Doch Schmidt versuchte sich keineswegs nur am späten Abend: Auch er war einer der vielen Versuche, die Programmdirektor Struve am Vorabend startete, allerdings war auch die Neuauflage des Rate-Klassikers "Pssst..." nicht von Erfolg gekrönt. Ganz im Gegensatz zum Versuch, am Nachmittag zwei Telenovelas zu etablieren: "Sturm der Liebe" entwickelte sich schon wenige Tage nach dem Start zum großen Quoten-Hit, der auch heute noch regelmäßig in den Top 5-Quotencharts des Ersten rangiert. Mit "Rote Rosen" ist es zudem gelungen, noch eine weitere Serie dieser Machart erfolgreich an den Start zu bringen - den über Jahre hinweg talkenden, aber zuletzt immer weniger gefragten Jürgen Fliege vermisst bei der ARD mittlerweile wohl niemand mehr.
Auch die abendlichen Serien erfreuen sich größter Beliebtheit: Mit "Um Himmels Willen" hat Das Erste die mit Abstand erfolgreichste Serie im deutschen Fernsehen im Programm, "In aller Freundschaft" mauserte sich trotz mancher Häme von Seiten des Feuilletons zum Dauerbrenner - und der "Tatort" erfreut sich derzeit so großer Popularität wie lange nicht. Für viele Schlagzeilen sorgte in den letzten Jahren allerdings nicht nur der "Tatort", sondern besonders auch die danach ausgestrahlte Sendung. Oder besser gesagt: Sendungen. Denn nach dem Abschied von Polittalkerin Sabine Christiansen im Jahr 2007 folgte ihr Anne Will. Doch der Wechsel ging nicht ohne Diskussionen über die Bühne.
Marktanteile - damals und heute (Gesamtpublikum)
2001 |
2011 |
Veränderung |
13,7 % |
12,6 % |
- 1,1 |
Ursprünglich war es nämlich RTL-Mann Günther Jauch, der den Sendeplatz am Sonntagabend übernehmen sollte. Doch dazu kam es nicht: "Jeder drittklassige Bedenkenträger schlug ein anderes Pflöckchen in den Boden", ließ er später mitteilen. Jede Woche hätten "Gremien voller Gremlins" der Verführung nachgegeben, ihren Namen neben seinen in der Zeitung zu lesen. Und Jauch legte noch nach: "Profilneurotiker" seien diese ARD-Kritiker gewesen. Dabei sei mit seinen Verhandlungspartnern Pleitgen, Plog und Struve bereits ein unterschriftsreifer Vertrag ausgearbeitet gewesen. "Aber das nachgeordnete Niederwild reißt mit dem Hintern ein, was die Chefs mit dem Kopf gerade erst aufgebaut haben."
Jauchs Absage hatte allerdings zur Folge, dass Frank Plasberg mit "Hart aber fair" ins Erste kam - wenn auch nicht auf dem prestigeträchtigen Sonntags-Platz. Inzwischen ist Jauch bekanntlich doch noch gewechselt, was erneute Verschiebungen im Programm mit sich führte. Zurückgekehrt ist auch die "Sportschau", allerdings bereits im Jahr 2003. Nicht zuletzt Günter Struve freute sich. Der Grund: Als er 1992 die Bundesliga im Ersten aufgegeben hatte, hätte er nicht daran gedacht, sie jemals wieder zur ARD holen zu können. Das Interesse am Comeback war übrigens gewaltig: Trotz hochsommerlicher Temperaturen schalteten fast fünf Millionen Zuschauer ein, der Marktanteil der ersten Sendung betrug stolze 34,3 Prozent. Nun droht wieder ein Verlust der "Sportschau" - doch das ist erst ein Thema für das nächste Jahrzehnt.