Seit es das Dschungelcamp gibt, wird der Januar im Fernsehen vom Dschungelcamp geprägt - das war auch in diesem Jahr so und das lässt sich auch in diesem Jahr wieder an den Quoten ablesen. RTL steigerte seinen Marktanteil in der klassischen Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen im Vergleich zum Dezember deutlich um 2,7 Prozentpunkte auf nun 15,4 Prozent, der beste Wert seit dem Januar des vergangenen Jahres Der Vorsprung vor dem stärksten Verfolger wuchs auf deutlich über fünf Prozentpunkte an, die Marktführung beim jüngeren Publikum war also völlig ungefährdet.

Und doch hat der Triumph auch einen Makel: Es war für RTL nämlich auch der schwächste Dschungelcamp-Januar seit Bestehen des Formats. Im Januar 2016 hatte der Marktanteil noch 0,9 Prozentpunkte mehr betragen, auch der bislang schwächste Dschungel-Januar aus dem Jahr 2015 wurde noch knapp unterboten. Das lässt sich nicht allein auf geringfügig schwächere Dschungelcamp-Quoten als im Vorjahr zurückführen. Bitter war der Flop von "It takes 2" am Sonntagabend. Zum dauerhaft größeren Problem könnte sich aber die Schwäche des Nachmittagsprogramm entwickeln.

Holte der "Blaulicht-Report" im Januar 2016 noch über 16 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen, waren es nun nur noch 12,5 Prozent, ähnlich die Entwicklung bei den "Verdachtsfällen" und auch "Betrugsfälle" läuft schwächer. Dazu kommt: "Punkt 12" konnte längst nicht so sehr von der Dschungel-Berichterstattung profitieren wie noch im vergangenen Jahr. Das mittägliche Magazin blieb zwar für RTL ein voller Erfolg, im Schnitt dreieinhalb Prozentpunkte weniger machen sich aber eben doch bemerkbar. Auch beim Gesamtpublikum lief es für RTL deutlich schwächer als noch im Vorjahr: Statt 11,7 reichte es nur noch für 11,0 Prozent - was aber natürlich trotzdem ein deutlicher Aufschwung im Vergleich zum Dezember war, als RTL nicht über 9,2 Prozent hinaus gekommen war.

ZDF mit starkem Start ins Jahr, Das Erste mit historischem Tief

Von der Marktführung beim Gesamtpublikum war RTL aber weit entfernt. Die sicherte sich das ZDF, das einen hervorragenden Start ins Jahr erwischte. Der Marktanteil zog auf 13,9 Prozent an. Das waren 0,7 Prozentpunkte mehr als noch im Januar 2016 - und lässt man mal die Olympia/EM-Monate außen vor, dann muss man schon bis in den Januar 2015 zurückgehen, um einen höheren Marktanteil irgendeines Senders im deutschen Fernsehen zu finden.

Zwar liefen die vier meistgesehenen Sendungen des Monats im Ersten - allesamt "Tatorte" - doch auch das ZDF schaffte vielfach den Sprung über die Marke von sieben Millionen Zuschauern. "Ein starkes Team", "Marie Brand", "Mörderische Stille", "Das Traumschiff", "Das Sacher", "Nord Nord Mord", "Die Lebenden und die Toten" - all diese Filme lagen über dieser Marke, "Kommissarin Heller", "Ein Kommissar kehrt zurück" und "Helen Dorn" nicht weit darunter. Die ZDF-Stärke steht also auf einer breiten Basis. "Der Bergdoktor" lieferte zudem verlässlich mehrfach über sechs Millionen Zuschauer.

So gut es für das ZDF lief, so mies ließ sich das neue Jahr für Das Erste an. Es gab wie erwähnt die vier "Tatorte"- doch sonst blieben die großen Erfolge aus. Dazu kommen beispielsweise rückläufige Quoten am Nachmittag, wo das ZDF mit "Bares für Rares" dem "Sturm der Liebe" den Rang abgelaufen hat. Die Folge: Mit 10,6 Prozent Marktanteil beim Gesamtpublikum fiel Das Erste auf einen historischen Tiefstwert. So gering war der Marktanteil noch niemals zuvor. Im Vergleich zum Januar 2016 ging's um satte 1,6 Prozentpunkte nach unten. Damals hatte etwa die "Handball-WM" noch für einen Quoten-Höhepunkt gesorgt. Auch der Seriendienstag präsentierte sich damals stärker: "In aller Freundschaft" etwa hatte im Schnitt über eine Million Zuschauer mehr, mit "Um Himmels Willen" waren mehr Zuschauer anzulocken als mit der "Kanzlei" oder "Frau Temme".

Dass Das Erste beim Gesamtpublikum im öffentlich-rechtlichen Duell mit dem ZDF den Kürzeren zieht, ist man inzwischen gewohnt - dafür konnte man sich damit trösten, dass das ZDF mit seinem überaus hohen Krimi-Anteil wenigstens beim jüngeren Publikum regelmäßig den Kürzeren zog. Im Januar war aber auch das nicht der Fall: Zwar lief es für das ZDF nicht gerade gut - mit 6,2 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen lag der Sender sogar noch 0,2 Prozentpunkte unter dem Vorjahres-Wert, für Das Erste lief es mit 5,6 Prozent aber noch deutlich schlechter. Der Rückgang im Vergleich zum Vorjahr: 1,4 Prozentpunkte. Auch hier markierte Das Erste ein Allzeit-Tief.

