Als DWDL.de im November 2001 an den Start ging, da war die ProSiebenSat.1-Senderfamilie bildlich gesprochen gerade mal aus den Flitterwochen zurück - die Fusion zwischen ProSieben Media AG und der Sat.1 SatellitenFernsehen GmbH fand erst im Oktober 2000 statt - befand sich aber wie die gesamte Medienbranche schon mitten in der Krise. Die Dotcom-Blase war geplatzt, die Wirtschaft auf Talfahrt und die Terroranschläge vom 11. September hatten die Märkte zusätzlich verunsichert.
Zu dieser ungünstigen Großwetterlage kamen auch noch die akuten Finanzprobleme der Kirch-Gruppe, dem damaligen Hauptgesellschafter von ProSiebenSat.1. Es hätte nicht viel gefehlt, da wäre auch ProSiebenSat.1 noch stärker in diesen Strudel hineingezogen worden. So wurde damals eigentlich eine Fusion zwischen KirchMedia und der ProSiebenSat.1-Gruppe angestrebt und durch die damalige Führung des Konzerns um Vorstandschef Urs Rohner und TV-Vorstand Ludwig Bauer erst kurz vor dem Zusammenbruch des Kirch-Imperiums abgesagt.
Damals gab es nicht wenige Unkenrufe, die eine Zerschlagung und Bedeutungslosigkeit der ProSiebenSat.1-Gruppe heraufziehen sahen. Wahr wurden diese Szenarien nicht - doch die Folge des Kirch-Zusammenbruchs war trotzdem eine Dekade der Unsicherheit für ProSiebenSat.1, was die Gesellschafterstruktur angeht. Und eine Dekade, die mehrfach am Sinn des deutschen Medienkonzentrationsrechts zweifeln ließ. So interessierten sich zwar immer wieder deutsche Investoren, allen voran Springer, das ohnehin einen Minderheitsanteil an ProSiebenSat.1 besaß, für den Kauf der Sendergruppe - doch sie scheiterten letztlich doch an Bedenken oder dem Veto des Kartellamts. Traten ausländische Medienkonzerne auf die Bühne, war das Geschrei in der Politik um so größer - einen Berlusconi etwa wollte man sich eben auch nicht ins Land holen.
Herbert Kloiber beschrieb das ganze Dilemma in einem Interview mit DWDL.de im Jahr 2006 einmal so: "Deutsche Medienpolitiker wissen nicht, was sie wollen. Private Equity ist verteufelt, Springer als deutsches Unternehmen darf nicht und Berlusconi als ausländischer Investor soll bitte auch nicht. Es ist grotesk, dass Kirch früher unbehelligt mit Springer anbandeln durfte und jetzt der große Aufschrei kommt, weil man sich um die Meinungsvielfalt sorgt." Und so konnte ProSiebenSat.1 bislang keine Heimat bei einem strategischen Investor finden, sondern ist in der Hand von Finanzinvestoren - was in der deutschen Medienpolitik freilich auf kaum mehr Gegenliebe stieß. Regelmäßig wird seitdem eine Reform des Konzentrationsrechts gefordert, passiert ist nichts.