtsgang

Sat.1 Jahres-MA 2011

Seit die extrem quotenstarke erste Staffel von "Verliebt in Berlin" 2006 endete, kommt Sat.1 nicht mehr auf die Beine. 2007 fiel der Sender unter die 11-Prozent-Marke und konnte sie seither nicht mehr zurückerobern. Die Zähne daran ausgebissen haben sich seitdem als Geschäftsführer schon Matthias Alberti, Guido Bolten und nun auch Andreas Bartl, der den Sender am 1. Februar 2010 zur Chefsache erklärt hatte, um ihn wieder auf Kurs zu bringen. Seine Bilanz: 2010 sank der Marktanteil von 10,8 auf 10,7 Prozent, 2011 ging es von 10,7 auf 10,6 Prozent in der Zielgruppe nach unten. Schlechter lief es in diesem Jahrtausend für Sat.1 noch nie. Beim Gesamtpublikum tritt der Sender mit unveränderten 10,1 Prozent Marktanteil auf der Stelle.

Was den Verantwortlichen vor allem zu denken geben müsste: Nicht einmal im November und Dezember konnte die 11-Prozent-Marke geknackt werden, obwohl man gemeinsam mit ProSieben in diesen beiden Monaten mit "The Voice of Germany" einen überragenden Quoten-Erfolg landen konnte, der Sat.1 freitags bis zu 30 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe bescherte. Trotzdem: 10,9 Prozent waren es im November, 10,7 Prozent im Dezember, wo es vor den Feiertagen sogar noch schlechter ausgesehen hatte. Vom absoluten Tiefpunkt im Oktober, als Sat.1 mit nur noch 10,0 Prozent Marktanteil den schlechtesten Nicht-WM/EM-Monat der letzten zehn Jahre erlebt hatte, konnte sich Sat.1 dank "The Voice" zwar wieder erholen - doch es gibt für den neuen Sat.1-Chef Joachim Kosack noch viel zu tun.

Am wenigsten zu dem von Andreas Bartl bei seinem Abschied geprägten Bild eines "bestellten Hauses" passt derzeit der Vorabend. Vom Telenovela-Flop "Hand aufs Herz" hat sich der Sender getrennt, allerdings ohne einen Ersatz parat zu haben. Zudem läuft "Anna und die Liebe" inzwischen auf dem gleichen Quoten-Niveau angekommen, das bei "Hand aufs Herz" zur Absetzung führte. Und die "K11"-Doppelfolgen um 19 Uhr sind mit ihren im Schnitt 9,4 Prozent Marktanteil in diesem Jahr auch nicht gerade der Stein der Weisen, was die Lösung des Vorabend-Problems angeht. Neben dem Vorabend stößt Kosack aber auch in der Primetime auf viele Baustellen. Zwar gibt es mit "Danni Lowinski" und "Der letzte Bulle" zwei Serien-Erfolge - doch Nachschub fehlt. Ob die angekündigten neuen Serien einschlagen, bleibt erst noch abzuwarten. In jedem Fall hat Sat.1 sträflich lange damit gewartet, Nachfolger zu testen, wie RTL es beispielswiese regelmäßig mit Serienpiloten tut. Ob 2012 erfolgreicher wird, ist angesichts der vielen Probleme also keineswegs ausgemacht - zumal Sat.1 Mitte des Jahres die Champions League an das ZDF verliert und damit im Sportbereich gerade mal noch Boxen übrig ist. Viel wird auch davon abhängen, ob es Sat.1 gelingt, im Dokusoap-Bereich auch in der Primetime Fuß zu fassen, nachdem es mit den RTL-Kopien am Wochenende aus Quotensicht immerhin gar nicht so schlecht lief.

Den Sitcoms sei Dank: ProSieben kann leicht zulegen

ProSieben Jahres-MA 2011

Begonnen hat das Jahr für ProSieben gar nicht gut. 11,2 Prozent betrug der Marktanteil im Januar, 11,3 Prozent im Februar. Viele Serien schwächelten, zudem war es erneut nicht gelungen, zwischen "Popstars" und "Germany's Next Topmodel" ein erfolgreiches Format für den Donnerstag zu finden. Das Designer-Casting "Fashion & Fame" erwies sich jedenfalls als riesiger Flop, der "Model-WG" erging es nur wenig besser. Doch ProSieben konnte sich im Lauf des Jahres berappeln. Der Herbst lief mit bis zu 12,6 Prozent Marktanteil richtig gut.

Letztlich kam ProSieben 2001 auf einen durchschnittlichen Marktanteil von 11,7 Prozent in der Zielgruppe. Bis kurz vor Schluss hatte es danach ausgesehen, als könnte ProSieben 11,8 Prozent erreichen - doch mit einem von Wiederholungen geprägten und völlig unspektakulären Programm an Weihnachten und "zwischen den Jahren" hat man sich das auf den letzten Metern selbst noch vermiest. Übrig blieb nur ein kleines Plus von 0,1 Prozentpunkt, das den Rückgang des Vorjahres (-0,3 Prozentpunkte) nicht wettmachen konnte. Beim Gesamtpublikum fiel der Marktanteil sogar um 0,1 Prozentpunkt auf nun 6,2 Prozent - das war der schlechteste Wert seit 1991, als ProSieben noch in den Kinderschuhen steckte.

Daraus folgt aber auch: Das ohnehin junge Publikum ist im Schnitt noch einmal etwas jünger geworden - was auf die immer mehr Raum einnehmenden Sitcoms zurückzuführen ist. Mit ihnen hat ProSieben nicht nur die lange darniederliegende Daytime renoviert, sondern auch am Dienstagabend zu RTL aufgeschlossen. Zudem lässt ProSieben seine Zuschauer inzwischen auch donnerstags lachen - schon allein, weil es an erfolgversprechendem Serien-Nachschub in anderen Genres fehlt und altgediente Serien zuletzt längst nicht mehr so gut liefen wie gewohnt.