Wir hatten im Herbst 2003 schon einige wichtige Ziele erreicht: Wir hatten ein für damalige Verhältnisse flexibles Redaktionssystem, die langsam steigende Anerkennung der Branche sowie sprunghaft gestiegene Leserzahlen. Doch ein Problem war nicht gelöst: Die gestiegenen Ansprüche unserer Leser an DWDL.de wollten erfüllt werden. Es war doch eigentlich nur ein Hobby. Wir brauchten Verstärkung. Dankenswerterweise konnten wir immer wieder Freunde überzeugen, uns beim Abenteuer DWDL.de zu helfen. Mal nur für kurze Zeit, mal länger. Mein Dank gilt etwa Dominique Bohnen, Sebastian Filipowski, Johannes Boss, Marcus Poschlod, Daniel Große und Marcus Herrmann. Gerade Marcus hinterließ bleibende Spuren: Das noch heute in Abwandlung genutzte Logodesign von DWDL.de stammt aus seiner Feder.
Alle sind heute auch noch als Journalisten, Radio-Moderatoren oder TV-Redakteure tätig. So viele neue kreative Köpfe im Team bedeuteten auch neue Ideen. DWDL.de startete noch 2003 den wöchentlichen Podcast "Medienzirkus", 2004 folgten erste Kolumnen. Stark ausgebaut wurden auch die Interviews. Immer mehr exklusive Geschichten und Kommentare zum Mediengeschehen folgten. Hier bekam RP Online, das Internetportal der "Rheinischen Post", bei dem ich damals parallel arbeitete, etwas zurück. Exklusive DWDL.de-Recherchen wurden, wenn sie dafür geeignet waren, auch unmittelbar bei RP Online veröffentlicht. Eine Win-Win-Situation, wie man so schön sagt.
2004 wurde DWDL.de ernsthafter. Einige Spielereien wurden eingestellt, dafür die Berichterstattung ausgebaut. Markus Schlegel kam als Grafiker und Redakteur an Bord. Das ermöglichte mehr Spielraum. Wir waren auch bei immer mehr Terminen vor Ort, um den direkten Kontakt und die Information aus erster Hand zu erhalten. Das gelang natürlich am Anfang noch lange nicht so gut wie später. Mal machte der noch unbekannte und mysteriöse Name einen Strich durch die Rechnung, mal war ein Online-Medienmagazin einfach doch noch unheimlich. Angebote wie Turi2, Meedia oder Bildblog gab es ja noch nicht. Online über Medien zu schreiben, das war ungewohnt. Und dass das dann auch noch unbequem und kritisch geschah, erschien manchem Unternehmen als Bedrohung.
Von uns besonders gefürchtet waren damals Anrufe von Anwaltskanzleien, die sich mangels veröffentlichter Fax-Nummer nach eben dieser erkundigten. Verletzte Eitelkeiten von B-Promis waren teuer, unabhängig davon ob man sich im Recht sah. Denn auf einen Rechtsstreit wollten und konnten wir uns in diesen jungen Jahren nicht einlassen. Teuer genug war DWDL.de in den ersten Jahren auch so schon: Bis zu den ersten nennenswerten Werbeeinnahmen im Jahr 2006 investierte ich gut 20.000 Euro. Für einen Studenten eine Menge Holz. Man darf wohl sagen: Ohne meinen Job bei RP Online wäre DWDL.de in frühen Jahren nicht finanzierbar gewesen. Doch zurück ins Jahr 2004: Im Frühjahr diesen Jahres gelang uns der zweite große Coup nach der Tele 5-Story zwei Jahre zuvor.