Der Januar ist traditionell der stärkste Monat für RTL - dem Dschungelcamp sei Dank. Doch nachdem das Format in den vergangenen beiden Jahren aus Quotensicht immer noch eine Schippe drauf legen konnte, wollte "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus" in diesem Jahr nicht so recht in Schwung kommen. Die Quoten lagen zwar immer noch auf einem außerordentlich hohen Niveau - doch die Bestwerte der letzten beiden Jahre wurden klar verfehlt. Dass zugleich auch der "Bachelor" schlechter lief, ein echter Serienhit fehlt und zudem "Berlin Models" auch noch die Quoten am Nachmittag nach unten zog, macht sich natürlich auch im Monatsmarktanteil bemerkbar.

Der stieg zwar bei den 14- bis 49-Jährigen im Vergleich zum Dezember um satte dreieinhalb Prozentpunkte auf nun 15,7 Prozent. Doch ein Jahr zuvor standen eben noch 1,8 Prozentpunkte mehr auf dem Konto, vor zwei Jahren waren es sogar noch 18 Prozent Marktanteil gewesen, im Ausnahme-Jahr 2011 über 21 Prozent. Einen Januar mit weniger als 16 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen erlebte RTL zuletzt im Jahr 2005. Auch wenn das Dschungelcamp aus Quotensicht ein Ausnahme-Format im deutschen Fernsehen blieb: Es konnte die allgemeinen Probleme der Kölner diesmal nicht komplett übertünchen.

Das zeigt sich übrigens auch beim Blick aufs Gesamtpublikum: Mit einem Monatsmarktanteil von 11,2 Prozent lag RTL hier noch hinter der ARD auf dem dritten Platz, das ZDF spielte eine ganze Klasse höher. RTL steigerte seinen Marktanteil im Vergleich zum Dezember zwar um 1,7 Prozentpunkte, blieb aber 1,6 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert.

Fulminanter Start fürs ZDF, Das Erste sucht seine Form

Richtig gelungen verlief der Start ins Jahr hingegen für das ZDF. Mit 14,2 Prozent Marktanteil beim Gesamtpublikum war der Mainzer Sender klarer Marktführer mit einem Vorsprung von fast drei Prozentpunkte auf den Zweitplatzierten. Im Vergleich zum Januar des Vorjahres konnte das ZDF seinen Marktanteil um 0,8 Prozentpunkte steigern. Einen besseren Monats-Wert in einem weder von Fußball-EM/WM noch von Olympia geprägten Monat gab es für das ZDF zuletzt vor sechs Jahren.

Zu den starken Quoten im Januar trugen zum Einen natürlich auch die Wintersport-Übertragungen bei, doch es waren vor allem auch eigene Akzente. Mit "Tannbach" hatte man einen starken Dreiteiler zum Auftakt des Jahres, hervorragend liefen zudem die beiden Bond-Filme, die das ZDF zudem auch noch am Dienstagabend zeigte, wo mit Dokus und Magazinen die Quoten sonst eher mau sind. Später gelang mit dem Discounter-Lebensmitteltest aber auch "ZDFzeit" auf diesem Sendeplatz noch eine hervorragende Quote. Dazu kommt, dass auch eine Reihe wie der "Bergdoktor" regelmäßig sechs Millionen Zuschauer anlockt.

Das Erste sucht hingegen noch seine Form. Im Januar sank der Marktanteil im Vergleich zum Vorjahresmonat noch einmal um 0,4 Prozentpunkte auf traurige 11,3 Prozent Marktanteil. Damit verharrt der Sender weiter nahe seines Allzeit-Tiefs aus dem Oktober vergangenen Jahres - und das, obwohl auch Das Erste im Januar ja von Wintersport-Übertragungen profitieren konnte. Für die weitere Entwicklung im Jahr wird viel davon abhängen, wie gut der neue Vorabend mit dem "Quizduell" funktionieren wird. "In aller Freundschaft - Die jungen Ärzte" hat kürzlich ja zumindest gezeigt, dass am Vorabend durchaus großes Potential besteht - auch wenn viele Zuschauer in Woche 2 schon wieder weg blieben.

Während die beiden öffentlich-rechtlichen Sender beim Gesamtpublikum derzeit fast schon Welten trennen, ist es bei den Jüngeren Zuschauern übrigens ein recht enges Rennen. Das ZDF schob sich im Januar zwar am Ersten vorbei, mit Marktanteilen von 6,6 und 6,3 Prozent spielen aber beide Sender auf dem gleichen, wenig überzeugenden Niveau.

