Mitte 2008 erlosch die Sendelizenz dann übrigens doch. Der offizielle Grund für den Lizenzentzug lautete, dass der Sender "zumindest seit März 2007" nicht - wie in der Lizenz verlangte - aus Österreich sende. Ruhe kehrte damit aber noch lange nicht ein. Nach der Einstellung von Kanal Telemedial verbreitete Hornauer sein Programm nämlich weiterhin über das Internet und über seinen Sender Primetime - ein Mediendienst, der über Astra zu empfangen war und für den eine Unbedenklichkeitsbescheinigung der deutschen Medienwächter aus dem Jahr 2006 vorlag.

Das Dilemma: Mediendienste unterliegen in Deutschland weniger strengen Auflagen als Sender, die als Rundfunk gelten. Ausschlaggebendes Kriterium für die Qualifizierung als Rundfunk sind Kiterien wie Breitenwirkung, Suggestivkraft und Aktualität. Die deutschen Medienwächter reagierten jedoch schließlich ungleich schneller als die österreichischen Kollegen auf Hornauers Kniff. Deren Ergebnis lautete: Was dort über einen Mediendienst verbreitet wird, ist Rundfunk. Da Primetime nicht über die für ein Rundfunkprogramm erforderliche Zulassung verfügte, wurde Hornauers Firma aufgefordert, umgehend die Verbreitung von unterhaltenden und beratenden Live-Programminhalten bei Primetime einzustellen.

Und tatsächlich: Am 31. Juli 2008 war nun tatsächlich Schluss - wenn auch nur im Fernsehen. Im Internet ist Hornauer nach wie vor auf Sendung, um seine telemedialen Weltansichten zu verbreiten. Im März 2009 schaffte es Thomas Hornauer allerdings doch noch einmal ins Fernsehen. Beim "ZDF spezial" zum tragischen Amoklauf in Winnenden feierte er sein zweifelhaftes Comeback: Während ein kurioserweise früher bei BTV4U beschäftigter Reporter ein Interview führte, stand Hornauer minutenlang dahinter und blickte in die Kamera.

Der Appetit auf Kuchen sei ihm vergangen, als er vom Amoklauf hörte, sagte Hornauer später in seinem Live-Stream im Internet. "Und eine innere Stimme sagte mir: Thomas fahr dort hin." Und weiter: "Man hatte Angst, dass ein Krieg kommt. Doch man sieht nicht, dass wir längst in einem Krieg sind", analysierte Hornauer mit Verweis auf die Aufstände französischer Jugendlicher einige Zeit zuvor. Am Ort des Geschehens sei er dann ratlos gewesen. "Ich wusste nicht genau, was meine Aufgabe sein könnte; was ich da helfen kann." Die Reporter von RTL hätten sich "unter aller Sau benommen" und "geschockte Jugendlichen zu Interviews verführt".

Da sei er eingeschritten: "Ich hab mich dann dazwischen gedrängt und diesen Jungen rausgeholt. Und so kam ich in eine ganz neue Rolle. Auf einmal habe ich bemerkt, die Jugendlichen brauchen Schutz vor dem Konsum-, Kapital- und Emotionsjournalismus." Die Verantwortung für das Attentat schob Hornauer auf die Medien - und den Vollmond. Immer wieder betonte er, dass man bei Kanal Telemedial sieben Monate lang alles getan habe, um auf gesellschaftliche Defizite hinzuweisen. Nein, an Aufmerksamkeit hat es Thomas Hornauer gewiss nie gemangelt.