Auch Sat.1 und ProSieben verpatzen den Start ins Jahr

Das Erste ist aber längst nicht der einzige Sender, der 2017 mit großen Startschwierigkeiten begonnen hat. Wie schon im September musste ProSieben im Januar erneut einen einstelligen Marktanteil hinnehmen - etwas, das man seit den Anfangstagen des Senders allenfalls noch aus Sportmonaten kannte. Im Januar reichte es aber wieder nur für 9,8 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen, 0,8 Prozenpunkte weniger als im vergangenen Jahr. Verlassen konnte ProSieben sich auf "The Big Bang Theory" und auch mit der "Promi Darts-WM" gelang ein schöner Erfolg. "Limitless" erwies sich aber mal wieder nicht als der nächste Serien-Hit - und ansonsten hatte man vor dem Dschungelcamp ohnehin weitgehend kapituliert und sich nicht besonders angestrengt, sondern viele Wiederholungen gezeigt.

Bei Sat.1 sieht das anders aus: Der Anteil an Erstausstrahlungen lag fast doppelt so hoch wie im vergangenen Jahr. Und der Lohn? Keiner: Der Marktanteil fiel mit 8,1 Prozent sogar noch um 0,3 Prozentpunkte niedriger aus als im Januar 2016. Zwar konnte man mit "Einstein" die erste eigenproduzierte Serie seit langem mit zumindest soliden bis ordentlichen Quoten platzieren, die US-Serien am Montag laufen aber weiterhin schlecht, auch die "15-Dinge"-Reihe am Mittwoch lief nicht gut, die sonntägliche Show "Duell der Stars" geriet zum Totalausfall und zeigte, dass ein Show-Platz am Sonntagabend alles andere als ein Selbstläufer ist - die Kollegen von RTL können davon ja ebenfalls ein Lied singen. Und es gibt eine weitere Parallele zu RTL: Auch bei Sat.1 lief's am Nachmittag schwächer. "Auf Streife" holte nur noch 9,3 statt 11,8 Prozent Marktanteil - weniger wäre manchmal vielleicht doch mehr.

Beim Gesamtpublikum geht die Schrumpfung der ProSiebenSat.1-Sender ebenfalls rasant weiter: Sat.1 kommt noch auf einen Gesamt-Marktanteil von 6,6 Prozent, ProSieben auf 4,7 Prozent. Das sind im Vergleich zum Januar 2016 Rückgänge von 0,4 bzw. 0,5 Prozent.

Vox und kabel eins deutlich stärker als im Januar 2016

Auch Vox bekam die Konkurrenz durchs Dschungelcamp zu spüren und musste den geringsten Marktanteil seit August hinnehmen - der lag aber mit 7,0 Prozent trotzdem noch um 0,9 Prozentpunkte über dem Januar-Marktanteil ein Jahr zuvor. Der Sender profitiert weiterhin beispielsweise von einem stärkeren Nachmittag, auch der Monatsendspurt lief mit "Kitchen Impossible" und Auswanderern gut. kabel eins zeigte sich recht unbeeindruckt vom Dschungelcamp: 5,0 Prozent betrug der Marktanteil in der Zielgruppe im Januar - genauso viel wie im Dezember und November. Im vergangenen Jahr hatte der Sender mit 4,6 Prozent noch einen ziemlichen Fehlstart hingelegt, das blieb kabel eins diesmal erspart.

Probleme hat hingegen RTL II, wo man unter anderem darunter leidet, dass die "Geissens" inzwischen ihren Quotenglanz verloren haben. Jedenfalls reichte es im Januar nur für einen Marktanteil von 5,2 Prozent - weniger war es zuletzt Ende 2002. Immerhin: Der Januar gehörte auch im vergangenen Jahr zu den schwächsten Monaten für RTL II, mit 5,3 Prozent sah es damals kaum besser aus. Ohne Dschungel-Konkurrenz dürfte man also auch dort wieder auf Besserung hoffen. Doch im Januar trennten kabel eins und RTL II in der Zielgruppe nur noch 0,2 Prozentpunkte. Beim Gesamtpublikum ist kabel eins ohnehin stärker: 3,5 Prozent stehen hier 3,1 Prozent bei RTL II gegenüber.

Die Monatsmarktanteile im Überblick

  MA ab 3
+/-
Vormonat
+/-
Jan 16
MA 14-49 +/-
Vormonat
+/-
Jan 16
Das Erste
10,6 -0,6
-1,6
5,6
-0,8
-1,4
ZDF
13,9
+1,4
+0,7
6,2
+0,1
-0,2
RTL
11,0
+1,8
-0,7
15,4
+2,6
-0,9
Sat.1
6,6
-0,5
-0,4
8,1
-0,8
-0,3
ProSieben
4,7
-0,4
-0,5 9,8
-0,6
-0,8
Vox
5,0
-0,1
+0,3
7,0 -0,3
+0,9
RTL II
3,1
-0,1
-0,2 5,2
-0,2
-0,1
kabel eins
3,5
-0,2
+0,1
5,0
+/-0
+0,4

Die Spalte +/- gibt die Veränderung im Vergleich zum Vormonat bzw. zum Vorjahresmonat an. Quelle: DWDL-Recherche