Private Konkurrenz profitiert nicht von geringerer RTL-Dominanz

RTL überstrahlte in der Zielgruppe die Konkurrenz in diesem Januar weit weniger als in den Vorjahren - Profit schlagen konnte daraus aber niemand so recht. Dabei gelang es beispielsweise gerade ProSieben in den letzten beiden Wochen, dem Dschungelcamp an vielen Abenden erstaunlich gut Paroli zu bieten. "TV Total" erreichte gar die besten Januar-Quoten seit elf Jahren - getrieben durch die an gleich drei Abenden davor laufenden Wiederholungen von "The Big Bang Theory", die trotz Dschungel ordentliche Werte holten. Trotzdem lief es für ProSieben insgesamt in der Endabrechnung sogar minimal schlechter als im Vorjahr. Ein Monatsmarktanteil von 10,6 Prozent bedeutete einen Rückgang von 0,2 Prozentpunkten.

Für Sat.1 lief es zwar etwas besser als im Januar vergangenen Jahres, der Marktanteil legte um 0,2 Prozentpunkte zu - allerdings auch von einem katastrophalen Niveau kommend. Auch 9,0 Prozent sind noch immer ein ziemlich ernüchternder Wert für einen Sender wie Sat.1. Spannend werden aber nun ohnehin eigentlich erst die kommenden Monate, den Januar überbrückte Sat.1 nämlich fast ausschließlich mit Film- und Serienwiederholungen. Im Februar gibt es nun hingegen so viel neue Serienware wie man das bei Sat.1 lange nicht mehr gesehen hat. Zudem steht "Newtopia" vor der Tür, das bei Erfolg den Sender endlich wieder in den zweistelligen Bereich führen kann - bei Misserfolg aber gleichzeitig einer der teuersten Flops des Jahres wäre.

Ernüchternde Werte gab's für die Privatsender der zweiten Generation: Nachdem Vox im vergangenen Jahr den Jahresauftakt bereits ordentlich vermasselt hatte, lief es diesmal sogar noch etwas schlechter. Mit einem Monatsmarktanteil von 6,6 Prozent wurde der schwache Januar-Wert des Vorjahres noch um 0,3 Prozentpunkte unterboten. Besonders enttäuschend liefen die neuen Dienstags-Formate, die inzwischen alle schon wieder Geschichte sind.

Bei RTL II war die größte Enttäuschung des Januars wohl die Dokusoap über Ex-Dschungelqueen Melanie Müller, die montags überhaupt nicht funktionierte. An anderen Tagen behalf sich der Sender häufig mit Wiederholungen. Die Quittung: Erstmals seit drei Jahren wurde in einem Nicht-EM/WM-Monat die 6-Prozent-Marke wieder nach unten durchbrochen. Der Marktanteil ging im Vergleich zum Vorjahresmonat um einen halben Prozentpunkt auf 5,9 Prozent zurück. kabel eins blieb trotzdem deutlich dahinter, denn auch dort fiel der Marktanteil um einen halben Prozentpunkt schlechter aus als im Vorjahr und lag bei nur 5,0 Prozent. Sorgenkinder bleiben dabei die Eigenproduktions-Tage Dienstag und Sonntag, wo unter anderem die Richard-Gress-Dokusoap völlig chancenlos blieb.

Die Monatsmarktanteile im Überblick

  MA ab 3
+/-
Vormonat
+/-
Jan 14
MA 14-49 +/-
Vormonat
+/-
Jan 14
Das Erste
11,3
-0,2
-0,4
6,3 -0,2
+0,1
ZDF
14,2
+1,5
+0,8
6,6
+0,2
+0,5
RTL
11,2 +1,7
-1,6
15,7 +3,5
-1,8
Sat.1
7,6
-0,4
-0,2
9,0
-0,8
+0,2
ProSieben
5,1
-0,4
-0,2 10,6
-0,4
-0,2
Vox
5,0
-0,1
-0,1
6,6
-0,1
-0,3
RTL II
3,6
-0,3
-0,3 5,9
-0,2
-0,5
kabel eins
3,5
+/-0
-0,2
5,0
-0,1
-0,5

Die Spalte +/- gibt die Veränderung im Vergleich zum Vormonat bzw. zum Vorjahresmonat an. Quelle: DWDL-Recherche