ProSieben spürbar erholt, "Löwen" treiben Vox weiter an

Dieser Feiertag macht seinem wahrlich Namen alle Ehre - zumindest für Vox. Der Kölner Sender kann sich nämlich über den stärksten Marktanteil seit März 2013 freuen: Auf 7,9 Prozent brachte es Vox im Oktober bei den 14- bis 49-jährigen Zuschauern - und noch bis Montag hatte es sogar so ausgesehen, als könne der Sender den Monat mit einer Acht vor dem Komma abschließen. Unterm Strich stand dennoch ein gutes Plus von 0,2 Prozentpunkten im Vergleich zum September. Innerhalb eines Jahres gelang es dem Sender sogar, sich um 1,3 Prozentpunkte zu steigern, was ihn zum mit Abstand größten Gewinner unter den großen Acht macht. Der Grund für den Erfolg liegt auf der Hand: Mit Marktanteilen von teils mehr als 19 Prozent war "Die Höhle der Löwen" so erfolgreich wie noch nie.

Dass sich die Gründershow in dieser Woche vorerst vom Bildschirm verabschieden wird, könnte sich dementsprechend in den November-Marktanteilen niederschlagen. Allerdings steht mit der zweiten Staffel der Hit-Serie "Club der roten Bänder" schon der nächste Hoffnungsträger in den Startlöchern. Doch es sind keineswegs nur die "Löwen", die zum Vox-Aufschwung im Oktober beigetragen haben: Neben "Shopping Queen" und "Vier Hochzeiten und eine Traumreise" entwickelte sich die Doku-Reihe "Zwischen Tüll und Tränen" zuletzt im Nachmittagsprogramm außerordentlich gut. Immer häufiger lagen die Marktanteile im zweistelligen Bereich.

Beim Gesamtpublikum verbuchte Vox im Oktober übrigens einen Marktanteil von 5,8 Prozent und lag damit erneut vor ProSieben, das sich jedoch nach dem völlig desolaten Saison-Start nun wieder kräftig erholt zeigte. Besonders deutlich wird das beim Blick auf die Zielgruppen-Werte: Dort steigerte sich der Sender um 1,1 Prozentpunkte auf jene Flughöhe, auf der man auch schon vor einem Jahr unterwegs war - 10,8 Prozent wurden eingefahren. Bittere Flops wie "Risky Quiz" oder "Match Factor" sind damit vergessen. Stattdessen kann ProSieben unter anderem über starke Quoten von "Schlag den Star", erfolgreiche Spielfilme und eine tolle Rückkehr von "The Voice of Germany" jubeln.

Sat.1 verliert trotz "The Voice", RTL tut sich schwerer

Die Musikshow sorgte auch bei den Kollegen von Sat.1 für überzeugende Zuschauerzahlen - und doch landete man am Ende sogar noch unter dem September-Wert. Nur 8,8 Prozent Marktanteil verzeichnete der Sender im Oktober, was ganze 0,8 Prozentpunkte weniger waren als vor einem Jahr um diese Zeit. Dabei konnte man sich neben "The Voice" auch auf "Das große Backen" und Julia Leischik verlassen. Doch das war letztlich zu wenig, um die vielen Schwachstellen zu beheben: Zwar ist der Sonntag durch "The Voice of Germany" massiv gestärkt worden, doch "Navy CIS" erfuhr im Gegenzug am Montagabend keinen Aufschwung - und der Freitagabend ist mit aufgewärmten Versteckte-Kamera-Filmchen derzeit aus Quotensicht eine echte Enttäuschung.

Hinzu kommen quotenschwache Filme am Dienstagabend und ernüchternde Zahlen von "The Taste" am Mittwoch - wenn dann auch noch der "Kampf der Köche" über Wochen hinweg am Vorabend auf kaum mehr als fünf Prozent Marktanteil kommt, dann bleibt unterm Strich eben nur ein Monatsmarktanteil von weniger als neun Prozent übrig. Immerhin: Mit seiner "Ruhrpottwache" ist es Sat.1 in den vergangenen Tagen gelungen, die Zuschauerzahlen im Vorabendprogramm wieder ein wenig in den Griff zu bekommen. Dass man nun jedoch von morgens bis abends auf dieselben Programme setzt, könnte sich auf lange Sicht aber als gefährlich erweisen.

An der Spitze der Zielgruppe änderte sich erwartungsgemäß nichts: Die eroberte auch im Oktober wieder RTL, auch wenn der Sender nach nur einem Monat schon wieder unter der Marke von 13 Prozent lag. Mit 12,9 Prozent bewegte man sich zudem 0,4 Prozent unter dem Oktober-Wert des Vorjahres, was etwa daran liegt, dass "Bauer sucht Frau" im Vergleich zum Vorjahr einige Zuschauer verloren hat. Wie gut, dass man sich nach wie vor auf Bohlens "Supertalente" verlassen kann, die noch immer regelmäßig Marktanteile von mehr als 20 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen einfahren. Als größte Enttäuschung ging die neue US-Serie "Shades of Blue" hervor, mit einstelligen Werten startete und nach nur einer Woche auf einen späteren Sendeplatz wechseln musste.

Allzeit-Tief fürs Erste, ZDF glanzlos vorne

Mit Blick aufs Gesamtpublikum konnte RTL im Oktober übrigens sogar zulegen: Hier ging es um 0,3 Prozentpunkte auf 10,4 Prozent Marktanteil nach oben, was gar nicht so weit vom zweiten Platz entfernt war. Den belegte erneut Das Erste, das mit nur 10,7 Prozent Marktanteil jedoch den schwächsten Wert aller Zeiten hinnehmen musste. Da halfen auch die Bundesliga, der überraschend starke "Terror"-Themenabend und erfolgreiche Samstagabend-Shows wie "Klein gegen Groß" oder "Verstehen Sie Spaß?" nicht mehr. Bemerkbar machen sich aber auch die zunehmende Schwäche auf dem täglichen 16-Uhr-Sendeplatz sowie die gesunkenen Marktanteile am Vorabend, wo das "Quizduell" zwar erfolgreich ist wie nie zuvor, aber eben nicht mit "Wer weiß denn sowas?" mithalten kann.

Angesichts dessen hatte das ZDF letztlich leichtes Spiel, die Marktführerschaft zu verteidigen, wenngleich auch auf dem Lerchenberg nicht alles nach Plan lief. Der Marktanteil lag wie schon im September bei 11,9 Prozent. Zwei Mal in Folge weniger als zwölf Prozent verzeichnete der Sender zuletzt vor fünf Jahren. Das größte Problem des ZDF ist nach wie vor die Schwäche bei den Jüngeren: Mit nur 5,5 Prozent Marktanteil verlor man hier im Vergleich zum September noch einmal minimal. Das war zugleich der niedrigste Wert seit genau einem Jahr und zudem fast ein halber Prozentpunkt weniger als beim Ersten. Wie gut, dass man mit ZDFneo das Jugendproblem zumindest ein Stück weit kompensieren kann.

Bei den 14-  bis 49-Jährigen muss man sich beim ZDF inzwischen regelmäßig sogar RTL II geschlagen geben, das im Oktober ein Plus von 0,2 Prozentpunkten erzielte und auf 5,9 Prozent kam. Die Sechs vor dem Komma verfehlte man damit nun aber schon zum fünften Mal in Folge. Bei kabel eins ist ein Erfolgserlebnis mit mehr als sechs Prozent Marktanteil inzwischen sogar bereits über drei Jahre her. Doch auch hier trat in den zurückliegenden Wochen leichte Erholung ein: Um 0,2 Prozentpunkte steigerte sich kabel eins und fuhr auf diese Weise 5,2 Prozent in der Zielgruppe ein. Damit bewegte sich der Sender sogar leicht über dem Wert des Vorjahresmonats.

Die Monatsmarktanteile im Überblick

Die Spalte +/- gibt die Veränderung im Vergleich zum Vormonat bzw. zum Vorjahresmonat an. Quelle: DWDL-Recherche